Nach Cyberattacke: Online-Glücksspieldienstleister SBTech garantiert Millionenrücklagen
Der Online-Glücksspieldienstleister SBTech hat zugestimmt, für die nächsten zwei Jahre mindestens 30 Mio. US-Dollar Kapital bereitzuhalten. Die in Abstimmung mit der US-Börsenaufsicht vereinbarte Rücklage soll die Deckung von Verbindlichkeiten garantieren, die aus einem Cybersicherheits-Vorfall von Ende März resultieren könnten.
Hunderte Glücksspiel-Seiten betroffen
Am 30. März bestätigte SBTech, Opfer eines Cyberangriffs geworden zu sein. Für über 72 Stunden waren die Seiten Hunderter internationaler Partner des Anbieters interaktiver Sportwetten-Lösungen und Dienstleistungen nicht abrufbar gewesen. Um Regressforderungen der Kunden nachkommen zu können, muss SBTech nun Rücklagen im zweistelligen Millionenbereich garantieren.
Experten gehen davon aus, dass es sich bei dem Angriff um eine Ransomware-Attacke gehandelt haben dürfte. So erklärte Geraint Williams, IT-Sicherheitsbeauftragter der GRCI-Gruppe:
Unternehmen dieser Größe verfügen normalerweise über die Ressourcen und Sicherungsserver, um Dienste relativ schnell wieder aufzunehmen, wenn es sich um einen DDOS-Angriff handelt. Wenn es sich hingegen um einen Ransomware-Angriff handelt, kann es einige Zeit dauern, die Systeme wiederherzustellen und sicherzustellen, dass sie sauber sind.
Rücklagen retten Millionen-Deal
Um einen kurz zuvor ausgehandelten Deal nicht zu gefährden, musste SBTech nun in den sauren Apfel beißen. In Absprache mit der US-Börsenaufsicht US Securities Exchange Commission (SEC) erklärte sich das Unternehmen bereit (Seite auf Englisch), 10 Mio. USD in bar und weitere 20 Mio. USD in Anlagen für aus dem Vorfall resultierende Kosten bereitzuhalten.
Die Rücklage gefordert hatte die Diamond Eagle Acquisition Corporation (DEAC). Die Investment-Firma hatte Ende 2019 bekanntgegeben, SBTech zeitnah unter ihrem Dach mit der Fantasysport- und Wettplattform DraftKings zu fusionieren und den so entstandenen Glücksspielriesen an die Börse bringen zu wollen.
Ursprünglich hätten die DEAC-Aktionäre der auf 600 Mio. USD bezifferte Übernahme von SBTech auf einer Versammlung am 9. April zustimmen sollen. Das Anlegertreffen wurde in Anbetracht der jüngsten Geschehnisse auf den 23. April verschoben.
Medienberichten zufolge behält sich die DEAC vor, weitere 70 Mio. USD an SBTech-Geldern zu fordern, sollten die zurückgehaltenen 30 Mio. USD nicht ausreichen, um etwaige Ansprüche infolge der Cyberattacke aufzufangen.
Für den Fall, dass die Kosten der erwarteten Klagen der SBTech-Kunden auch die dann insgesamt 100 Mio. USD überschreiten, kündigte die DEAC an, die Differenz von den derzeitigen Eignern einzufordern.