Montag, 25. November 2024

Chef der britischen Glücksspiel-Aufsicht tadelt maltesische Gaming-Industrie

Neil McArthur Portrait||

Neil McArthur, der Chef der britischen Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission (UKGC), hat am Mittwoch in Malta scharfe Kritik an den Regelverstößen der ortsansässigen Online-Glücksspielindustrie geübt.

Neil McArthur Portrait

Neil McArthur hat Online-Glücksspielanbieter zur Besserung aufgerufen. (Quelle: Neil McArthur by UKGC)

Während einer Rede beim ARQ Compliance Forum in St. Julians sagte McArthur, die Compliance Richtlinien vieler Glücksspielanbieter seien gegenwärtig „nicht gut genug“.

Der Funktionär berief sich dabei auf die Zahlen einer im Jahre 2018 durchgeführten Compliance-Studie der UKGC.

Sie habe zutage gefördert, dass 45 von 123 in Großbritannien operierenden Glücksspielunternehmen keine ausreichenden Maßnahmen zur Einhaltung des Verbraucherschutz ergriffen hätten.

Neben Ermahnungen habe die Behörde im Zuge der Ermittlungen Geldstrafen gegen sieben Online-Casino-Betreiber ausgesprochen und Bußgelder in Millionenhöhe verhängt.

Außergewöhnlich hoch sei dabei der Anteil der sanktionierten Glücksspielanbieter mit Sitz in Malta. Allein 24 der 45 ermahnten Unternehmen betrieben ihre Hauptniederlassung im Mittelmeerstaat. Überdies seien fünf der sieben abgestraften Firmen von der Insel aus aktiv.

Die Online-Glücksspiel-Branche auf Malta

Dass sich viele Glücksspielunternehmen in Malta niedergelassen haben, ist kein Zufall. Der maltesische Staat lockt Konzerne mit niedrigen Unternehmenssteuern von bis zu 5 % und günstigen Glückspiellizenzgebühren in Höhe von 25.000 Euro. Auch bietet der EU-Staat den international arbeitenden Glücksspiel-Betreibern einen Zugang zum europäischen Absatzmarkt.

Derzeit sind in Malta geschätzte 270 Glücksspielbetreiber tätig. Die Zahl der beschäftigten Mitarbeiter soll sich auf über 9.000 belaufen. Analysten gehen davon aus, dass die in Malta ansässige Glücksspielindustrie durch ihre Umsätze bis zu 12 % des Bruttoinlandsproduktes generiert. Eine Tendenz, die steigen könnte.

Da Glücksspielfirmen mit Sitz im britischen Überseegebiet Gibraltar derzeit fürchten, nach einem ungeordneten Brexit den Zugang zum europäischen Markt zu verlieren, haben bereits einige Konzerne angekündigt, in Zukunft in Malta ihr Glück suchen zu wollen. Hierzu gehört auch der britische Sportwettenanbieter Bet365 (Link auf Englisch).

Betreiber in der Pflicht

Die Einhaltung der Fürsorgepflichten im Bereich Spielerschutz, Geldwäscheprävention und Richtlinienkonformität ist ein Gesamtanliegen der UKGC, betrifft die Glücksspielunternehmen mit Sitz in Malta aber in hohem Maße.

Nach Angaben der britischen Kontrolleure seien die in Malta ansässigen Firmen bereits an 30 % aller Umsätze auf dem britischen Online-Glücksspielmarkt beteiligt. Der Gesamtumsatzanteil am Glücksspielsektor des Vereinigten Königreichs beliefe sich auf 12,5 %.

Laut UKGC resultiere hieraus eine besondere Verantwortung der Konzerne, problemorientiert mit ihren Kunden zu kommunizieren und Anzeichen von Spielsucht zu detektieren. Deshalb forderte McArthur gestern die Implementierung spezieller Schadensindikatoren, um Problemspieler frühzeitig erkennen zu können:

Mit „Schadensindikatoren“ meine ich die Aktivitäten oder Verhaltensweisen, die darauf hindeuten könnten, dass ein Kunde Probleme mit seinem Glücksspiel hat oder Gefahr läuft, diese zu bekommen. Wir haben Leitlinien zur Kundeninteraktion für Online-Casinos veröffentlicht, in denen klar festgelegt ist, welche Indikatoren die Betreiber berücksichtigen sollten (…). Unter Kundeninteraktion verstehe ich, wie Sie als Betreiber Kunden identifizieren und mit Kunden interagieren, die Glücksspielprobleme haben oder möglicherweise bekommen könnten.

Um die Qualität der Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen zu verbessern, werde die UKGC in Zukunft eigene Workshops gestalten, um die Mitarbeiter von Glücksspielfirmen stärker für das Problem der Spielsucht zu sensibilisieren.

Gambling Commission will eigene Standards verbessern

McArthur unterstrich bei seiner Rede nicht nur die Dringlichkeit, Verbraucher zu schützen, sondern kündigte eine Hebung der eigenen Standards an.

Die UKGC werde in Zukunft vor allem die Gefahr von Kreditkarteneinzahlungen stärker thematisieren. Auch sollen die Spielerdatennutzung, Einzahlungslimits und neue Suchtpräventionsmaßnahmen in den nächsten Monaten auf der Agenda der UKGC stehen.

Eine intensivere Zusammenarbeit mit der Malta Gaming Authority könne ferner dafür sorgen, dass regulatorische Richtlinien umfassender eingehalten würden.

Ob alle Teilnehmer im Saal diesen aktionistischen Worten zustimmen, dürfte fraglich sein. Stärkere Regulierung bedeutet häufig höhere Kosten. Diese wollten vermutlich viele Glücksspielanbieter mit einem Firmensitz in Malta verhindern.