Radverband UCI und Softwareanbieter Zwift planen eine eSports-WM
Der Radsportweltverband UCI will künftig verstärkt auf eSports setzen. Wie der Verband bekanntgab, will er in Kooperation mit dem Softwareanbieter Zwift im kommenden Jahr eine digitale Rad-Weltmeisterschaft ausrichten.
Kombination von eSports und physischer Anstrengung
Im Unterschied zu anderen eSports-Turnieren wird bei der geplanten WM die Physis der Teilnehmer im Vordergrund stehen. Damit wird sie sich von einer Veranstaltung wie dem FIFA-eWorld Cup deutlich unterscheiden, da die Spieler dort nur am Computer agieren.
Die WM soll mit dem Zwift-System ausgetragen werden. Dabei handelt es sich um einen Rollentrainer, der durch eine Software mit einem Computer verbunden wird. Auf dessen Bildschirm eine Simulation gestartet, bei der der Sportler unter unterschiedlichsten Umgebungen frei wählen kann. So kann er beispielsweise vom Wohnzimmer aus Alpenpässe erklimmen oder berühmte Radstrecken absolvieren.
Durch die Integration von Steigungen oder Abfahrten ist es möglich, den Widerstand des Rollentrainers zu verändern, sodass der Fahrer das Renngeschehen auf seinem Rad physisch erfährt. Auf Wunsch kann er sich darüber hinaus mit beliebig vielen anderen Sportlern auf der ganzen Welt verbinden und gemeinsam virtuelle Rennen bestreiten.
Die Integration des sportlichen Wettkampfs war eine der Voraussetzungen der UCI für die Etablierung eines eigenen eSports-Turniers. Es scheint, als habe die UCI mit Zwift dafür einen passenden Partner gefunden, denn unter den Sportlern ist das System anerkannt und wird von vielen Profis als Trainingsmethode genutzt.
Deshalb ist es wahrscheinlich, dass viele der Top-Profis bei der virtuellen WM an den Start gehen werden. Auch in diesem Punkt unterschiedet sich das Vorhaben von der FIFA-WM, wo bei der digitalen Variante ganz andere Spieler Erfolg haben als bei dem physisch ausgetragenen Turnier.
Der Unterschied wurde auch beim letzten FIFA eWorld Cup deutlich, den der Deutsche Mo Auba gewann: Er trat in der vergangenen Saison zwar für die eSports-Abteilung von Werder Bremen an, doch seine Gaming-Fertigkeiten unterscheiden sich grundlegend von denen eines Fußballprofis, der auf dem Platz körperlich sehr viel mehr leisten muss als Mo Auba an seinen Controllern.
UCI-Präsident David Lappartient sagte am Donnerstag zu dem Vorhaben:
Als Dachverband müssen wir offen für technische Innovationen und Veränderungen sein und für alle Zielgruppen relevant bleiben. Zwift ist eine Plattform, die von Menschen aller Altersgruppen und Fähigkeiten genutzt wird. (…) Gemeinsam haben wir die Möglichkeit, die Fitness von Jugendlichen durch die Schaffung eines neuen, nachhaltigen Sports zu unterstützen.
Die Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet und veröffentlicht werden. Doch es ist bereits bekannt, dass über die WM hinaus weitere Turniere veranstaltet werden sollen. Dazu werden der UCI zufolge bis zu 15 nationale sowie kontinentale Meisterschaften gehören.
Radsport-WM geht in die entscheidende Phase
Lisa Brennauer ist auch dabei (Bild: Twitter/Lisa Brennauer)
Die Ankündigung erfolgte im Rahmen der derzeit in Großbritannien stattfindenden Radsport-Weltmeisterschaft. Bei den Rennen in der mittelenglischen Region Yorkshire werden an diesem Wochenende die Wettkämpfe der Profis ausgetragen.
Beim heutigen Rennen der Damen liegen mit Marianne Vos (1:3,5) und Anna van der Breggen (1:7,0) zwei Niederländerinnen an der Spitze der Wettfavoritinnen. Mit Quoten von 1:3,5 (Voss) und 1:7,0 (van der Breggen) liegen sie vor der italienischen Landesmeisterin Marta Bastianelli und der Holländerin Annemiek van Vleuten (je 1:10,0).
Der deutschen Meisterin Lisa Brennauer werden von den Buchmachern heute lediglich Außenseiterchancen eingeräumt. Sie liegt mit einer Wettquote von 1:60 im Mittelfeld der Athletinnen. Die Ex-Weltmeisterin hatte beim Einzelzeitfahren der WM den zehnten Platz belegt und sich damit für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert.
Zum Abschluss der Weltmeisterschaft duellieren sich morgen die Männer auf der 280 Kilometer langen WM-Strecke. Erklärter Favorit der Buchmacher ist mit Mathieu van der Poel bei den Herren ein weiterer Niederländer. Er liegt bei den Quoten mit 1:3,2 an der Spitze des Feldes.
Auf dem zweiten Rang folgt Peter Sagan. Der 29-jährige Slowake ist bereits dreifacher Titelträger und könnte sich mit einem vierten Sieg zum absoluten WM-Rekordchampion aufschwingen. Die Buchmacher schätzen seine Chancen derzeit auf 1:5,5.
Wettquoten zum Straßenweltmeister der Herren 2019
1. Mathieu van der Poel (1:3,2)
2. Peter Sagan (1:5,5)
3. Julien Alaphilippe (1:8,0)
4. Philippe Gilbert (1:13)
5. Remco Evenepoel (1:18)
6. Michael Matthews (1:20)
7. Matteo Trentin (1:20)
8. Greg van Avermaet (1:22)
Mit dem Franzosen Julien Alaphilippe und dem Belgier Philippe Gilbert haben Mathieu van der Poel und Peter Sagan jedoch ernsthafte Konkurrenz im Nacken. Beide Rennfahrer haben in diesem Jahr bei wichtigen Rennen bereits mehrfach bewiesen, dass sie ihre Gegner schlagen können.
Vielleicht bekommen sie im kommenden Jahr Gelegenheit, ihre Stärken bei der eSports-Variante der Straßenrad-WM ebenfalls zu präsentieren.