Sonntag, 24. November 2024

Mafia-Prozess um illegales Glücksspiel in New Jersey

Atlantic City bei Nacht|Vincent Coppola

Vincent Coppola

Vincent Coppola bekannte sich vor Gericht schuldig. (Quelle: www.nj.gov)

Am Mittwoch bekannten sich fünf vermeintliche Mitglieder der Genovese-Mafia-Familie in einem Gerichtssaal in New Jersey unter anderem wegen illegalen Glücksspiels, Betrugs und Kreditwuchers schuldig.

Jahrelang galt die berüchtigte Mafia-Familie aus New York als besiegt oder wenigstens in ihrem Einfluss stark geschwächt.

Doch nur kurz nach dem spektakulären Mord an Gambino-Mafiaboss Francesco „Franky Boy“ Cali im März zeigt der aktuelle Prozess gegen die mutmaßlichen Mafiosi, wie einflussreich die Verbrecherorganisationen noch heute in den USA sind.

Millioneneinnahmen durch illegale Sportwetten

Die Verbrecherbande, die Gelder aus Wucherkrediten, Drogengeschäften und Scheckbetrug für die berüchtigte Mafiafamilie Genovese eingetrieben und weitergeleitet haben soll, betrieb laut Anklage auch ein millionenschweres, illegales Sportwettengeschäft.

Kopf der Operationen soll der 42-jährige Vincent Coppola gewesen sein, dessen Vater Michael als ranghohes Mitglied der Genovese-Familie gilt und gerade eine 16-jährige Haftstrafe wegen Erpressung absitzt.

Nach Erkenntnissen, die die Verfolgungsbehörden im Rahmen der Kampagne „Operation Fistful“ gewannen, organisierte Coppola einen sogenannten „Wire Room“ (dt. „Kabelraum“) in Costa Rica. Dieser habe der Bande ermöglicht, illegale Wetten zu planen, online anzunehmen und neue Kunden zu werben.

Die Mafia und die „Wire Rooms“ in Costa Rica

Schon seit längerem operiert die Mafia ihre illegalen Sportwettengeschäfte nicht mehr allein aus verrauchten Hinterzimmern. Die Verbrechersyndikate verlagerten ihre kriminellen Geschäfte in den letzten Jahren zusehends in den virtuellen Raum.

So auch im Fall des prominenten US-Mafiosi Frank Cetta (Link auf Englisch). Das Mitglied der Lucchese-Familie, einer der fünf großen Mafia-Familien New Yorks, betrieb laut Polizei und Staatsanwaltschaft von New Jersey eine illegale Sportwettenoperation aus Costa Rica und transferierte dabei bis zum Jahre 2010 mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar (ca. 2 Milliarden Euro) für die Mafia.

Costa Rica galt in der Vergangenheit vor allem wegen mangelnder Kontrollen und Regulierung als Rückzugsort für Cyber-Verbrecher.

Allein im Jahre 2011 habe die Verbrecherorganisation verbotene Online-Sportwetten im Wert von mehr als 1,7 Millionen US-Dollar (ca. 1,5 Millionen Euro) angenommen und damit mehr als 400.000 US-Dollar (ca. 355.000 Euro) Profit erzielt. Wie hoch die Einnahmen bis zum Auffliegen der Gruppe im Jahre 2014 genau waren, wurde nicht bekannt.

Coppola, der sich am Mittwoch lediglich wegen des Bewerbens von illegalem Glücksspiel schuldig bekannte, erwartet die Bekanntgabe des Strafmaßes im September.

Ein guter Tag für die Behörden

Für die Strafverfolgungsbehörden seien die Schuldeingeständnisse von Coppola und vier weiterer Angeklagter ein wichtiger Schlag gegen das organisierte Verbrechen, wie Generalstaatsanwalt Gurbir S. Grewal in einem Statement mitteilte:

„Wenn sich Personen in illegale Machenschaften wie Wucherkredite und illegales Glücksspiel verstricken, profitieren sie auf Kosten von Opfern, die unter Schulden, Spielsucht und anderen Problemen leiden. Durch die Verurteilung und Inhaftierung dieser Personen senden wir die Botschaft, dass kriminelle Aktivitäten, die Individuen, Familien und die ganze Gesellschaft schädigen, von uns nicht toleriert werden.“

Staatsanwaltschaft und Polizei sahen in den Anklagen wegen illegalen Glücksspiels allerdings nur die Spitze des Eisberges. Im Laufe ihrer Ermittlungen kam die Behörden nämlich zu der Erkenntnis, dass Coppola und seine Gefährten auch in Geldwäsche, Steuerbetrug und Steuerhinterziehung involviert gewesen seien.

Zudem habe die Gruppe ein ausgeklügeltes Scheckbetrugs-Szenario betrieben. Laut dem ehemaligen Generalstaatsanwalt von New Jersey, John J. Hoffman, hätten Unternehmer und Privatpersonen bei der Bande Schecks gegen Bargeld getauscht, um die Kontrolle durch Banken und Ämter zu umgehen. Im Gegenzug hätten die Verbrecher für jeden Tausch eine Provision erhalten.

Insgesamt sollen auf diese Weise mehr als 9 Millionen US-Dollar (ca. 8 Millionen Euro) in die Kassen der Genovese-Familie gespült worden sein.

Ist Strafverfolgung das einzige Mittel gegen Kriminelle?

Ob der Prozess tatsächlich die illegalen Sportwetten-Operationen in New Jersey beendet, bleibt fraglich. Denn neben der Strafverfolgung hat sich in den letzten Jahren ein weiteres, womöglich effektiveres Konzept gegen kriminelle Glücksspielbetreiber etabliert: Die Legalisierung.

Legale Sportwetten via App, in Casinos und bei Buchmachern sind in New Jersey seit 2018 erlaubt. Sie könnten den Mafiagruppen den Zulauf an Spielern deutlich abgraben.