Sonntag, 24. November 2024

Glücksspielprobleme in Irland: Dublin und Belfast unter Druck

Spielkarten

Die jüngsten Änderungen der irischen Glücksspielgesetze haben das Dubliner Fitzwilliam Card Club Casino am Montag dazu veranlasst, nach 16 Jahren Betrieb seine Pforten zu schließen. Fast 80 Mitarbeiter verloren damit von heute auf morgen ihren Arbeitsplatz.

Nachdem Irland mit seinem neuen Gaming and Lotteries (Amendment) Act, 2019 die Glücksspielregulierung deutlich verschärft hat, plant jetzt auch Inselnachbar Nordirland eine grundlegende Überarbeitung der dortigen Glücksspielgesetze, da diese laut Staatssekretärin Tracy Meharg veraltet seien.

Unerfüllbare Voraussetzungen für den Casinobetrieb

Das Dubliner Fitzwilliam Card Club Casino gilt seit 16 Jahren als eines der bekanntesten Spielcasinos im belebten Stadtzentrum der irischen Hauptstadt. Seit Montag jedoch bleiben die Türen des privatgeführten Casinos geschlossen, möglicherweise für immer.

Stadtzentrum Dublin Brücke

Keine Zukunft für Casinos in Dublin? (Bild: PublicDomainPictures)

Wie die Tageszeitung The Irish Times [Seite auf Englisch] am Dienstag berichtete, hätten sich die Inhaber aufgrund der jüngsten Gesetzesänderungen zur sofortigen Schließung gezwungen gesehen.

Rechtsberater der Spielbank hätten darauf hingewiesen, dass der neue Gaming and Lotteries (Amendment) Act, 2019 vorsehe, dass für den weiteren Betrieb eine gesonderte Genehmigung, ausgestellt durch die irische Regierung, erworben werden müsse.

Der Staat dürfe diese Genehmigung jedoch nur an Glücksspielbetreiber ausstellen, die ihren Spielern „gleichberechtigte Gewinnchancen“ garantieren. Das heiße, dass jeder Spieler dieselben Gewinnchancen haben müsse wie der Dealer, bzw. das Haus.

Der weltweit in Spielbanken übliche Hausvorteil, welcher jedem Casino ermöglicht, langfristig Profite statt Verluste zu machen, sei nach dieser Gesetzesgrundlage unzulässig.

Alle landbasierten Spielbanken und Online Casinos erzielen ihre Profite auf Basis des jeweiligen Hausvorteils. Dieser ist die Differenz zwischen den Gesamteinsätzen der Spieler und den Auszahlungsquoten (auch Return-to-Player, RTP genannt). Aufgrund der deutlich geringeren Betriebskosten sind die Auszahlungsquoten in Online Casinos in der Regel höher als im landbasierten Glücksspiel.

Ein Sprecher des Fitzwilliam Card Club Casinos erklärte, dass die Inhaber die Regierung um eine Modifikation der Gesetzesänderung gebeten hätten, die das gefürchtete Schicksal des Betriebs und der fast 80 Mitarbeiter abwenden würde.

Die Bitte sei jedoch auf taube Ohren gestoßen. Alle 52 Vollzeitangestellten und 26 Teilzeitkräfte verlören jetzt unweigerlich ihre Jobs. Dass in naher Zukunft noch weitere irische Spielbanken den neuen Gesetzen erliegen, scheint daher nicht unwahrscheinlich.

Nordirlands modernes Glücksspiel weitgehend unreguliert

In Nordirland hingegen sieht die Gesetzeslage rund um das Glücksspiel derzeit deutlich anders aus. Obwohl das Land seit der Trennung von Irland im Jahr 1922 zum Vereinigten Königreich gehört, findet der in den anderen drei Ländern des Bündnisses geltende Gambling Act von 2005 in Nordirland keine Anwendung.

Parlament Nordirland

Verabschiedet das nordirische Parlament 2020 neue Glücksspielgesetze? (Bild: Flickr/Lyn Gateley)

Stattdessen beruft sich die Glücksspielregelung noch heute auf die 1985 verabschiedete Betting, Gaming, Lotteries and Amusements (Northern Ireland) Order.

 

Nordirlands Staatssekretärin Tracy Meharg kritisiert, dass der Gesetzestext nicht mehr zeitgemäß sei. Schließlich sei keiner der Paragraphen auf das im gesamten Königreich beliebte Online Glücksspiel anwendbar.

Das nordirische Ministerium für Gemeinschaften hat daher Anfang dieser Woche eine offizielle Beratungsperiode eingeläutet. Glücksspielbetreiber, Mitarbeiter, Spielsuchtexperten und die allgemeine Bevölkerung sind eingeladen, ihre Einschätzung über Nutzen und Anwendbarkeit der Gesetzte von 1985 zu geben.

Das Ende der Beratungsphase ist auf den 21. Februar 2020 angesetzt. Auf Basis der Ergebnisse könnte das Ministerium dann im nächsten Jahr ein neues Glücksspielgesetz verabschieden. Tracy Meharg erklärte dazu:

Ich weiß, dass die Glücksspielindustrie ein wichtiger Arbeitgeber in Nordirland ist und dass das Glücksspiel eine Aktivität ist, die von immer mehr Menschen verantwortungsbewusst genossen wird […] Alle künftigen Gesetzesänderungen müssen eine Balance zwischen den Interessen der Glücksspielindustrie und dem Schutz gefährdeter Personen bilden.

Gerade im Hinblick auf das Online Glücksspiel bestehe großer Nachholbedarf. Die Gesetze von 1985 seien wegen des technologischen Fortschrittes nicht mehr anwendbar, weswegen ohne die dringend nötigen Gesetzesänderungen dort kein ausreichender Spielerschutz gewährleistet werden könne.