Spanien: Aragonien kündigt Verschärfung der Glücksspielgesetze an
Die spanische autonome Gemeinschaft Aragonien kündigte gestern an, die Glücksspielgesetze verschärfen zu wollen. Geplant sind striktere Zugangskontrollen zu Casinos und größere Mindestabstände zwischen Glücksspieleinrichtungen und Schulen.
Reform des Glücksspielgesetzes in Aragonien
Die Beraterin des aragonesischen Präsidenten, Mayte Pérez, kündigte an, dass mit der Reform der Glücksspielgesetze die Mindestabstände zwischen Schulen und Glücksspieleinrichtungen von derzeit 300 m auf eine noch unbekannte Entfernung vergrößert werden sollen. Damit soll verhindert werden, dass Spielhallen und Wettbüros in der Nähe von Institutionen errichtet werden, die von Minderjährigen besucht werden.
Der spanische Glücksspielmarkt ist seit dem Jahr 2011 für private Anbieter geöffnet. Glücksspielanbieter aus dem Ausland und der Online Glücksspielmarkt sind durch die Glücksspielbehörde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) reguliert. Regional angebotene Glücksspiel dagegen sind durch die Gesetze der 17 autonomen Gemeinschaften, unter ihnen Aragonien [Seite auf Spanisch], Katalonien, Madrid und Andalusien, geregelt.
Zu den weiteren Maßnahmen gehöre eine verschärfte Zugangskontrolle für Glücksspieleinrichtungen. Betreiber sollen dazu verpflichtet werden, grundsätzlich von jedem, der eine Spielhalle oder ein Wettbüro besuchen möchte, den Personalausweis zu verlangen. Zudem sind Änderungen beim Selbstausschlussregister vorgesehen.
Derzeit werden Spieler, die sich im Selbstausschlussregister registriert haben, nach sechs Monaten automatisch wieder gelöscht. Dies soll verändert werden und der Eintrag soll unbefristet sein. Wer sich wieder aus dem Register austragen wolle, müsse hierfür künftig eine Gebühr in Höhe von 40 Euro zahlen.
Die Reform der Glücksspielgesetze soll nun von einer Expertengruppe erarbeitet werden. Außerdem wolle man den Haushaltsplan derart anpassen, dass mehr Gelder für die Bekämpfung der Spielsucht zur Verfügung stünden.
Glücksspiel-Werbeverbot gefordert
Obwohl die Eröffnung neuer Spielhallen und Wettbüros in den vergangenen Jahren in Aragonien stagniert sei, sei laut Pérez eine zunehmende Beliebtheit des Glücksspiels zu verzeichnen und es sei erforderlich, die Regularien an die aktuelle gesellschaftliche Situation anzupassen. Pérez führte aus:
„Wir sind ihr nicht nur bewusst und darüber besorgt, sondern auch damit beschäftigt, diese neue Sucht zu bekämpfen, die die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft und die jungen Menschen bedroht.“
In Bezug auf das Online-Glücksspiel wolle man die Regierung unter Pedro Sanchez auffordern, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu ändern und die Glücksspielwerbung zu verbieten.
Wachstum des spanischen Online-Glücksspiels
Wie die gestern von der DGOJ veröffentlichten Quartalszahlen zeigen, verzeichnet das Online-Glücksspiel in Spanien weiterhin einen Aufwärtstrend.
In Städten wie Saragossa sollen die Mindestabstände zwischen Glücksspieleinrichtungen und Schulen vergrößert werden. (Bild: Pixabay/Carabo Spain)
Gegenüber dem Vorjahr sind die Brutto-Einnahmen im dritten Quartal dieses Jahres um 5,4 Prozent auf insgesamt 191,7 Mio. Euro gestiegen.
Im zweiten Quartal 2019 hatte der Online Sportwetten-Markt deutlich geschwächelt. Als Grund hierfür wurde einerseits die Winterpause der spanischen Fußballliga gesehen, andererseits aber auch die öffentlichen Diskussionen um ein Glücksspiel-Werbeverbot. Im dritten Quartal konnte sich der Online-Sportwetten-Markt nun offenbar wieder erholen und verzeichnete ein Umsatzwachstum von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 100,8 Mio. Euro.
Besonders umsatzstark präsentiert sich im dritten Quartal das Segment des Online Pokers. Gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres verzeichnete es ein Wachstum von 3,4 Prozent auf Umsätze in Höhe von 20,5 Mio. Euro. Grund hierfür sei laut DGOJ die in Barcelona ausgetragene European Poker Tour (EPT) gewesen.
Einen leichten Rückgang in Höhe von 3,6 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal gab es im Bereich der Online Casinos. Die Umsätze in diesem Segment betrugen 66,5 Mio. Euro. Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte der Online Casino-Markt damit um 9,3 Prozent wachsen.
Sinkende Ausgaben für die Glücksspielwerbung
Für die Marketingausgaben berichtete die DGOJ ebenfalls einen Anstieg. Diese verzeichneten im Bereich des Sponsorings eine Zunahme von 45,7 Prozent. Die Affiliate-Ausgaben stiegen um 10,5 Prozent. Deutlich gesunken dagegen sind die Werbeausgaben. Diese verzeichneten ein Minus von 12,4 Prozent.
Ursache hierfür ist der freiwillige Werbekodex, dem die spanischen Glücksspielanbieter im November zugestimmt haben und der am 15. Januar 2020 in Kraft treten soll. Er besagt unter anderem, dass Glücksspielanbieter ausschließlich zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr Werbung in Fernsehen, Radio oder Online-Kanälen schalten und keine Werbung mit aktiven Sportlern oder unter 25-Jährigen zeigen.
Mit den freiwilligen Werbebeschränkungen verfolgen die lizensierten Glücksspielbetreiber das Ziel, härteren regulatorischen Maßnahmen vonseiten der Regierung vorzubeugen. Ob ihnen dies gelingt, steht angesichts der zunehmenden Forderungen nach einem strikten Werbeverbot allerdings noch offen.