Schweizer Bande erwirtschaftete mit illegalem Glücksspiel über 20 Millionen Franken
Den Schweizer Ermittlungsbehörden ist ein bedeutender Schlag gegen das illegale Glücksspiel gelungen. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Solothurn wirft einem 53-Jährigen vor, mit illegalen Casino-Geschäften über 20 Millionen Franken (umgerechnet 17,7 Millionen Euro) erwirtschaftet zu haben.
Die Organisation war landesweit aktiv
Wie die Staatsanwaltschaft am gestrigen Donnerstag mitteilte, waren die illegalen Aktivitäten der Bande über die gesamte Schweiz verteilt, wobei sich ihr Hauptbetätigungsfeld im nördlichen Teil des Landes zwischen Basel und Bern befand.
Ausgelöst wurden die Ermittlungen nach Angabe der Solothuner Behörden durch mehrere anonyme Hinweise aus der Glücksspiel-Szene des gleichnamigen Kantons, woraufhin die dortigen Behörden aktiv wurden.
In der Schweiz ist das Glücksspiel gesetzlich strikt reguliert. Für den legalen Betrieb eines Spielcasinos benötigen die betreffenden Unternehmen eine offizielle Lizenz der Behörden.
Um Schweizer Unternehmen besser zu schützen, wurde das Glücksspiel zu Beginn des Jahres neu reguliert. Seitdem ist es ausländischen Betreibern von Online Casinos untersagt, ihre Spiele in der Schweiz anzubieten. Deshalb geht die Regierung mit Hilfe von Netzsperren gegen Anbieter vor, die gegen das Verbot verstoßen.
Bei ihren Untersuchungen förderte die zuständige Staatsanwaltschaft zutage, dass die Organisation unter Leitung des Hauptangeklagten, einem aus dem kurdischen Teil der Türkei stammenden Mann, ein landesweites Netz an Spielcasinos aufgezogen hatte, ohne über die nötigen offiziellen Lizenzen zu verfügen.
Der Schwerpunkt der illegalen Aktivitäten der Bande lag laut Staatsanwaltschaft in den Regionen rund um die Städte Solothurn, Bern und Basel, wo sie von mindestens 2013 bis 2017 ihre illegalen Casinos betrieben.
Die Geschäfte wurden in großem Maßstab abgewickelt, wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellte. So sollen die Spielhöllen zur Hochzeit des Geschäfts in mehr als 90 Lokalen präsent gewesen sein. Neben Geldspielautomaten und weiteren Glücksspielen wurden in den Etablissements zudem vielfach Wettgeschäfte aller Art angeboten.
Professionelle Casino-Strukturen
Im Rahmen von über 20 Hausdurchsuchungen beschlagnahmten die Behörden mehr als 200 Spielautomaten, dazu Wett-Terminals sowie diverse Fahrzeuge, Waffen und 100.000 Franken Bargeld. Daraufhin führten die Ermittler über 300 Verhöre durch, die den Verdacht des groß angelegten Glücksspielbetrugs weiter erhärteten.
Untersuchungsgefängnis Solothurn (Bild: so.ch)
Die Organisation mit türkisch-kurdischem Hintergrund ging beim Betrieb der illegalen Casinos äußerst professionell vor. Um einen reibungslosen Ablauf der zwielichtigen Geschäfte zu garantieren, wurden die Betreiber der Casinos vor Ort von Technikern und Türstehern sowie von bewaffneten Geldeintreibern unterstützt.
Besonders Letztere sollen dafür gesorgt haben, dass es in Verbindung mit dem Glücksspiel mehrfach zu weiteren Delikten wie Nötigung oder Erpressung gekommen sei, so die Anklageschrift. Nach Aussage der Staatsanwälte soll es in diesem Zusammenhang auch zu massiven Drohungen gekommen sein, wenn Spieler ihre Schulden nicht begleichen konnten oder wollten.
Darüber hinaus hatte der Kopf der Bande in den Betrieben junge Frauen aus diversen osteuropäischen Staaten eingestellt, die er ohne offizielle Arbeitserlaubnis zu Niedriglöhnen als Kellnerinnen beschäftigte. Die Behörden sprechen davon, dass die Frauen an sechs Tagen der Woche in bis zu 12 Stunden langen Schichten arbeiten mussten, ohne dafür adäquat entlohnt worden zu sein.
Damit die Millionenumsätze in sichere Kanäle umgeleitet und vor den Behörden verschleiert werden konnten, beschäftigte der Hauptangeklagte zudem mehrere Buchmacher, die die Geschäftszahlen der diversen Scheinunternehmen der Organisation nach Wunsch frisierten.
Strafmaß noch nicht beschlossen
Neben dem derzeit in Untersuchungshaft einsitzenden Mann hat die Solothurner Staatsanwaltschaft 14 weitere Verdächtige im Visier. Der Drahtzieher soll nach Willen der Staatsanwaltschaft in einem verkürzten Verfahren abgeurteilt werden.
Voraussetzung wäre ein Deal, bei dem der Angeklagte den Ermittlern im Gegenzug für ein geringeres Strafmaß wertvolle Insider-Informationen über seine illegalen Geschäfte mitteilt. Hierzu äußerte sich die Behörde jedoch nicht.
Ein ebenfalls zu der Organisation gehörender Mittäter wurde bereits rechtskräftig verurteilt: Er erhielt aufgrund von diversen Verstößen gegen das Schweizer Spielbankengesetz eine 14-monatige Haftstrafe sowie eine Geldbuße.
Wenn es nach dem Willen der Staatsanwaltschaft geht, ist dies jedoch nur der Beginn einer ganzen Reihe von Verurteilungen rund um den illegalen Glücksspiel-Ring. Ein Zeitpunkt für den Beginn der Prozesse steht derzeit jedoch noch nicht fest.