Montag, 25. November 2024

Rücktritt: Illegales Casino in Wohnung von Politiker in St. Petersburg ausgehoben

Souvernirstand mit Matrjoschkas

Der russische Politiker Oleg Kalyadin hat seinen Rücktritt als Vorstand des Stadtbezirks Vvedensky in St. Petersburg bekanntgegeben. Am Wochenende war bei einer Razzia in einer Immobilie des Mitglieds der Regierungspartei Einiges Russland ein illegales Casino ausgehoben worden.

Unwissender Vermieter?

Nachdem in einer in seinem Besitz befindlichen Wohnung ein illegales Casino entdeckt wurde, gab der russische Politiker Kalyadin seinen Rückzug bekannt. Eigenen Angaben zufolge sei er lediglich Vermieter gewesen und habe keine Kenntnis von den Aktivitäten in der Immobilie gehabt.

Laut Präsident Wladimir Putin ist das Glücksspiel eine größere Gefahr für Russland als der Alkoholismus. Seit 2009 gilt deshalb ein allgemeines Glücksspielverbot. Legal gespielt werden darf noch in einigen Sonderverwaltungszonen, darunter der Enklave Kaliningrad. Das Glücksspiel im Internet ist verboten.

In der Nacht zum Samstag stürmten Einheiten des russischen Spezialeinheitskommandos SOBR eine Wohnung im Kronverksky Prospekt in St. Petersburg. Angaben lokaler Medien zufolge soll es 30 Minuten gedauert haben, bis es den Fahndern gelang, den stark gesicherten Eingang aufzubrechen.

Hinter der Tür entdeckten die Ermittler ein bestens ausgestattetes illegales Casino. So sollen sich in den Räumlichkeiten mehrere Roulette- und Pokertische befunden haben. Zusätzlich habe es ein Angebot von 12 Spielautomaten und eine große Auswahl exquisiter Spirituosen gegeben. Zum Zeitpunkt des Zugriffs habe sich rund ein Dutzend Personen in der Wohnung aufgehalten.

Ehrenbürger von St. Petersburg

Besondere Brisanz erhielt die Aktion durch den Eigner der besagten Immobilie. Oleg Kalyadin wurde nicht nur 2015 zum „Ehrenbürger der Region St. Petersburg“ geadelt. Er war auch seit 2009 Bezirksvorstand von Vvedensky.

Dieser Posten gehört nun der Vergangenheit an, ebenso wie sein Platz im Abgeordnetenhaus von St. Petersburg. Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Vyacheslav Makarov, Vorsitzender von Einiges Russland in St. Petersburg, den Ausschluss Kalyadins aus der Partei öffentlich bestätigt.

Die Vermietung einer Wohnung, in der das kriminelle Geschäft floriere, sei nicht mit dem Status eines Parteimitglieds von Einiges Russland vereinbar, so Makarov:

Die Missachtung des Gesetzes und der Menschen wird weiterhin die härteste und blitzartigste Reaktion der Partei hervorrufen.

Beobachter halten es für möglich, dass die öffentlichkeitswirksame Aktion (Seite auf Englisch) gegen das illegale Casino politisch motiviert gewesen sein könnte. Hintergrund könnten Auseinandersetzungen zwischen dem Parteivorsitzenden Makarov und dem seit 2018 amtierenden Gouverneur von St. Petersburg, Alexander Beglov, sein.