Verbindungen zur organisierten Kriminalität? Australische Behörden prüfen Melco-Crown-Deal
Casinoriese Melco aus Hongkong übernimmt rund 20 Prozent der Anteile der australischen Crown-Gruppe von Milliardär James Packer. Dies sichert dem Konzern von Lawrence Ho auch verstärkten Einfluss auf dem asiatischen Markt. Nun äußerte sich der Sohn des umstrittenen Tycoons Stanley Ho zu langfristigen Plänen und den Ermittlungen wegen angeblicher Verbindungen zur organisierten Kriminalität der chinesischen Triaden.
Anteile für 1,1 Milliarden Euro
In der letzten Woche wurde bekannt, dass der australische Casino-Mogul James Packer knapp die Hälfte seiner Anteile am Crown-Imperium an die Melco-Gruppe aus Hongkong verkaufen will.
Purer Luxus: Melcos City of Dreams in Manila (Quelle:riohondo, licensed under CC BY-SA 3.0)
Für umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro sichert sich Melco-CEO Lawrence Ho nicht nur Einfluss auf den größten Casinobetreiber Australiens. Auch strategisch soll sich die Investition des Ho-Imperiums auszahlen.
Bislang war die Melco-Gruppe vornehmlich in Macau, dem weltweit umsatzstärksten landbasierten Glücksspielmarkt, aktiv. Seit einiger Zeit zieht es den Casinobetreiber aber auch in weitere Gefilde des internationalen Casinogeschäftes.
So investiert der Konzern mit seinem City of Dreams Manila Resort in den wachsenden Markt der Philippinen. Auf Zypern soll ab 2021 das 617 Millionen US-Dollar-Projekt City of Dreams Cyprus Gäste empfangen.
Das Engagement beim australischen Riesen Crown Resorts könnte Melco nun weitere Türen, insbesondere zum gerade zu verhandelnden japanischen Lizenzmarkt öffnen.
Melco-Crown-Deal auf dem Prüfstand
Nur kurz nach Bekanntwerden des milliardenschweren Glücksspiel-Deals, wurde klar, dass es bis zum endgültigen Geschäftsabschluss noch Monate dauern könnte. Analysten rechnen damit, dass die australische Finanzverwaltung rund ein Jahr benötigen wird, um die Details der Übernahme zu prüfen.
Besonderes Augenmerk dürfte hierbei auf dem intensiven Durchleuchten des neuen Anteilseigners Melco liegen. Befragt zu den anstehenden Ermittlungen gab sich dessen CEO, Lawrence Ho, in dieser Woche unaufgeregt:
Wir unterstützen immer gern den Regulierungsprozesse. Wenn Sie die Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte der Entwicklung unseres globalen Fußabdrucks in Übersee betrachten, denke ich, dass wir uns immer für Gerichtsbarkeiten mit starker Führung und strengen Regulationsrichtlinien entschieden haben und nicht für kleinere asiatische Länder, deren Regulierung noch nicht so weit entwickelt war. Weiterhin wird Japan so erneut signalisiert, dass wir ein Global Player sind, der keine Angst vor Überprüfung seiner und Rechtschaffenheit hat.
Ein Name mit Geschichte
Patriarch Stanley Ho im Jahr 2006 (Quelle:flickr.com/stanley ho, licensed under CC BY-SA 2.0)
Die erwartete lange Dauer der Prüfung durch die australischen Behörden kommt nicht von ungefähr: Der Name Ho ist in Australien kein unbekannter und unterliegt besonderer Beobachtung.
Stanley Ho (Seite auf Englisch), Patriarch und Gründer des Familienimperiums, steht seit Jahrzehnten im Verdacht, enge Kontakte zu chinesischen Verbrechersyndikaten zu pflegen.
Der 97-Jährige, der als einer der reichsten Männer Chinas gilt, trat im Juni 2018 offiziell von allen Funktionen seiner Firma SJM Holdings Ltd. zurück.
Seither ist es still um ihn geworden. Inwieweit der Vater von 17 Kindern und als bekennender Polygamist vierfache Ehemann noch immer die Fäden hinter den Kulissen ziehen könnte, ist umstritten.
Keine Geschäfte mit Stanley Ho
Klar hingegen ist, dass Stanley Ho bei australischen Behörden als eine Art unerwünschte Person gilt. Bei den Verhandlungen zum Bau des Crown-Prestigeprojekts Crown-Sydney im Jahr 2014, musste der damalige CEO Packer deshalb eine ungewöhnliche Zusage treffen:
Sein Unternehmen versprach, „sicherzustellen, dass jegliche Geschäftsaktivität zwischen Stanley Huang Sun Ho oder seinen Bevollmächtigten und Crown, allen Crown-Managern, -Angestellten und Tochterfirmen, verhindert werde“.
In Barangaroo, einem Stadtteil der australischen Metropole Sydney, entsteht derzeit eines der prestigeträchtigsten Casinoresorts der Welt. Das rund eine Milliarde AUS-Dollar-Projekt Crown Sydney soll 2021 eröffnen.
Als erstes Sechs-Sterne-Haus Sydneys soll es Luxusreisenden auf 75 Stockwerken 349 Zimmer, Suiten und Appartements bieten.
Neben diversen High-End Gastronomie- und Shoppingangeboten, lockt das Resort mit einem ausschließlich für VIP-Gäste vorgesehen Spielbereich. Zielgruppe sind internationale High Roller.
Hintergrund für den vertraglichen Ausschluss des Magnaten bildeten diverse Auffälligkeiten in der Biographie Hos. Unter anderem erschien dessen Name an prominenter Stelle in einem 2002 veröffentlichten Bericht zur Aktivität chinesischer Triaden in Macau.
VIP-Rooms als rechtsfreie Räume?
Die Errichtung von VIP-Lounges in Hos Casinos habe zu rechtsfreien Räumen geführt, die dem organisierten Verbrechen die Tür zu Macaus Glücksspielwelt geöffnet hätten, so die Analyse der Technischen Universität von Queensland.
Hierdurch sei es der chinesischen Mafia, den Triaden, möglich gewesen, in der chinesischen Sonderverwaltungszone Fuß zu fassen. Mitgebracht hätten diese das Geschäft mit Drogen, Prostitution, Kredithaien und Geldeintreibern.
Lawrence Ho selbst wird nicht müde zu betonen, dass seine Geschäftstätigkeiten in keiner Beziehung zu denen seines Vaters stehen. Es ist nun an den Behörden Australiens, diese Aussage zu prüfen. Von ihrem Wahrheitsgehalt könnte ein Teil der Zukunft des Glücksspiels in Australien abhängen.