Samstag, 23. November 2024

Glücksspielwerbung nimmt in Dänemark stark zu

Denmark Online Gambling Association|Danske Spil

In Dänemark hat die Glücksspielwerbung einen neuen Höchststand erreicht. Einer aktuellen Studie zufolge stieg die Anzahl der Werbeclips im dänischen Fernsehen und Radio innerhalb eines Jahres um über 28 %.

Die Daten entstammen einer neuen Studie, die von dem Marktforschungsunternehmen Gallup Kantor in dieser Woche veröffentlicht wurde. Sie zeigen auf, dass Dänemarks Fernsehsender und Radiostationen in diesem Jahr durchschnittlich 1.197 Spots für Sportwetten, Online Casinos und Co. am Tag gesendet haben.

Kontinuierliche Zunahme der Werbung

Damit überstieg das Werbevolumen 2019 erstmals die Marke von 1.000 Clips, denn im Vorjahr hatte deren Anzahl noch bei lediglich 937 täglichen Ausstrahlungen gelegen.

Im Vergleich zum Jahr 2012 haben sich die Werbeausgaben zudem sogar beinahe verdreifacht. Damals war das staatliche Glücksspielmonopol in Dänemark gefallen, was privaten Anbietern erstmals legalen Zutritt zum Glücksspielmarkt des skandinavischen Landes verschafft hatte.

Durchschnittlich waren in dem Jahr täglich 426 Werbeclips der Glücksspielbranche gezählt worden. Nach einem Rückgang in den folgenden Jahren, mit einem Tiefststand von lediglich 300 täglichen Clips im Jahr 2014, stieg die Zahl bis heute wieder permanent an.

Werbung stößt auf Kritik

Spielschutz-Organisationen kritisieren, dass die Werbung die Spielsuchtgefahr steigere und dass sie besonders häufig auf Minderjährige abziele. Das Center for Ludomani, ein dänisches Rehabilitationszentrum für Spielsüchtige, gab in diesem Zusammenhang jüngst bekannt, dass es im Land schätzungsweise 31.000 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren gäbe, die ein „riskantes Glücksspielverhalten“ aufwiesen.

Wachsender Glücksspielmarkt

Auch 2019 nahmen die Umsätze im dänischen Glücksspielsektor kontinuierlich zu. So wuchsen nach Angaben der dänischen Kontrollbehörde Spillemyndigheden [Seite auf Englisch] die Einnahmen der Online Casinos im zweiten Quartal um satte 18 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Gleichzeitig konnten die landbasierten Spielhallen und -casinos sowie Wettanbieter ihre Einkünfte im einstelligen Prozentbereich steigern. Mittlerweile beträgt der Gesamtumsatz der lizensierten Glücksspielindustrie in Dänemark über 1,3 Milliarden Euro. Damit ist er gegenüber 2014 um über 25 % gewachsen.

Die Anbieter haben in diesem Jahr auf die Vorwürfe reagiert, indem sie von sich aus eine freiwillige Einschränkung der TV-Werbung für Wettangebote anboten.

Demnach sollten während der Live-Übertragung von Sportereignissen keine Werbespots für Wettangebote mehr gesendet werden. Der Vorstoß fand daraufhin unter Politikern aller Parteien eine breite Zustimmung.

Selbstverzicht konnte bisher nicht durchgesetzt werden

Danske Spil

Dänische Lotterie (Bild: danskespil.dk)

Die Initiative war von Dänemarks nationalem Lotterieanbieter Danske Spil ausgegangen. Damit sollten insbesondere Minderjährige, die Sportereignisse häufig live im Fernsehen verfolgen würden, vor einem übermäßigen Konsum der Werbung geschützt werden.

Der Verband der dänischen Online Wettbüros (Danish Online Gambling Association, DOGA) hatte daraufhin bekanntgeben, in Zusammenarbeit mit der Casinowirtschaft an einer freiwilligen Selbstbeschränkung zu arbeiten. Neben einem Stopp der Werbung während Live-Übertragungen sah das Vorhaben zudem eine Beschränkung der Marketingmaßnahmen im Online- und Social Media-Bereich vor.

Der freiwillige Verzicht konnte allerdings nicht umgesetzt werden. Grund dafür waren Bedenken der dänischen Wettbewerbskommission, die eine Wettbewerbsverzerrung befürchtet und im September ihr Veto eingelegt hatte. DOGA-Geschäftsführer Morten Rønde sagte jedoch, dass man „den Kampf noch nicht aufgegeben“ habe.

Vielen Kritikern ging der Selbstverzicht zudem nicht weit genug. Sie fordern stattdessen ein völliges Verbot der Glücksspielwerbung in Dänemark. Damit stoßen sie bei dem Branchenverband allerdings auf wenig Verständnis. Die DOGA befürchtet, dass auf diese Weise lediglich nicht-lizensierte Anbieter unterstützt würden.

Morten Rønde äußerte sich dazu gegenüber dänischen Medien:

Ein Verbot bedeutet lediglich, dass sie eher an Orten spielen, die nicht legal sind und für die keine Kontrolle besteht.

Die Zahlen von Gallup über die gestiegenen Aktivitäten der Glücksspielbranche dürften das Engagement der Befürworter eines grundsätzlichen Stopps der Werbung jedoch weiter beflügeln.