Sonntag, 24. November 2024

Großbritannien: Labour Politiker fordert Widerruf der Glücksspiel-Lizenzen

Würfel

Tom Watson, der stellvertretende Vorsitzende der britischen Labour Partei, verfasste gestern einen Brief an Neil McArthur, Chief Executive Officer der UK Gambling Commission (UKGC), und an den Kultussekretär Jeremy Wright, in dem er den Widerruf aller nach 2014 ausgestellten Glücksspiellizenzen forderte.

Dies fuße nach Aussage Watsons auf der Erkenntnis, dass bei mehr als einem Drittel der Betreiber Mängel der Standards hinsichtlich des Spielerschutzes festgestellt worden seien. Damit stelle er die Integrität einiger Betreiber in Frage, die zum größten Teil ihren Sitz außerhalb des Vereinigten Königreichs hätten.

UKGC verhängte hohe Strafen gegen Online Casinos

Im Rahmen seiner laufenden Untersuchungen verhängte die UKGC Bußgelder in Höhe von insgesamt 4,5 Millionen Pfund Sterling gegen die Glücksspielunternehmen InTouch Games, Betit Operations, MT Secure Trade und BestBet.

Die Betreiber, von denen drei ihren Sitz außerhalb des Vereinigten Königreiches haben, hätten nur unzureichende Maßnahmen gegen Geldwäsche und zum Schutz der Kunden gegen spielbedingte Schäden durchgeführt.

In den vergangenen 18 Monaten bewertete die UKGC 123 Online Betreiber. Davon wurden 45 dazu aufgefordert, einen Aktionsplan zu erstellen, um ihre Standards anzupassen. 38 Unternehmen zeigten bereits erste Ansätze zur Optimierung der Standards. 34 Online Plattformen entsprachen den von der Kommission erwarteten Vorgaben.

Watson betonte, dass die Erlaubnis, in Großbritannien tätig sein zu dürfen, ein Zeichen von Glaubwürdigkeit und Vertrauen sein solle. Er sagte weiterhin, dass es nicht Aufgabe der Aufsichtsbehörde sei, ständig nach Regelübertretungen zu suchen.

Er sagte:

„Wir benötigen eine strukturierte Antwort auf diese Situation. Dies erfordert eine vollständige Überarbeitung unseres Verzeichnisses der aktuellen Online Lizenzen. […] Diese Überprüfung wäre eine Gelegenheit für Online Lizenzinhaber, sich erneut um das Privileg zu bewerben, in Großbritannien operieren und Marketing betreiben zu dürfen.“

Es sei von essenzieller Bedeutung, dass die Regierung in Zusammenarbeit mit der Regulierungsbehörde die finanzielle Integrität, die Identität und den Charakter der Betreiber neu bewerte. Dies gelte auch für die die Beiträge, die die Unternehmen für die Erforschung und Behandlung von Glücksspielsucht leisteten, sowie die Partnerschaften, die sie mit den britischen Sportvereinen eingingen.

Watson ist der Meinung, dass Offshore Betreiber ihre britischen Lizenzen nicht dafür nutzen sollten, um enge Verbindungen zum britischen Sport zu knüpfen, um diesen dann als Marketinginstrument zur Akquise neuer Kunden zu verwenden.

Ein erneuter Lizenzierungsprozess könne dazu dienen, die Branche einer Art Generalüberholung zu unterziehen, damit sich die Betreiber ihrer Verantwortlichkeiten erneut bewusst würden. Er sondere auch jene aus, denen es an fachlicher und sozialer Integrität mangele.

Glücksspielgesetz nicht mehr zeitgemäß

Tom Watson

Labour Politiker Tom Watson kämpft gegen das Glücksspiel. (Bild: wikimedia.org)

Weiterhin strebe Watson eine Überarbeitung des gesamten Glücksspielgesetzes von 2005 an. Seiner Meinung nach sei dieses „analoge“ Gesetz im heutigen digitalen Zeitalter nicht mehr aktuell. Es erwähne beispielsweise häufiger den traditionellen Postweg als das Internet.

Der Labour Politiker weist auf ein Ungleichgewicht zwischen dem virtuellen und landbasierten Spiel hin. In den Wettbüros und Spielhallen seien Einsätze und Preise klar festgelegt. Diese Kontrolle gebe es aber online nicht, was zu schweren Missbräuchen durch lizenzierte Betreiber geführt habe.

Weiterhin schwebe Watson ein Bonitätscheck der Spieler vor, bevor diese ihre Wetten platzierten. Diese Maßnahme soll gewährleisten, dass die Kunden sich ihr Spiel auch leisten könnten. Er schlug ebenfalls vor, die Nutzung von Kreditkarten für das Glücksspiel zu unterbinden.

Tom Watsons Kampf gegen das Glücksspiel

Tom Watson konzentriert sich seit mehr als zwei Jahren verstärkt darauf, Front gegen die Glücksspielbranche zu machen. Watson war auch der Politiker, der die meisten Änderungen hinsichtlich der Glücksspielregulierung vorgeschlagen hatte.

Er setzte sich 2017 für ein Verbot des Sponsorings für Fußballmannschaften durch Sportwetten- und Glücksspielanbieter ein. Kürzlich forderte er eine Einführung strengerer Kontrollen des Online Glücksspiels.

Er sagte:

„Das problematische Glücksspiel ist die versteckte Epidemie Großbritanniens. Wir sollten es als Notfall für die öffentliche Gesundheit behandeln.

Die iGaming Betreiberorganisation, die Remote Gambling Association (RGA) [Seite auf Englisch], begrüßte Watsons Forderung nach einer strengeren Regulierung. In einer Erklärung der RGA hieß es, man sei sich der Notwendigkeit bewusst, das problematische Glücksspiel zu bekämpfen, und wolle mit der Regierung zusammenarbeiten.

Die RGA betonte allerdings auch, dass die Online Betreiber bereits in ihre Verbraucherschutzstrategien investierten, um sicherzustellen, dass gefährdete Personen identifiziert würden, ohne jene einzuschränken, die Spaß am verantwortungsvollen Spiel hätten.

Sollte Watson mit seinem Anliegen Erfolg haben, könnte eine erneute Lizenzierung bereits bestehender Betreiber sechs Monate dauern und wäre mit großem Aufwand verbunden. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die UK Gambling Commission in der Lage oder bereit ist, Watsons Anliegen umzusetzen.