Glücksspiel in Kentucky: Gouverneur macht Casinos für Suizide verantwortlich
Der amtierende republikanische Gouverneur von Kentucky/USA, Matt Bevin (52), hält das Glücksspiel im Casino für die Ursache Hunderter Selbstmorde in den USA. Dies erklärte er am Mittwoch in einem Radiointerview. Bevin bezog sich mit seiner Aussage auf den Vorschlag des Demokraten Andy Beshear (41), das Glücksspiel im Bundesstaat auszuweiten, um mit den Abgaben den öffentlichen Haushalt zu sanieren.
„Ohne Hoffnung, ohne Würde“
Im Interview mit dem Radiosender WKDZ aus Cadiz, KY erklärte Gouverneur Matt Bevin am Mittwoch, die derzeit in Kentucky geltenden Bestimmungen zum Glücksspiel keinesfalls ausweiten zu wollen. Das Spiel im Casino, so der Politiker in der Morgensendung News Edge, treibe ganze Familien in den Ruin:
Jede Nacht nimmt sich irgendwo in Amerika jemand in einem Casino das Leben, weil er den letzten Funken Würde und Hoffnung vergeudet hat, den er hatte. Familien werden ruiniert, Leben werden ruiniert. Dies geht auf Kosten der Gesellschaft.
Angaben dazu, auf welcher Grundlage seine Aussage beruhe, machte der Gouverneur nicht. Auch spätere Anfragen lokaler Medien ließ sein Büro bislang unbeantwortet.
Republikaner Bevin befindet sich derzeit im Wahlkampf. Gegenkandidat beim Rennen um den Gouverneursposten ist der demokratische Generalstaatsanwalt Kentuckys, Andy Beshear. Herausforderer Beshear plädiert seit langem für eine Ausweitung des Glücksspiels in Kentucky.
Der Bundesstaat im Südosten der USA verfügt über eine der rigidesten Glücksspielgesetzgebungen des Landes. So sind nur wenige Formen des Glücksspiels, beispielsweise Pferdewetten, erlaubt.
Glücksspiel in Kentucky als Rettung der Staatskasse
Andy Beshear betrachtet eine Lockerung der Rahmenbedingungen für das Glücksspiel als Möglichkeit, die klammen Kassen des Staates mit wichtigen zusätzlichen Steuergeldern zu füllen. Insbesondere das staatliche Rentensystem könnte seines Erachtens profitieren.
Der Ohio River als Glücksspielgrenze? (Quelle:riversandmountains.weebly.com/the-ohio-river)
Unterstützung erhält der Ansatz regelmäßig von überparteilichen Bündnissen im Senat von Kentucky.
Im Februar 2018 hatte eine Gruppe von Republikanern und Demokraten errechnet, dass der Staat im Falle einer Lockerung der Gesetze zum Glücksspiel bereits im ersten Jahr mit Mehreinnahmen in Höhe von 250 Millionen bis 1 Milliarde US-Dollar rechnen könne.
Die Argumentation der Befürworter einer Lockerung: Die Einwohner von Kentucky sollten selbst die Wahl haben, was mit den Abgaben aus dem Glücksspiel geschähe. So könnte das Bargeld, das täglich Wagenladungen entspräche und von Spielern über die Landesgrenzen gebracht werde, in Kentucky investiert werden.
Oder man finde sich damit ab, dass die Abgaben von Glücksspielanbietern in die Finanzierung von Straßen, Brücken und Schulen in den Nachbarstaaten Indiana und Ohio flössen.
Nachbarstaaten profitieren
Tatsächlich hatte eine Studie im Jahr 2015 ergeben, dass die angrenzenden Staaten Ohio, Illinois und Indiana deutliche Profite aus dem Glücksspielverbot Kentuckys generierten. In einem Zeitraum von zehn Jahren sollen die drei Staaten allein mit ihren am Ohio River und somit in direkter Nachbarschaft zu Kentucky gelegenen Casinos Steuereinnahmen in Höhe von rund 3,9 Milliarden USD erwirtschaftet haben.
Im Gespräch mit WKDZ erteilte Gouverneur Bevin dieser Betrachtung eine klare Absage. Die einzige Möglichkeit, das Problem leerer Kassen zu lösen, so der Republikaner, sei, dass mehr Menschen in Kentucky leben und Steuern zahlen müssten.
Gouverneur Matt Bevin ist gegen mehr Glücksspiel in Kentucky (Quelle: usbotschaftberlin, public domain)
Am 5. November 2019 finden die Gouverneurswahlen in Kentucky statt. Der Bundesstaat gilt als republikanische Hochburg, viele Einwohner sind Anhänger von US-Präsident Trump.
Dennoch ist der Wahlsieg für den republikanischen Kandidaten, Amtsinhaber Matt Bevin, alles andere als sicher. Der Millionär und politische Seiteneinsteiger ist laut einer aktuellen Umfrage der unbeliebteste Gouverneur der USA.
Seine Zustimmungswerte liegen bei lediglich 32 Prozent, 56 Prozent sprechen sich gegen ihn aus. Hintergrund für die schlechten Werte sollen das Auftreten Bevins und sein Umgang mit Kritikern sein.
Wahlkampf auf dem Rücken psychisch Kranker?
Zeitnah nach der Ausstrahlung des Interviews meldeten sich Kritiker der Positionen Bevins zu Wort.
Unter anderem erklärte eine Sprecherin von Gegenkandidat Beshear in einem Statement, Bevins Verhalten sei falsch und gefühllos. So benutze der Amtsinhaber die sehr ernste Thematik von psychischen Problemen und Suizid als Verteidigung seiner verfehlten Führung. Tatsächlich unterstütze der Republikaner eine Politik, die es psychisch Kranken erschwere, die Hilfe zu erhalten, die sie benötigten.
Zweifellos gibt es diverse Gründe für und gegen eine Lockerung der Rahmenbedingungen für das Glücksspiel in Kentucky. Welche von ihnen der Realität standhalten können, wird sich wohl erst nach der Gouverneurswahl im November prüfen lassen.