Donnerstag, 28. November 2024

Online Glücksspiel in Kambodscha vor dem Aus

Königspalast in Phnom Penh|Hun Sen und Rodrigo Duterte schütteln sich die Hände

Am Sonntag veröffentlichte die Regierung von Kambodscha Pläne zum Ende der Offshore Online Casinos im Land. Der Beschluss sieht vor, keine weiteren Lizenzen für Betreiber von Online Glücksspiel zu vergeben. Hintergrund für den drastischen Schritt soll der Missbrauch der Lizenzen durch „ausländische Kriminelle“ sein.

Keine Neuvergaben, keine Verlängerungen

Gestern setzte die kambodschanische Regierung mit sofortiger Wirkung einen Beschluss in Kraft, der das Ende für Online Glücksspiel in Kambodscha einläuten soll. Ab sofort, so das von Premierminister Hun Sen unterzeichnete Schreiben, werde es keine weiteren Lizenzen für den Betrieb von Online Glücksspielangeboten geben. Dies betreffe sowohl in- als auch ausländische Angebote.

Bereits vergebene Betriebserlaubnisse seien von der Neuerung nicht berührt. Nach Ablauf werde es jedoch keine erneute Vergabe oder Verlängerung geben.

Das Ende der Lizensierungen für Online Casinos sei eine Reaktion auf die Aktivitäten ausländischer Krimineller, so die Erklärung. Diese nutzten die Online Glücksspielindustrie, um Glücksspieler zu betrügen und erpressen:

Einige ausländische Kriminelle haben in dieser Art des Glücksspiels Zuflucht gesucht, um Opfer im In- und Ausland zu betrügen und Geld zu erpressen, was die Sicherheit und die öffentliche soziale Ordnung beeinträchtigt.

Weiterhin kündigte der Premierminister an, verstärkt gegen illegales Glücksspiel vorgehen zu wollen. So weist die Direktive alle staatlichen Institutionen inklusive der Strafverfolgungsbehörden an, strenge Maßnahmen zu ergreifen, um den Beschluss effektiv umzusetzen.

Warnungen und Razzien

Der Schritt der Regierung folgt auf eine Warnung, die das Innenministerium nur Tage zuvor veröffentlicht hatte. In dieser wurde die kambodschanische Bevölkerung aufgefordert, nicht über international lizensierte Seiten am Online Glücksspiel teilzunehmen. Diese beinhalteten die Gefahr von Cyberkriminalität wie Phishing und Datendiebstahl.

Ein Sprecher der nationalen Polizei erklärte nach Veröffentlichung des Beschlusses, Im Kampf gegen illegales Glücksspiel nicht nachlassen zu wollen. Man habe bereits diverse unerlaubte Glücksspielangebote beendet und hunderte Beteiligte verhaftet und werde dies auch in Zukunft tun.

In der Woche zuvor waren im kambodschanischen Glücksspiel-Hotspot Sihanoukville 127 chinesische Staatsangehörige festgenommen worden. Sie stehen im Verdacht, einen illegalen Glücksspielring betrieben und in diesem Kontext Opfern Geld abgepresst zu haben. Bei der Aktion erhielten die kambodschanischen Ermittler Unterstützung von chinesischen Behörden.

Das buddhistisch geprägte Kambodscha untersagt seinen Einwohnern den Besuch von Casinos. Dennoch blüht der Glücksspielsektor in dem südostasiatischen Land, das mittlerweile Touristen aus der ganzen Welt mit seinen Glücksspielangeboten anlockt. Geprägt sind die Angebote insbesondere von chinesischen Betreibern und Investoren, die ihren Landsleuten das in China verbotene Glücksspiel zugänglich machen.

Kehrtwende in der Vergabepraxis

Dass sich Kambodscha rigoros für das Ende der Lizensierung von Online Glücksspiel Betreibern entscheidet, kann als Kehrtwende im Kurs der Regierung in Bezug auf das Online Glücksspiel verstanden werden. Zuvor hatte sich das Land durch seine großzügige Vergabepraxis zahlenmäßig an die Spitze der Lizenzgeber im asiatisch-pazifischen Raum gesetzt.

Allein im Jahr 2018 hatte das Finanzministerium 52 Betriebserlaubnisse für Online Glücksspiel vergeben. Offiziellen Zahlen zufolge sollen derzeit 163 Anbieter legal aus Kambodscha heraus agieren.

Nun wird die Regierung von Premierminister Hun Sen auf die Einnahmen aus Lizenzgebühren und Steuerabgaben der Online Casino Anbieter verzichten. Diese Entscheidung könnte in enger Beziehung der Haltung des befreundeten China zum Glücksspiel stehen.

Reaktion auf chinesische Kritik?

Hun Sen und Rodrigo Duterte schütteln sich die Hände

Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen (r.), hier mit mit dem philippinischen Präsidenten Duterte (Quelle:Ace Morandante/public domain)

Erst vor wenigen Tagen hatte die chinesische Regierung das Angebot ähnlich operierender Offshore Online Casinos auf den Philippinen scharf kritisiert.

Die chinesischen Verantwortlichen warfen der zuständigen Glücksspielbehörde PAGCOR und der Regierung von Präsident Duterte vor, nicht ausreichend gegen die klar auf Chinesen ausgerichteten Online Glücksspiel Angebote vorzugehen.

Auch der Großteil der kambodschanischen Online Casinos steht im Verdacht, sich gezielt an chinesische Spieler zu wenden.

Während die Ordnungshüter im Reich der Mitte den Beschluss der kambodschanischen Regierung mit Wohlwollen betrachten dürften, ist davon auszugehen, dass die Neuregelung andernorts auf wenig Begeisterung stoßen dürfte.

Vom 10. bis 12. September 2019 findet in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh mit der Mekong Gaming Summit (Seite auf Englisch) eines der größten Treffen der Glücksspielindustrie Asiens statt.

Noch werben die Organisatoren mit dem Veranstaltungsort Kambodscha als boomenden Standort für (Online-) Glücksspielbetreiber und Investoren. Ob dies nach der gestrigen Veröffentlichung noch haltbar ist, bleibt vorerst dahingestellt.