Montag, 25. November 2024

Vereinigtes Königreich und Irland: Glücksspiele im Zentrum politischer Debatten

Flagge GB und Irland mit Glücksspielmotiven|Fixed-Odds-Betting-Terminals UK

In kaum einem anderen europäischen Land war das Glücksspiel auf politischer Ebene ein so bedeutendes Thema wie in Großbritannien. Immer mehr Politiker haben sich für drastische Reduzierungen der verfügbaren Glücksspielangebote ausgesprochen und zumindest in einigen Bereichen neue, restriktivere Gesetze erwirkt.

Auch in Irlands Glücksspielgesetzgebung scheint erstmals wieder frischer Wind zu kommen. Anders als von vielen erhofft, beziehen sich die jüngsten Gesetzesänderungen jedoch noch immer nicht auf das derzeit unregulierte Online Glücksspiel.

Viel Lärm um FOBT-Regelungen

Seit dem Gambling Act von 2005 sind in Großbritannien, anders als in Deutschland, alle Formen des Glücksspiels grundsätzlich legal. Voraussetzung ist, dass die Betreiber, egal ob im landbasierten oder Online Glücksspiel, mit einer Lizenz der britischen Glücksspielaufsicht, der UK Gambling Commission, operieren.

Fixed-Odds-Betting-Terminals UK

Höchsteinsatz von 2 GBP an FOBT Automaten (Bild: CasinoOnline)

Die glücksspielfreundliche Gesetzgebung des Landes hat dazu geführt, dass es heute geradezu einen Überfluss an verfügbaren und legalen Glücksspielangeboten gibt. Einigen Politikern zufolge ist dieser Zustand längst außer Kontrolle geraten.

Im britischen Parlament kristallisierten sich daher in diesem Jahr mehrere entschiedene Glücksspielgegner heraus.

Ein besonders explosives Thema zog sich dabei von Herbst 2018 bis ins Frühjahr 2019: die Maximaleinsätze an Fixed-Odds-Betting-Terminals (FOBTs) sollten von 100 GBP pro Spielrunde auf 2 GBP reduziert werden.

Für die Reduzierung der FOBT-Einsätze hatte sich im Vorjahr insbesondere die ehemalige Sportministerin Tracey Crouch eingesetzt. Als die Regierung im November letzten Jahres ankündigte, die Durchsetzung der Gesetzesänderung auf Oktober 2019, statt wie geplant April 2019, anzusetzen, trat die Ministerin aus Protest zurück. Bei einer erneuten flammenden Diskussion zum Thema drohte ein weiteres Dutzend Politiker mit dem sofortigen Rücktritt, sollte die damalige Premier Ministerin Theresa May ihre Entscheidung nicht revidieren.

Aufgrund des großen Drucks aus den oppositionellen sowie den eigenen Reihen beschloss die Leaderin der Conservative Party schließlich, die FOBT-Reduzierung ab April 2019 abzusegnen.

Für die Buchmacher des Landes waren dies wenig erfreulich Nachrichten. Unter lautem Klagen sagten diese voraus, dass als direkte Folge zahlreiche Wettbüros schließen und Mitarbeiter ihre Jobs verlieren würden.

Online Casinos dürfen sich warm anziehen

Doch auch Online Buchmacher und Online Casinos sollten in diesem Jahr nicht ganz ohne neue Einschränkungen davonkommen. Ebenfalls im April erhöhte die Regierung im Rahmen der „Remote Gambling Duty“ den Steuersatz für Online Glücksspielanbieter von 15 % auf 21 %.

Gleichzeitig wächst seit Monaten der Druck, die Einsatzmöglichkeiten in Online Casinos ebenso wie im landbasierten Glücksspiel zu deckeln. Laut Lord Chadlington, einem amtierenden Politiker des britischen House of Lords, gebe es keinen Grund, das Einsatzlimits bei Online Slots nicht ebenfalls auf 2 GBP zu begrenzen.

Nachdem diese Forderung im November erstmals laut wurde, taten sich prompt zehn der größten britischen Buchmacher zusammen, darunter GVC, William Hill, Rank Group und Caesars, um etwaigen erzwungenen Änderungen vorzugreifen.

Die Unternehmen erstellten gemeinsam ein Manuskript mit insgesamt 22 Maßnahmen zur Erhöhung des Spielerschutzes. Ob diese ausreichen werden, bleibt abzuwarten.

Welche andere Änderungen gabe es im Jahr 2019?

  • Mai: Labour Politiker Tom Watson fordert Überprüfung aller Online Lizenzen
  • Juli: Anerkennung von Lootboxen als Glücksspiel wird abgelehnt
  • August: Eingeschränktes Werbeverbot, welches Glücksspielwerbung während Live Sport Übertragungen untersagt
  • September: Die zweite Spielsuchtklinik Englands eröffnet in Leeds
  • September: Selbstausschluss-Programm „GAMSTOP“ bewilligt
  • Oktober: Buchmacher willigen in höhere Spendenabgaben für GambleAware ein
  • Oktober: Britische Bank NatWest startet Spielsuchtberatung in Filialen

Kommt Schwung in Irlands Gesetzgebung?

Anders als in Großbritannien hat sich in der Welt des irischen Glücksspiels im Jahr 2019 wenig bewegt. Die Glücksspielgesetze des Landes, die im Rahmen der Gambling Control Bill neu formuliert werden sollten, hängen nach wie vor seit 2013 in der Schwebe.

Das seit langem geplante Regelwerk sollte erstmals den Bereich des Online Glücksspiels ansprechen und dort für regelmäßige Steuereinnahmen und höheren Spielerschutz sorgen.

Stattdessen schockte die irische Regierung die Bevölkerung Anfang Dezember mit einem neuen Glücksspielgesetz, welches derzeit das landbasierte Glücksspiel auf den Kopf stellt.

Die Änderungen könnten sich vor allem auf die Bereiche Lotto, Bingo und die landbasierten Spielcasinos auswirken, sollte die Regierung diese wirklich durchsetzen.

Aufgrund der vielen offenen Baustellen dürfte das Thema Glücksspiel in jedem Fall auch im Jahr 2020 sowohl auf der britischen als auch der irischen Insel weiterhin Fahrt aufnehmen.