US-Studie: Spieler können Hausvorteil von Spielautomaten nicht einschätzen
Eine Studie der University of Nevada, Las Vegas (UNLV) legt nahe, dass Automatenspieler nicht in der Lage seien, unterschiedliche Hausvorteile an Spielautomaten in Spielhallen zu identifizieren. Laut den verantwortlichen Wissenschaftlern sei die Angst der Industrie, Spieler durch eine Erhöhung des Hausvorteils zu verlieren, deshalb unbegründet.
„Entdeckung des Hausvorteils“ als Gefahr für die Gewinnmaximierung
Die Studie „Impacts of increased house advantages on reel slots“ (dt. Auswirkungen erhöhter Hausvorteile bei Spielautomaten) wurde unter Leitung der Wissenschaftler Anthony Lucas und Katherine Spilde erstellt.
Sie beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit das Erhöhen des Hausvorteils an Spielautomaten in Spielhallen das Verhalten der Spieler beeinflussen kann. Dies betrifft auch unmittelbar die Gewinne der Industrie.
Letztendlich sind die Betreiber für die Gewinnoptimierung beim Automatenspiel verantwortlich, was keine leichte Aufgabe ist. Zu wissen, welcher Hausvorteil den größten Gewinn ermöglicht, ist höchst hilfreich, aber die Optimierungsthematik gewinnt an Komplexität, wenn die Möglichkeit der Entdeckung durch den Spieler ins Spiel gebracht
Wie verhalten sich Stammspieler?
Im Fokus der Untersuchung stehen lokale Stammspieler in Automatencasinos. Solche Besucher spielen oft über lange Zeiträume an mehreren Spielautomaten und müssten so einen direkten Vergleich anstellen können.
Hat der Hausvorteil einen Einfluss auf die Gerätewahl in Spielhallen? (Quelle:pixabay.com/Kalhh)
In der Theorie wäre deshalb davon auszugehen, dass ein Gerät mit höherem Hausvorteil, also niedrigerer Auszahlungswahrscheinlichkeit, für den Nutzer an Attraktivität verliert.
Der Spieler würde sich vermehrt auf Spielautomaten mit niedrigem Hausvorteil, bei dem seine Gewinnchancen besser stehen, konzentrieren.
Allerdings, so die Forscher, handele es sich bei dieser Annahme um einen sich hartnäckig in Industriekreisen haltenden Mythos:
Tatsächlich bestehe keinerlei Grund, davon auszugehen, dass eine Erhöhung des Hausvorteils an den eigenen Geräten zu einer Abwanderung der Spieler zur weniger aggressiven Konkurrenz bedeute.
In Wahrheit biete die Anhebung der Hausvorteile der Branche die Möglichkeit, ihre Gewinne zu maximieren.
Spieler, so die Studie, seien schlichtweg nicht in der Lage, Unterschiede im Hausvorteil zu erkennen. Somit zögen sie auch keine Konsequenzen in der Auswahl der Spielautomaten:
Einfach ausgedrückt legen unsere Ergebnisse nahe, dass ein höherer Hausvorteil höhere Gewinne produziert, ganz ohne das Risiko, die Marke durch „Preis“-Identifizierung zu schädigen.
Spielautomaten: Same, same but different
Die jüngsten ausgewerteten Daten der Studie beziehen sich auf die mehrmonatige Beobachtung des Spielverhaltens von Gästen eines Automatencasinos in einem Vorort Sydneys, Australien.
Die Forscher hatten zwei Paare identischer Spielautomaten mit jeweils unterschiedlichen Hausvorteilen versehen.
Konkret boten sie den australischen Automatenspielern jeweils zwei Geräte mit den Spielen „Tokoyo Rose“ und „Dragons Fortune X“ an.
Die eine Hälfte der Paare wurde mit einem verhältnismäßig niedrigem Hausvorteil in Höhe von 7,98 Prozent ausgestattet. Ihre Konterparts behielten langfristig mit 14,93 Prozent fast den doppelten Anteil der eingezahlten Spielbeträge ein.
Um die Ergebnisse nicht durch äußere Bedingungen zu beeinflussen, platzierte man die Automaten an identischen Standorten.
In Deutschland gibt es keine gesetzlichen Regelungen zu Hausvorteil und Auszahlungsquote bei Automatenspielen. Online Casinos im unregulierten Markt werben mit Auszahlungsquoten von teils bis zu 98 Prozent (2 Prozent Hausvorteil). Spielhallen halten sich in diesem Kontext bedeckt. Gesetzlich limitiert sind hier die minimale Spiellänge und die maximalen Gewinne und Verluste pro Spiel. Zudem dürfen Automaten durchschnittlich nur einen bestimmten Betrag pro Stunde einbehalten.
Kurzfristige und langfristige Vorteile
Bei der Frage um den Hausvorteil gilt es, abzuwägen (Quelle:pixabay.com/Manuchi)
Bei der Auswertung ihrer Beobachtungen in Bezug auf die Auswirkungen des massiv erhöhten Hausvorteils stützten die Wissenschaftler sich zum einen auf die täglich an den einzelnen Geräten eingezahlten Beträge.
Zudem untersuchten sie den sogenannten T-Win. Dieser beruht auf einer Formel, die die Einzahlungen mit dem Hausvorteil multipliziert und so den theoretischen langfristigen Wert eines Gerätes bzw. seine voraussichtlichen Erträge berechnet.
Ziel der Versuchsanordnung war herauszufinden, ob sich über den Zeitraum von neun Monaten eine relevante Veränderung in der Nutzung der Spielautomaten feststellen ließe.
Eine mögliche Wanderungsbewegung der Spieler sollte Aufschluss über die kurz- und langfristigen Auswirkungen erhöhter Hausvorteile auf die Gewinne der Betreiber geben.
Einzahlung vs. T-Win
Das Ergebnis der Studie: Die Spielautomaten mit dem niedrigeren Hausvorteil wiesen anhaltend höhere Einzahlungen auf als die Vergleichsgeräte.
Diese allerdings bescherten den Betreibern einen im Durchschnitt deutlich höheren T-Win. Das Minus an Einzahlungen wurde durch die Gewinne dank des höheren Hausvorteils mehr als wettgemacht.
Eine Abwanderung der Spieler vom hohen zum niedrigen Hausvorteil machten die Forscher nicht aus.
Für die Automatenindustrie dürften Untersuchungen, die belegen, dass Automatenspieler selbst im direkten Vergleich ihre Gewinnchancen an unterschiedlichen Geräten nicht gegeneinander abwägen und somit auch keine Konsequenzen für ihr Spielverhalten ziehen können, eine gute Nachricht darstellen.
Spieler und Spielerschützer hingegen dürften mit Sorge betrachten, ob und wie derartige Erkenntnisse möglicherweise in den künftigen Spielbetrieb einfließen könnten.