Sonntag, 24. November 2024

Großbritannien: Immer mehr Wettbüros müssen schließen

Ladbrokes Wettbüro

Die Betreiber vieler britischer Wettbüros leiden seit geraumer Zeit unter sinkenden Umsätzen. Aus diesem Grund haben seit April 2019 über 1.000 britische Wettshops ihre Pforten geschlossen.

Durchschnittlich vier geschlossene Buchmacher-Shops pro Tag

Wie die britische Zeitung Mail on Sunday berichtet, wurden in diesem Jahr im Durchschnitt vier Geschäfte pro Tag geschlossen. Nach ihren Recherchen lag die Gesamtzahl der geschlossenen Geschäfte bis zum letzten Wochenende damit bei 1.037.

Schließung von Wettbüros Unternehmen

Liste der Schließungen (Bild: Mail on Sunday)

Mit 700 Shops führt der Wettanbieter William Hill die Liste der Unternehmen an, die die Schließung von Geschäften angeordnet haben. Weitere Schließungen gab es bei Ladbrokes Coral (192 Shops) und Betfred (70 Shops).

Doch auch in der Zukunft sind weitere Wettbüros gefährdet: Der Mail on Sunday zufolge könnten in den beiden kommenden Jahren weitere 1.202 Shops vor dem Ende stehen. Damit wären rund 2.000 Geschäfte von dem Ladensterben betroffen. Bezogen auf die gut 8.400 Wettbüros, die Anfang 2019 in Großbritannien registriert waren, entspräche dies einem Rückgang um ein knappes Viertel.

Die Ursache ist nach Aussage von Vertretern der Wettbranche offensichtlich: Durch die Einführung von Einsatzlimits an Wettterminals (FOBTs), seien die Einnahmen der Buchmacher drastisch gesunken. Hintergrund: Seit dem 1. April 2018 liegt der Maximaleinsatz bei den FOBTs bei 2 Pfund Sterling pro Spiel, während die Spieler zuvor jeweils bis zu 100 Pfund setzen konnten.

Auf diese Weise hätten sich die Profite der Wettshops um 60 % reduziert, so Fred Done, Gründer des Wettkonzerns Betfred. Der 76-Jährige gab in diesem Zusammenhang an, dass die Wettbüros seit der Verschärfung des Gesetzes „um ihr Leben kämpfen“ müssten.

Zudem verlagern sich immer mehr Marktanteile des Wettgeschäfts ins Internet, wodurch den physischen Shops weitere Einnahmen entgehen. Vor allem für jüngere Spieler ist die Abgabe von Onlinewetten über den Computer oder das Mobiltelefon inzwischen attraktiver als der Kauf eines Wettscheins am klassischen Wettschalter.

Tausende Arbeitsplätze gefährdet

Branchenvertreter schätzen, dass durch das Ladensterben über 11.000 Jobs, und damit etwa 10 % aller Beschäftigten der britischen Glücksspielindustrie, gefährdet seien.

Ein Ausweg aus der Krise könnte für viele Betreiber in der Reduzierung der Betriebskosten der Wettshops liegen. Der irische Buchmacher BetXS geht diesen Weg, indem er Wettbüros eröffnet, die ohne menschliches Personal auskommen: Statt die Wetten bei einem Mitarbeiter am Schalter abzugeben, schließen die Kunden in bisher drei Shops ihre Wetten an Terminals ab.

Auch Zugangskontrollen, Sicherheitssysteme und Kundenservice laufen vollkommen automatisiert ab, sodass für das Unternehmen in den betreffenden Geschäften keine Personalkosten mehr anfallen. Sollte das Beispiel bei anderen Anbietern Schule machen, wären in den britischen Wettbüros möglicherweise viele tausend weitere Jobs gefährdet.

Betfred-Gründer Fred Done beklagt in diesem Zusammenhang eine fehlende Unterstützung der Beschäftigten durch die Politik.

… ich habe keinen einzigen Politiker gehört, der sein Mitgefühl für jemanden ausgedrückt hat, der in der Wettbranche arbeitet. Wir zählen für die Regierung nicht.

Kritiker der Einsatzlimits monieren zudem, dass die Schließung von über 2.000 Shops negative Auswirkungen auf die geschäftliche Situation vieler Menschen in den britischen Einkaufsstraßen habe. Schließlich würden Ladenbesitzern und -vermietern durch die fehlenden Wettbüros Einnahmen entgehen. Gleichzeitig ginge angesichts leerstehender Shops die Attraktivität der bereits unter dem Onlinehandel leidenden Einkaufsstraßen weiter zurück.

Unsichere Zukunft nach der Wahl?

Von der Politik kann sich die Wettbranche keine Erleichterungen erhoffen. Eher im Gegenteil, denn kurz vor den am 12. Dezember in Großbritannien stattfindenden Wahlen haben Politiker der großen Parteien erklärt, dass sie das derzeitige Glücksspielgesetz weiter verschärfen möchten.

Während ein von einer Gruppe von Parlamentariern verlangtes Einsatzlimit von 2 Pfund Sterling für Online Casinos die Wettbranche nicht betrifft, dürften Einschränkungen bei der Werbung oder höhere Abgaben für einen besseren Spielerschutz den Buchmachern weiter zusetzen.

Neben Vertretern der oppositionellen Labour Partei und der Liberaldemokraten haben nun auch Politiker der regierenden Tories in einem am Sonntag veröffentlichten Manifest deutlich gemacht, dass sie den seit 2005 existierenden Gambling Act „modernisieren“ möchten.

Die Aussichten für Wettbüros scheinen sich durch diese Ankündigungen weiter zu verdüstern. Es ist deshalb gut möglich, dass das Sterben der Wettshops in Großbritannien vorerst weitergeht, oder sich eventuell sogar noch verstärkt, sollte eine verschärfte Regulierung in Kraft treten.