Bagdad: Irakische Polizei hebt illegale Spielhallen aus
Am vergangenen Wochenende gingen irakische Spezialeinheiten der Polizei gegen illegale Spielhallen in Bagdad vor. Wie ein Sprecher des irakischen Innenministeriums der lokalen Presse [Seite auf Englisch] mitgeteilt haben soll, seien 140 Verdächtige in den sogenannten „Spiel- und Roulette-Hallen“ der irakischen Hauptstadt festgenommen worden.
Um den Erfolg seiner Aktion zu untermauern, veröffentlichte das irakische Ministerium ein Video auf seiner offiziellen Facebook-Seite, das mit epischer Musik untermahlt ist. In dem Video ist zu sehen, wie die Spielhalle von der Einheit gestürmt und Kalaschnikows auf die Köpfe der verhafteten Personen gerichtet wurden.
140 Personen wurden bei der Razzia festgenommen. (Bild: facebook.com)
Unter den Arrestierten befanden sich auch 20 Frauen „ausländischer Nationalität“. Sollten die inhaftierten Personen der Organisation illegalen Glücksspiels für schuldig befunden werden, droht ihnen eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.
Wer beschuldigt wird, am Glücksspiel teilgenommen zu haben, muss mit einer Haftstrafe von bis zu einem Monat rechnen.
Illegale Glücksspielszene im Irak lange ungestört
Bisher konnte sich die illegale Glücksspielszene in Bagdad relativ ungestört entwickeln. Allerdings sollen einige schiitischen Milizen behauptet haben, dass sich unter der Führung des irakischen Premierministers Adil Abdul-Mahdi mafiöse Strukturen, Drogendealer, Prostitutions- und Glücksspielringe etabliert hätten, die eine Reihe von Überfällen durchgeführt haben sollen.
Die Köpfe der organisierten Banden sollen von Luxushotels in Bagdad aus operiert haben. Somit seien die Behörden zum Handeln gezwungen gewesen und begannen bereits Anfang des Monats ihren Feldzug gegen das illegale Glücksspiel und den Drogenhandel.
Im Zuge der „größten Kampagne in der Geschichte des Irak“ wurde Anfang August auch Hamza al-Shammari verhaftet, der als „Godfather des Glücksspiels“ gilt. Er soll das illegale Glücksspiel und den Drogenhandel kontrolliert haben.
Polizei beschlagnahmte Spielutensilien. (Bild: facebook.com)
Bei seiner Verhaftung konfiszierten die irakischen Polizeieinheiten Spielautomaten, Betäubungsmittel sowie eine Reihe Glücksspielutensilien.
Kritiker stellten Behauptungen in den Raum, dass die illegalen Geschäfte al-Shammaris weithin bekannt gewesen seien. Die Razzien hätten eher etwas mit seiner mangelnden Bereitschaft zu tun, einen Teil seiner unrechtmäßig erworbenen Gewinne mit den irakischen Sicherheitskräften zu teilen.
Glücksspiel im Irak
Im Irak sind alle Formen des Glücksspiels illegal. Nach dem irakischen Strafgesetzbuch von 1969 kann jeder, der an Glücksspielen teilnimmt, mit einer Geldstrafe oder einer Gefängnisstrafe rechnen.
Der Koran und das Glücksspiel
Im Koran Sure Māida, Vers 91, heißt es: “Der Teufel will mit Glücksspielen und Alkohol nur Feindschaft und Hass zwischen euch säen. Und euch abhalten vom Gedenken Allahs und vom Gebet. Wollt ihr nun aufhören damit?”
Im Koran wird das Glücksspiel als „haram“, als verboten und unrein, bezeichnet. Gewinne, die aus dem Glücksspiel generiert werden, sind nach Auslegung des Islam Gelder, die unter schlechten Umständen verdient wurden.
Infolgedessen gibt es keine legalen Casinos, in denen beliebte Spiele wie Blackjack, Poker oder Roulette angeboten werden. Online-Glücksspiele sind ebenfalls illegal und alle ausländischen Glücksspiel-Websites werden von der Regierung blockiert. Obwohl es illegal ist, gibt es im Irak dennoch einige Formen des Glücksspiels.
Der russische Geschäftsmann Vitaly Kouznetzov soll das letzte bekannte aktive Casino im ganzen Irak betreiben. Allerdings sollen kurdische Medien letztes Jahr berichtet haben, dass die Behörden im Zuge einer Razzia 22 Verdächtige wegen illegalen Spielens an einem Spielort in Sulaymani festgenommen hätten.
Bei dieser Razzia soll es sich Berichten zufolge um die Eröffnungssalve eines umfassenden Vorgehens gegen Glücksspielunternehmen in der Region gehandelt haben, bei der auch Orte anvisiert worden seien, an denen Alkohol ausgeschenkt werde.
Pferderennen und Hahnenkämpfe
Während des Regimes von Saddam Hussein war es verboten, auf Pferderennen zu wetten, aber nach seinem Sturz erlebten Pferdewetten wieder einen Aufschwung. Während seiner Regierungszeit ließ Hussein an der Stelle der Hauptrennstrecke eine riesige Moschee errichten.
Dies zwang die Rennstrecke, im Jahre 1995 an den Stadtrand zu ziehen, wo sie sich noch heute befindet. Tatsächlich veranstaltete der Bagdad Equestrian Club sein erstes Rennen nur zehn Tage nach den Bombenangriffen während der Invasion im Irak.
Hahnenkämpfe sind im Irak verbreitet. (Bild: wikimedia.org)
Hahnenkämpfe waren unter dem Regime von Saddam Hussein erlaubt, aber die Polizei ging manchmal gegen die Aktivitäten vor oder forderte Bestechungsgelder. Heute sind diese Veranstaltungen beliebter denn je.
Hahnenkämpfe gibt es im Irak seit Jahrhunderten. Viele Tiere werden eigens zu diesem Zweck aus der Türkei, Jordanien, Thailand und Syrien importiert.
Glücksspiel in islamischen Ländern ist auch heute ein heikles und viel diskutiertes Thema. Dennoch genießen zahlreiche Menschen muslimischen Glaubens die Angebote der Wettbüros und Spielhallen.