Sperrliste in der Schweiz: William Hill lässt Wetten platzen
Der britische Online Buchmacher William Hill gab letzte Woche bekannt, alle laufenden Wetten von Schweizer Kunden zu streichen und zukünftig keine Wetten aus der Schweiz mehr anzunehmen.
William Hill verlässt den Schweizer Markt. (Quelle: Wikipedia)
Hintergrund sind die heute inkrafttretenden Bestimmungen des „Bundesgesetzes über Geldspiele“, welche nicht lizenzierten Online Casinos und Buchmachern das Operieren auf Schweizer Territorium untersagen.
Von den Änderungen werden defacto alle internationalen Online-Glücksspielanbieter betroffen sein.
Bisher vergaben die Schweizer Regulatoren nämlich keinerlei Lizenzen an ausländische Glücksspielunternehmen.
William Hill annulliert Wetten
Schweizer William Hill-Kunden, die letzten Freitag ihre Emails abriefen, bekamen die schlechte Nachricht zuerst: der britische Traditionsbuchmacher annulliere zum Wochenende alle bereits platzierten Sportwetten und werde sich aus dem Markt zurückziehen.
Wie The Guardian (Link auf Englisch) meldete, versprach William Hill seinen Kunden eine vollumfängliche Erstattung der Wetteinsätze. Insgesamt sollen von der Annullierung bis zu 400 Wetten betroffen gewesen sein.
Besonders hart soll der kurzfristige Rückzug aus dem Markt einen Tennis-Fan getroffen haben. Er habe bei dem Buchmacher 1.500 Euro auf einen Wimbledon-Sieg der Australierin Ashleigh Barty gesetzt. Bei einer Siegquote von 33-1 bedeutete dies einen möglichen Gewinn von 77.000 Euro.
Auch in Zukunft will William Hill seine Sportwetten nicht länger in der Schweiz offerieren.
Der Exit hat längst begonnen
Wie wir Anfang des Jahres berichteten, zogen sich bereits der Online Pokerraum partypoker und der Online Buchmacher bwin angesichts der rechtlichen Entwicklungen vom Schweizer Markt zurück. Auch das Online Casino LeoVegas erlaubte seit dem 19. Juni 2019 keine weiteren Einzahlungen von Schweizer Spielern.
Das Schweizer „Geldspielgesetz“: ein heikles Thema
Trotz der großen Mehrheit, die für die Einführung des neuen „Geldspielgesetzes“ stimmte, war das Thema in der Schweiz nicht unumstritten. Die Einführung der Netzsperre für internationale Unternehmen ging vielen Politikern und Wählern wesentlich zu weit. Sie befürchteten eine Bevormundung der Bürger durch den Staat und eine Isolierung der Schweiz.
Des einen Freud ist des anderen Leid
Während die internationalen Online Casinos und Buchmacher unter dem neuen „Geldspielgesetz“ zu leiden haben, können sich die inländischen Casinobetreiber freuen. Durch das Ausscheiden der Konkurrenz aus dem Markt, besitzen sie nun quasi das Monopol über die Industrie.
Das Grand Casino Baden ist einer der großen Gewinner der Gesetzesänderung. (Quelle: Wikipedia)
Einzige Marktteilnehmer, die ab heute in der Schweiz legale Online Casinos betreiben dürfen, sind das Grand Casino Baden, die Pfäffikoner Zweigstelle der Swiss Casinos, das Grand Casino Luzern und das Grand Casino Davos.
Sie erhielten ihre Lizenzen im Juni 2019. Den Casinos ist es durch die Genehmigungen gestattet, Online Spielautomaten, aber auch Live-Dealer-Spieler anzubieten. Großes Potential sieht darin vor allem das Grand Casino Baden, welches vorige Woche bekanntgab, zukünftig Live-Roulette, Live-Baccarat sowie verschiedene Pokervarianten mit Live-Dealern im Internet anbieten zu wollen. Die technische Umsetzung soll das Unternehmen Evolution Gaming übernehmen.
Durch das neue Angebot soll das landbasierte Casino auch Online etabliert werden und dadurch sein Renommee steigen.
Auch die anderen drei Schweizer Lizenzbesitzer wollen auf ähnliche Produkte bauen. Ob sie damit Erfolg haben werden, könnte sich schon bei der heutigen Markteröffnung abzeichnen.