Großbritannien: Buchmacher erhöhen freiwillige Spenden für GambleAware
Laut eines veröffentlichen Berichts der von der britischen Glücksspielbranche selbst finanzierten GambleAware Organisation haben die Glücksspielanbieter des Landes ihre Beiträge erhöht und im ersten Halbjahr insgesamt 5,4 Millionen GBP (6,2 Millionen Euro) gespendet. Das optimale Niveau sei jedoch noch immer nicht erreicht.
GambleAware gab diese Woche bekannt (Seite auf Englisch), dass der Gesamtbetrag, der in den sechs Monaten bis zum 30. September von den in Großbritannien zugelassenen Glücksspielanbietern zugesagt und erhalten wurde, 5,4 Millionen GBP betrage. Die Summe läge damit etwas über dem Wert des Vorjahres, der nach 12 Monaten 9,6 Millionen GBP (11 Millionen Euro) betrug.
Marc Etches, CEO von GambleAware, kommentierte die Erträge des vergangenen Jahres und seine Zukunftsvision wie folgt:
„In einer Zeit, in der GambleAware völlig unabhängig von der Glücksspielbranche geworden ist, ist es ermutigend, dass die Mittelbeschaffung in den letzten 12 Monaten einen Rekordwert von 9,6 Mio. GBP erreicht hat. Dies liegt immer noch unter dem von uns geforderten Mindestbetrag von 10 Mio. GBP, aber mithilfe von 7,3 Mio. GBP bei Regulierungsabwicklungen sind wir gut aufgestellt, um unsere strategischen Prioritäten umzusetzen.“
GambleAwares Ziel sei es, alle britischen Glücksspielanbieter davon zu überzeugen, mindestens 0,1 % ihres jährlichen Bruttospielumsatzes an die Organisation zu spenden. Dieses Ziel sei jedoch bis heute nicht realisiert worden. Das zunehmend negative Klima gegenüber der Glücksspielunternehmer und die daraus resultierende kritische Haltung der Öffentlichkeit gegenüber der Glücksspielindustrie in Großbritannien könnte zur Erhöhung der freiwilligen Abgaben beigetragen haben.
GambleAware ist eine unabhängige Wohltätigkeitsorganisation, die Forschungs-, Bildungs- und Behandlungsdienste finanziert, um die mit Glücksspielen verbundenen Schäden in Großbritannien zu verringern. Nach Maßgabe der „National Responsible Gambling Strategy“ verfolgt die Wohltätigkeitsorganisation folgende strategische Ziele:
– Verbesserung des Verständnisses der Öffentlichkeit für spielbezogene Schäden, insbesondere als Problem der öffentlichen Gesundheit.
– Die Ursache der Schadensverhütung vorantreiben, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken, insbesondere in Bezug auf die Jugendlichen und diejenigen, die am anfälligsten für spielbedingte Schäden sind.
– Denjenigen zu helfen, die aufgrund des Glückspiels Schäden entwickelt haben und ihnen die Unterstützung zu bieten, die sie schnell und effektiv benötigen.
GVC, William Hill und Bet365 an der Spitze
In Bezug auf die eigentlichen Spenden, die GambleAware im ersten Halbjahr zugesagt wurden oder die sie bereits erhielt, läge die GVC Holding, denen Ladbrokes Coral gehört, mit 1,46 Millionen GBP an der Spitze. Schon im vergangenen Jahr habe das Unternehmen die gleiche Summe gespendet. Buchmacher William Hill habe wie im vorherigen Jahr zusagt, erneut 1 Million GBP (1,15 Millionen Euro) zu spenden.
Auch der Online-Wettgigant Bet365 habe seine Vorjahresspende wiederholt und 868,000 GBP (1 Million Euro) beigesteuert. Die Rank Group habe über seine Marken Grosvenor Casinos und Mecca Bingo bis dato 284,500 Millionen GBP (328,280 Euro) beigesteuert, während Betway mit 160,000 GBP (184,600 Euro) und BetVictor mit 153,500 (177,118 Euro) ebenfalls zu den Großspendern des ersten Halbjahres gehörten.
InTouch Games, das noch im Mai eine Einigung in Höhe von 2,2 Millionen GBP (2,5 Millionen Euro) mit der Glücksspielbehörde wegen Verfehlungen im Kampf gegen Geldwäsche erzielte und im Vorjahr 250 GBP (288 Euro) beisteuerte, habe seine Unterstützung dieses Jahr erhöht und 14,100 GBP (16,269 Euro) gespendet.
Ausgeblieben seien bislang Spenden anderer Branchengrößen wie beispielsweise Paddy Power, das im letzten Jahr noch 445,000 GBP (513,000 Euro) spendete.
Weitere Spenden durch Strafen
In der Gesamtsumme von 5,4 Millionen GBP, die GambleAware erhalten hat, seien 1,29 Millionen GBP (1,48 Millionen Euro) nicht enthalten, die die britische Glücksspielkommission zwei Unternehmen aufgrund verschiedener behördlicher Mängel als Strafen aufgetragen hatte. Dies setze sich aus LeoVegas (600,000 GBP) und GameSys (690,000 GBP) zusammen. Dennoch habe LeoVegas bereits eine Spende von 70,000 GBP (80,770 Euro) für dieses Jahr getätigt.
GambleAware bittet alle Betreiber des Landes mit einem Jahresumsatz von weniger als 250,000 GBP (288,467 Euro), eine Mindestspende von 250 GBP zu leisten. Die veröffentlichte Spendenliste enthalte jedoch einige Zuwendungen, die weit unter dem Mindestbeitrag lägen. Es habe sogar Spenden von 1 GBP (1,15 Euro) von diversen Unternehmen gegeben.
Der Anstieg der Spenden könne nicht als Zufall angesehen werden. Erst im Juni einigten sich fünf der führenden britischen Sportwetten Anbieter freiwillig auf eine Aufstockung der Spenden für die GambleAware Organisation.
Ein Grund für freiwillige Spenden der Glückspielindustrie könnte auch die Tatsache sein, dass die britische Regierung in der Vergangenheit bereits androhte, eine mögliche Zwangsabgabe für die Buchmacher einzuführen, sollten freiwillige Spenden weiterhin ausbleiben.
William Hill, GVC Holdings, Flutter Entertainment (vormals Paddy Power Betfair), Sky Betting & Gaming von The Stars Group und Bet365 vereinbarten ihren freiwilligen Beitrag innerhalb von nicht mehr als fünf Jahren von 0,1 % auf 1 % der Bruttospielrendite zu erhöhen.
Zwar zeige der aktuelle Bericht den signifikanten Anstieg der Spenden noch nicht an, jedoch hoffe GambleAware, dass andere Anbieter dem Beispiel folgen werden.