Landesmedienanstalt Saarland kritisiert TV-Werbung für Online Casinos
Die Landesmedienanstalt Saarland (LMS) kritisierte das Bundesland Schleswig-Holstein wegen der fehlenden Begrenzung der TV-Werbung für Online Casinos. Anlass der Pressemitteilung der LMS ist der heutige Aktionstag gegen Glücksspielsucht.
LMS-Direkter Uwe Conradt mahnte das Bundesland Schleswig-Holstein in seiner gestrigen Mitteilung zur konsequenten Beachtung der bestehenden Werbebeschränkungen. Beim Wiederaufleben der Lizenzen für die Online Casinos habe Schleswig-Holstein zugesagt, dass die ausschließlich in diesem Bundesland lizensierten Glücksspielanbieter die Werbung begrenzen werden. Bei Werbung in bundesweiten Medien sei „Verhältnismäßigkeit“ zugesichert worden.
Online Casinos in Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein hat sich hinsichtlich der Online Casinos für einen Sonderweg entschieden. Als einziges Bundesland Deutschlands wurden hier im Jahr 2012 Lizenzen für Online Casinos erteilt. Diese galten zunächst für sechs Jahre und liefen damit Ende des Jahres 2018 aus.
Die Regierung des Bundeslandes entschied sich Mitte dieses Jahres, die Lizenzen für zwei Jahre zu verlängern, bis sich die Länder auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag geeinigt haben. Die in Schleswig-Holstein lizensierten Online Casinos sind ausschließlich für Spieler aus diesem Bundesland legal nutzbar.
Nur wenige Wochen, nachdem die Lizenzen wieder in Kraft getreten seien, sei laut Conradt von den versprochenen Werbe-Begrenzungen nichts mehr zu spüren.
Conradt sagte:
„TV-Werbung für Spielmöglichkeiten bei Online-Casinos findet in einer viel zu großen Anzahl privater TV-Programme statt – und das auch zu Tageszeiten, in denen Kinder und Jugendliche besonders schutzbedürftig sind. Die LMS wird nicht tatenlos abwarten, dass über schleswig-holsteinische Alleingänge das Ziel der Glücksspielsuchtbekämpfung massiv gefährdet wird.“
Das Saarland ist nicht das einzige Bundesland, das den Sonderweg Schleswig-Holsteins und die TV-Werbung der Glücksspielanbieter kritisiert. Erst vor knapp zwei Wochen forderte die Glücksspielaufsicht Hamburg Schleswig-Holstein auf, die bundesweite Werbung zu beschränken.
Kritik an der Glücksspielwerbung auch aus Hamburg
Wie der NDR berichtete, habe die Hamburger Glücksspielaufsicht mehrere Schreiben an das Innenministerium sowie die Landesmedienanstalt Schleswig-Holsteins verfasst. Darin werde Schleswig-Holstein aufgefordert dafür zu sorgen, dass die Glücksspielwerbung nicht in Hamburg verbreitet werde.
Im Fokus der Kritik standen die Werbespots von Online Casinos wie „Drück-Glück“, die unter anderem auf Eurosport ausgestrahlt wurden. Die Spots waren mit dem Hinweis versehen, dass sich die Werbung ausschließlich an Spieler in Schleswig-Holstein richte.
Laut NDR gäbe es jedoch nicht nur die beworbene „Drück-Glück“ Website mit Lizenz in Schleswig-Holstein. Es soll eine zweite Seite mit dem Namen „Drück-Glück“ geben, die mit der ersten nahezu vollkommen übereinstimmt, auf der sich jedoch auch Spieler aus anderen Bundesländern anmelden können. Die zweite Webseite werde von einem Anbieter betrieben, der seinen Sitz in Malta habe – ebenso wie das in Schleswig-Holstein lizensierte „Drück-Glück“ Casino. Es handele sich offiziell aber um ein anderes Unternehmen. Das Innenministerium Schleswig-Holsteins wolle den Sachverhalt prüfen.
Nach der Kritik aus Hamburg und dem Saarland ist es durchaus möglich, dass andere Landesmedienanstalten sich zum Thema TV-Werbung für Online Casinos äußern. Aktuell jedoch steht zunächst der Aktionstag Glücksspielsucht 2019 im Fokus der Medien.
Aktionstag Glücksspielsucht 2019
Nicht nur Institutionen wie die LMS nutzen den heutigen Aktionstag Glücksspielsucht, um auf das Thema Glücksspiel aufmerksam zu machen. Zahlreiche Suchtberatungsstellen werden an diesem Tag besonders aktiv.
In Niedersachsen werden anlässlich des Aktionstages gegen Glücksspielsucht 500 Euro Scheine aus Papier geshreddert. (Bild: Pixabay/ Alexas_Fotos)
In Niedersachsen beispielsweise machen 24 Suchtberatungsstellen auf die Spieleinsätze an Geldspielautomaten aufmerksam. Unter dem Motto „Schreddern wäre eine Alternative“ will man hier Bürger zu Diskussionen anregen.
Bei der Aktion werden große Bündel aus 500-Euro-Scheinen aus Papier geschreddert. Auf die Rückseite der Papierscheine ist die Adresse der Suchtberatungsstelle gedruckt, die die Aktion jeweils durchführt.
Auch in Schleswig-Holstein werden die Suchtberater am Aktionstag Glücksspielsucht aktiv. Sie besuchen vielerorts Casinos und Wettbüros, klären vor Ort über die Gefahren des Glücksspiels auf und verteilen Informationsmaterial.
Ob sich nach dem Aktionstag gegen Glücksspielsucht weitere Landesmedienstellen zum Thema TV-Werbung für Online Casinos in Schleswig-Holstein äußern, bleibt abzuwarten. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Diskussion bis zur Vereinbarung des neuen Glücksspielstaatsvertrages 2021 und einer damit verbundenen Entscheidung zur Legalisierung der Online Casinos nicht abreißen wird.