Indischer Cricket-Verbandschef fordert Gesetz gegen Spielmanipulation
Cricket ist seit der Kolonialzeit ein äußerst beliebter Sport in Indien, jedoch wird er zunehmend zum Ziel von Manipulationsversuchen. Jetzt fordert der Anti-Korruptions-Chef des Cricketverbands (Board of Control for Cricket in India), Ajit Singh Shekhawat, ein Gesetz gegen das Match-Fixing.
Viele Betrugsversuche
Anlass für die Initiative sind Berichte von 12 Spielern, die im letzten Jahr in betrügerischer Absicht angesprochen worden seien. Darüber hinaus ermittelte der Verband bei Spielen in diversen indischen Regionalligen Auffälligkeiten, die auf ein Match-Fixing hindeuten.
Urheber der Versuche seien Personen aus dem Wettumfeld, die versuchen würden, durch die verschobenen Matches ihre Gewinnchancen zu erhöhen. Deshalb fordert der Anti-Korruptions-Chef, die Manipulation von Spielen unter Strafe zu stellen.
Ajit Singh Shekhawat erklärte in einem Statement:
Es kann gestoppt werden. Wir benötigen wahrscheinlich ein Gesetz dagegen; ein Gesetz gegen das Match-Fixing. Wenn es ein eindeutiges Gesetz dagegen gibt, wird dies der Polizei auch klare Richtlinien geben.
Eine weitere Möglichkeit zur Eindämmung des illegalen Wettbetriebs sei die Legalisierung von Sportwetten, so Ajit Singh Shekhawat.
Cricket-Wetten trotz des Verbots weit verbreitet
Auch in Indien boomt der Sportwettenmarkt. Experten gehen davon aus, dass hier jährlich Umsätze zwischen 70 und 150 Milliarden US-Dollar erzielt werden. Die Schätzung fällt schwer, da ein Großteil der Geschäfte aufgrund des Verbots von Sportwetten illegal abgewickelt wird.
Eine Ausnahme bilden Wetten auf Pferderennen, die neben Lotterien zu den legalen Glücksspielarten im Land zählen. Trotzdem gibt es unzählige illegale Angebote rund um den Nationalsport, bei denen Inder offline oder online Wetten abschließen können.
Indiens Nationalsport
Indien zählt zu den Hochburgen im internationalen Cricket, was auch auf das koloniale Erbe der Briten zurückzuführen ist. Die Erfinder des Sports hatten das Spiel im 19. Jahrhundert in Indien eingeführt, wo es seitdem aus der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr wegzudenken ist.
Heutzutage spielen etwa 4,6 Millionen Inder Cricket in Vereinen. Stars wie der ehemalige Nationalspieler Sachin Tendulkar werden als „Götter des Cricket“ verehrt. Der größte internationale Erfolg der jüngeren Geschichte ist der Gewinn des Cricket World Cups 2011, als die Nationalmannschaft auf heimischem Boden das Team des Nachbarlandes Sri Lanka im Finale besiegte.
Dass das illegale Wettgeschäft boomt, zeigen aktuelle Zahlen, die in indischen Medien kursieren. Demnach werden auf einzelne internationale Partie Wetten von bis zu 190 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Angesichts dieser Summen und dem ungeregelten Markt verwundert es nicht, dass die Branche von Manipulationen heimgesucht wird. Dies zeigt, dass längst nicht nur Sportarten wie Fußball, Basketball oder Tennis von Spielmanipulationen betroffen sind.
Verband: Manipulationen in allen Bereichen
Auch Frauen-Matches sind betroffen (Bild: Pixabay/Lisa Scott)
Wie ernst die Betrugsgefahr tatsächlich ist, zeigt ein Bericht des britischen Fernsehsenders BBC, nach dem auch Frauenteams vom Match-Fixing betroffen sind.
Wie die BBC berichtet, habe die indische Polizei im Februar 2019 bei einer Serie von Freundschaftsspielen zwischen den Frauenteams von Indien und England Ermittlungen gegen zwei Buchmacher aufgenommen. Diese seien des verbotenen Glücksspiels und Betrugs beschuldigt worden, da sie versucht hätten, Spielerinnen zu einer Matchabsprache zu verleiten. Um ihr Vertrauen zu erlangen, hätten sie sich den Frauen gegenüber als angebliche Sportmanager vorgestellt,.
Damals zeichnete eine Spielerin eines der kompromittierenden Telefongespräche auf, das sie später an die BCCI weiterleitete, die daraufhin die Polizei informierte. Das Vorgehen der beiden Männer zeige nach Ansicht der BCCI, dass sich die Betrugsversuche inzwischen auf Matches aller Kategorien erstrecken würden.
Verbandsmitglied Ajit Singh Shekhawat sagte damals:
Leute, die in Wetten involviert sind, brauchen nur irgendein Cricket-Spiel. Für sie ist es egal, auf welchem Niveau es gespielt wird.
Seiner Meinung nach seien Frauen von den Manipulationsversuchen ebenso betroffen wie männliche Spieler. Aus diesem Grund müssten die Verantwortlichen bei beiden Geschlechtern gleichermaßen aufmerksam sein.
Zudem seien nicht nur Profi-Matches oder internationale Wettkämpfe betroffen. Der BCCI warnt, dass es auch in den unteren Ligen immer wieder zu Betrugsversuchen komme. Hier falle die Manipulation sogar noch leichter, da die Spieler anfälliger für die finanziellen Verlockungen der Wettmafia seien. Sollte die Initiative von Ajit Singh Shekhawat Erfolg haben, stünden solche Versuche künftig immerhin unter Strafe.