Schließungen und fragwürdige Verbindungen: Glücksspiel-Betreiber GVC Holdings unter Druck
Ladbrokes-Eigner GVC Holdings kündigt an, wegen gesenkter Einsatzlimits an Wettterminals 900 Wettbüros in Großbritannien schließen zu wollen. Gleichzeitig scheint die Expansion des Buchmachers in den US-amerikanischen Sportwettenmarkt in Gefahr zu geraten. Medienberichten zufolge steht GVC Boss Kenny Alexander im Verdacht, mit dem Angebot von illegalem Online Glücksspiel in der Türkei nicht so radikal gebrochen zu haben wie bislang angenommen.
900 GVC-Standorte in Gefahr
Nachdem der britische Buchmacher William Hill in der vergangenen Woche ankündigte, 700 seiner Wettbüros in Großbritannien schließen zu wollen, scheint nun auch GVC Holdings nachzuziehen.
Der Glücksspielanbieter, unter dessen Dach sich Namen wie Ladbrokes, Coral und bwin vereinen, erklärte in einem Statement, dass die Zukunft von 900 seiner britischen Standorte nicht gesichert sei:
Derzeit gehen wir davon aus, dass als Resultat der Senkung der FOBT Einsatzlimits auf zwei Pfund Sterling, die am 1. April in Kraft trat, in den kommenden zwei Jahren bis zu 900 Wettbüros von der Schließung bedroht sein könnten. Dies könnte bis zu 5.000 Arbeitsplätze betreffen. Im Zuge dieses Prozesses wurde bereits eine Reihe von zu schließenden Shops ausgemacht.
Was steckt hinter der Schließungswelle?
Kritiker argwöhnen bereits seit längerem, dass die gesenkten Einsatzlimits weniger stark für die potenzielle Schließungswelle verantwortlich sind, als es die Buchmacher nahelegen.
So sei bereits seit längerem deutlich, dass die Gewinne der Konzerne aus Shops auf Rennbahnen und Wettbüros rückläufig seien. Demgegenüber stünde ein ständiges Wachstum des Onlinegeschäft mit Sportwetten und anderen Glücksspielangeboten.
Tatsächlich zeigen diverse Aktivitäten der GVC Holdings der letzten Jahre, dass das Unternehmen einen deutlichen Fokus auf Expansion legt, insbesondere im Netz.
Buchmacher fassen US-Sportwetten ins Auge
Ebenso wie Konkurrent William Hill arbeitet der Konzern von CEO Kenny Alexander intensiv daran, Fuß auf dem sich derzeit stark im Wandel befindlichen US-amerikanischen Sportwettenmarkt zu fassen.
Einen diesbezüglichen Erfolg konnte GVC im Mai verbuchen: In einem Joint Venture mit dem US-Casinoriesen MGM Resorts International erhielt der Glücksspielanbieter eine der begehrten Sportwettenlizenzen des Bundesstaates Nevada.
Dieser Meilenstein in der Firmengeschichte könnte nun ins Wanken geraten. Aufgrund vorhergegangener Aktivitäten GVCs in nicht regulierten Märkten hatte die Glücksspielbehörde von Nevada die Lizenz zunächst für zwei Jahre „auf Bewährung“ erteilt.
Illegale Aktivitäten in der Türkei
Ein gestern veröffentlichter Bericht der Sunday Times weist nun darauf hin, dass GVC-Chef Kenny Alexander noch immer Beziehungen zum Online Glücksspiel auf nicht regulierten Märkten pflegen könnte.
Konkret geht es um den Verdacht, dass das Ende von Alexanders Online-Aktivitäten in der Türkei nicht so abschließend gewesen sei, wie zunächst angenommen.
Glücksspiel und Online Glücksspielanbieter GVC Holdings hat seinen Hauptsitz auf der Isle of Man. Im Geschäftsjahr 2018 setzte der Betreiber diverser Sportwetten- und Online Casino Angebote rund 2,9 Milliarden Euro um, der Netto-Gewinn lag bei rund 56,4 Millionen Euro. Das Unternehmen ist in 18 Ländern aktiv und beschäftigt derzeit rund 2.800 Angestellte.
Bis 2017 soll GVC rund ein Drittel seiner Gewinne durch Online Angebote in der Türkei generiert haben. Da das Land Online Glücksspiel verbietet, soll der Konzern ein Netzwerk dubioser Firmen und Zahlungsdienstleister genutzt haben, um seine Gelder zu transferieren.
Im Zuge der Übernahme von Buchmacher Ladbrokes überließ GVC seinen türkischen Arm der Firma Dochanoris Limited, ehemals Rospo, für 150 Millionen Euro, zahlbar über fünf Jahre.
Die strengen Vorgaben der Glücksspielkommission Großbritanniens hatten das Ende der illegalen Aktivitäten der GVC in der Türkei nötig gemacht. Es ist davon auszugehen, dass der Verstoß gegen türkische Bestimmungen sich auch negativ auf die Lizenzbemühungen des Unternehmens in den USA ausgewirkt hätte.
Bringen persönliche Verwicklungen US-Lizenz in Gefahr?
Die Geschäftspartner sollen gemeinsam ein Gestüt in Schottland betreiben (Symbolfoto, Quelle:pixabay.com/stux)
Inwieweit die US-Lizenz ihre Gültigkeit behält, ist nun fraglich. Die Recherchen der Sunday Times ergaben, dass einer der drei Eigner der Dochanoris Limited, Ron Watts, gemeinsam mit GVC-Chef Alexander ein Gestüt in Schottland betreibt.
Die offenbar enge Bekanntschaft soll bereits vor über zwei Jahrzehnten ihren Anfang genommen haben. Damals arbeiteten beide beim heute zum GVC-Netzwerk gehörenden Anbieter Sportingbet.
Laut Sunday Times habe bereits beim Verkauf der türkischen Anteile vor knapp zwei Jahren der Verdacht nahegelegen, dass Alexander das lukrative Geschäft lediglich an Freunde übertragen, aber nie wirklich abgestoßen habe.
Es ist davon auszugehen, dass sowohl Anleger als auch Regulierungsbehörden gespannt auf die Antworten Kenny Alexanders warten in Bezug auf die engen persönlichen Verbindungen zwischen Käufer und Verkäufer der Türkei-Geschäfte.
Zieht man die bislang öffentlich noch nicht konkretisierten Schließungspläne der Wettbüros hinzu, ist davon auszugehen, dass GVC turbulente Zeiten bevorstehen dürften.