Freitag, 22. November 2024

Britische Glücksspielanbieter erhöhen freiwillige Abgaben und versprechen Transparenz

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Die fünf größten britischen Glücksspielunternehmen haben sich gestern offiziell verpflichtet, ihre Abgaben für Wohltätigkeitszwecke bis 2023 auf insgesamt 66 Millionen Euro jährlich zu erhöhen. Sie verpflichteten sich hierbei zur genauen Offenlegung bei der Glückspielbehörde und zu weniger aggressiven Werbebotschaften.

Steigerung der Abgabe auf 1 Prozent des Umsatzes

In einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 2. Juli gaben die Glücksspielanbieter bet365, GVC, Sky Betting and Gaming, Flutter Entertainment und William Hill an, ihre derzeitige, freiwillige Abgabe von 0,1 Prozent ihres Bruttojahresumsatzes bis 2023 auf 1 Prozent zu erhöhen.

Kulturminister Jeremy Wright

Laut Kulturminister Jeremy Wright kämen freiwillige Zahlungen Suchtkranken sofort zugute. (Bild: Wikipedia)

Damit werde eine Summe von rund 60 Millionen Pfund Sterling (rund 66 Millionen Euro) zusammenkommen. Das sei das zehnfache des Betrages, der von den Unternehmen derzeit für die Förderung und Erforschung der Behandlung der Glücksspielsucht gezahlt werde. Ein derartiger Schritt, der der Einführung einer Pflichtabgabe vorbeugen soll, wurde bereits seit Mitte vergangenen Monats erwartet.

Nach 2023 soll der Betrag auf diesem Level beibehalten werden. Ein Zehntel der Abgaben und damit rund 6 Millionen Pfund Sterling sollen an die Wohltätigkeitsorganisation GambleAware gehen.

Ziel der fünf Glücksspielunternehmen sei es, innerhalb der nächsten vier Jahre insgesamt 100 Millionen Euro für die Behandlung der Glücksspielsucht spenden. Hierfür wolle man eng mit dem Kulturministerium und dem Gesundheitssystem, einschließlich dem Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) zusammenarbeiten.

Dieser hatte erst in der vergangenen Woche angekündigt, Kliniken für suchtkranke Jugendliche zu eröffnen. Priorität sei es, den Anteil der Suchtkranken, die eine Behandlung erhalten, von 2,5 Prozent auf 10 Prozent zu erhöhen.

Vorbehalt der Einführung der Pflichtabgabe

Bereits im vergangenen Monat hatten sich die fünf Glücksspielunternehmen in einem Brief an das britische Ministerium für Digitales, Kultur und Sport zu diesem Schritt bereiterklärt.

Nachdem sie sich nun hierzu verpflichtet haben, erklärte Kulturminister Jeremy Wright gestern:

„Die heute angekündigte Förderung ermöglicht eine enorme Erhöhung der anderen Behandlungsdienstleistungen, die die spezialisierten NHS-Kliniken ergänzen, und wird uns helfen, die frühe Intervention stärker zu fokussieren. Ich weiß, dass sich Parlamentsmitglieder für eine gesetzliche Pflichtabgabe ausgesprochen haben, um Mittel für die Behandlung und Unterstützung des problematischen Spiels aufzubringen. Ich verstehe das Argument, aber natürlich weiß das Parlament, dass die Gesetzgebung hierfür Zeit braucht – in aller Wahrscheinlichkeit mehr als ein Jahr.“

Durch die Verpflichtung zur freiwilligen Erhöhung der Abgabe erhielten suchtkranke Spieler jedoch schon in diesem Jahr erheblich mehr Unterstützung. Ein Nachteil sei allerdings, dass Einnahmen aus einer Pflichtabgabe sicher seien, freiwillige Abgaben allerdings nicht.

Daher müssten die Beiträge für die Regulierungsbehörden transparent sein und die Regierung behalte sich das Recht vor, sich doch noch für eine gesetzliche Pflichtabgabe zu entscheiden, wenn sich der freiwillige Weg nicht als effektiv erweisen sollte. Die Unternehmen sicherten zu, der UK Gambling Commission jährlich Zahlungsbelege vorzulegen und Nachweise über die Erfüllung ihrer Verpflichtungen vorzulegen.

Für den stellvertretenden Vorsitzenden der Labour Party, Tom Watson, sind diese Maßnahmen nicht ausreichend. Er beklagte, dass es statt freiwilliger „Ausbesserungen“ einer vollständigen Überarbeitung der Regeln und Vorschriften zum Glücksspiel bedürfe. Im Parlament sagte er gestern:

„Nach dem heutigen Tag werden wir immer noch eine unzureichende Regulierung und einen Glücksspielakt haben, der veraltet und nicht für das digitale Zeitalter geeignet ist.“

Verpflichtung zu sichereren Werbebotschaften

In ihrer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten die Unternehmen weiterhin, ihre Glücksspielwerbung „sicherer“ gestalten und sowohl den Ton als auch den Inhalt der Werbebotschaften genau überprüfen zu wollen. Man wolle, soweit dies möglich sei, Technologien nutzen, die es erlauben, Werbebotschaften von Problemspielern fernzuhalten.

In einem Interview auf dem Nachrichtenkanal Sky News [Seite auf Englisch] gab Philip Bowcock, Geschäftsführer von William Hill, gleichwohl zu, dass die Werbeausgaben, die sein Unternehmen plane, wesentlich höher ausfallen werden als die Abgabe für Wohltätigkeitszwecke. Allerdings werde man nicht nur genau beachten, wo Glücksspielwerbung tagsüber ausgestrahlt werde, sondern die Glücksspielwerbung solle auch „sichere Botschaften zum Glücksspiel“ enthalten. Er ging jedoch auf keine Einzelheiten ein.

Glücksspielunternehmen geraten wegen ihrer aggressiven Werbebotschaften immer wieder in Kritik. Einerseits wird die ständige Zunahme von Werbespots kritisiert, andererseits werden Online Casinos von der britischen Werbekontrollbehörde ASA abgestraft, weil mit ihrer Werbung Kinder und Jugendliche ansprechen. So wurde erst vor zwei Wochen die Glücksspielwerbung aus der Looney Tunes App verbannt, die auf Kinder und Jugendliche abzielte.

Bereits Anfang des Jahres hatten sich die Glücksspielmacher zu einer freiwilligen Beschränkung der TV-Werbung verpflichtet. Dabei ging es jedoch vor allem um Werbespots, die während der Live-Übertragung von Sportveranstaltungen ausgestrahlt wurden.

Wie genau die „sichereren Werbebotschaften“ aussehen werden, darauf ging weder Philipp Bowcock noch die gemeinsame Erklärung der Unternehmen ein.