Analysten sagen Rekordverluste für Casinos in Macau voraus
Die Glücksspiel-Industrie Macaus könnte im November seinen wirtschaftlich schlechtesten Monat des Jahres erleben.
Das Schrumpfen des VIP-Sektors ist ein Grund für die schlechten Zahlen. (Quelle: Pixabay)
Wie die Analysten des Finanzdienstleisters Instinet in dieser Woche mitteilten, läge der Umsatz der Casino-Betriebe zum Ende des laufenden Monats zwischen 22,5 und 23 Milliarden Macau-Pataca (ca. 2,3 Milliarden Euro).
Im Vergleich zum Vorjahr würde dies einen Einnahmenrückgang von 9 % bedeuten.
Sollten die Prognosen stimmen, würde der November 2019 einen finanziellen Minusrekord aufstellen.
Bisher gilt der August 2019 mit einem Negativwachstum von 8,6 % als wirtschaftlich fatalster Zeitraum für die Glücksspiel-Branche Macaus.
Was sind die Ursachen für den Umsatzrückgang in Macaus Glücksspiel-Industrie?
Dass die Casinos in Macau rote Zahlen schreiben, hat viele Gründe. Wirtschaftsexperten bewerten aber vor allem das schrumpfende Umsatzvolumen an den High Roller-Tischen als ausschlaggebenden Faktor für die schlechte Performance.
Laut Instinet-Analysten Daniel Adam, Brian Dobson und Harry Curtis legten die Glücksspielumsätze in Macau im Massensegment sogar zu, könnten aber nicht das tiefe Finanzloch stopfen, welches der VIP-Absatz hinterlassen habe:
„Wir schätzen, dass die durchschnittlichen täglichen Masseneinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 5 bis 7 Prozent höher lagen, während das VIP-Spielvolumen im Jahresvergleich um schätzungsweise 30 bis 32 % gesunken ist.“
Überdies sei die angespannte Lage der chinesischen Wirtschaft und die fortwährende Schwäche der chinesischen Währung Renminbi für eine Senkung der Erwartungen im VIP-Segment verantwortlich. Neben innenpolitischen Problemen erschwere auch die derzeitige Außenpolitik die aktuelle Marktlage.
Der Handelskonflikt zwischen China und den USA führe dazu, dass weniger VIP-Spieler hohe Geldsummen auf die Konten von Macaus Casinos transferierten.
Wirtschaftsfaktor Rauchverbot
Ein wichtiger Faktor für die Leistungsschwäche der Casino-Wirtschaft Macaus könnte auch das im Jahre 2019 eingeführte Rauchverbot in VIP-Räumen sein. Zwar galt in Macau schon seit 2013 ein Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen, VIP-Räume bildeten allerdings bis vor Kurzem eine Ausnahme.
Tourismus-Experten vermuten, dass das Rauchverbot bei den VIPs zu einer Abnahme der Spielfreude führen könnte und so die Umsatzverluste begünstige.
Glücksspiel-Boss sieht Zukunft positiv
Während Finanzinstitute die Wirtschaftslage Macaus am Ende des Jahres als prekär einstufen, bewerten die Glücksspielunternehmen die Zukunft des Marktes weniger negativ. Ho Yau Lung, Vorsitzender und CEO des Gaming-Anbieters Melco, teilt zwar die Sorgen über den Rückgang der VIP-Kundschaft, geht aber von einer Entspannung der Situation aus.
Macaus Behörden haben eine Verbesserung der Sicherheitslage versprochen. (Pixabay)
Gegenüber dem US-Nachrichtensender CNBC sagte Lung, dass die Lösung des Handelskonfliktes zwischen China und den USA maßgeblich für die Entwicklung der Gaming-Industrie Macaus im nächsten Jahr sein werde.
Kämen die Parteien zu einem gütlichen Ergebnis, sei davon auszugehen, dass finanzstarke Kunden wieder in die VIP-Räume der Casinos strömen werden.
Peking und Washington streiten derzeit über die Höhe von Importzöllen für Wareneinfuhren. Die chinesische Enklave Macau geriet im Handelsstreit als Spielball auf die politische Weltbühne. Viele US-Casinos betreiben Standorte in Macau und verfügen über Glücksspiellizenzen, die in den nächsten Jahren auslaufen werden. Ob und wann die Lizenzen verlängert werden, ist Teil des politischen Tauziehens.
Wirtschaftskraft sinkt, Kriminalität steigt
Parallel zum Rückgang der Wirtschaftsleistung steigt in Macau derzeit die Zahl der Straftaten mit Glücksspielbezug. Am Montag präsentierte Macaus Sicherheitsminister Wong Sio Chak die neueste Kriminalitätsstatistik, die einen Anstieg von Verbrechen wie Betrug und Kreditwucher belegt.
Laut Angaben der Behörden hätten die Straftaten mit Glücksspielbezug um ganze 19,5 % zugenommen. Die Festnahmen im Zusammenhang mit dem Glücksspiel seien sogar um 25,5 % gestiegen.
Obgleich diese Zahlen eine düstere Situation schildern, könnten sie auch Ausdruck der zunehmenden Aufklärungsquote und besserer Polizeiarbeit sein.
Macaus Strafverfolger hatten bereits vor Monaten eine Aufstockung der Polizeikräfte vor Casinos angekündigt. Außerdem soll im 1. Quartal 2020 das Überwachungssystem Sky Eye installiert werden, welches aus 800 Kameras bestehen wird, die auf öffentlichen Plätzen aufgestellt werden sollen.
Ob die verbesserte Sicherheit auch zur Rückkehr der zahlungsstarken VIP-Kunden führen wird, werden die nächsten Monate zeigen.