Schwulenfeindliche Beleidigung im Spiel: Ubisoft bittet um Entschuldigung
Im Game ’The Division 2’ des Spieleherstellers Ubisoft wurde in einem Graffiti an einer Hauswand eine homophobe Beleidigung dargestellt. Der Konzern bat öffentlich um Entschuldigung und entfernte das betreffende Bild.
Rechtschreibfehler und eine Beleidigung
Das Spiel ’Tom Clancy´s The Division 2’ erschien im März 2019 und scheint noch einige Kinderkrankheiten mit sich herum zu tragen, wie Gamer bereits auf der Plattform Imgur dokumentierten [Seite auf Englisch].
Doch während die Ansammlung einiger Rechtschreibfehler und Ungenauigkeiten allenfalls für leichtes Kopfschütteln sorgt, löste ein Graffiti, das im Spiel überlebensgroß an einer Wand prangte, Empörung aus.
Das Street Art-Werk zeigt auf den ersten Blick lediglich einen Polizisten, der in einen Donut beißt. Beim genaueren Hinsehen ließ sich auf seinem angenähten Abzeichen aber die „Dienstnummer“ „FA6607“ erkennen.
Hierbei handelt es sich um Leetspeak und einen bekannten Ausdruck zur Verächtlichmachung von Schwulen.
Insbesondere in der Gamerszene ist die sogenannte Leetspeak populär. Hierbei werden Buchstaben in Worten durch ähnlich aussehende Zahlen und Sonderzeichen ersetzt.
Was zunächst als Sicherheitsmaßnahme gegen das automatisierte Auslesen von Korrespondenz begann, wird heute oft als Kommunikationsmittel von Gamern genutzt, die sich mit einer Art Geheimsprache von anderen abgrenzen möchten.
Ubisoft prüft eigene Kontrollmechanismen
Nachdem sich ein Screenshot der entsprechenden Spielszene verbreitet hatte, entfernte Ubisoft den Inhalt. Das Graffiti ist nach wie vor zu sehen, allerdings trägt der Polizist nun kein Abzeichen mehr.
In einem Statement wandte sich der Spielehersteller zudem an die Öffentlichkeit und gelobte Besserung:
Wir bitten um Entschuldigung, dass dieses Bild bei unseren Content-Prüfungsprozessen übersehen wurde. Diese überarbeiten wir derzeit, um solche Fälle künftig vermeiden zu können.
Zu der Frage, wie das betreffende Bild überhaupt ins Spiel gelangen konnte, bezog der Konzern keine Stellung.
Reminiszenz an 80er-Punk?
Singlecover von 1981 (Quelle:youtube.com/1Lokalpatriot1)
Obwohl die Aufschrift des Polizeiabzeichens für sich betrachtet zweifellos eine homophobe Beleidigung darstellt, lässt der Kontext Fragen offen.
Einige Spieler sehen in dem Bild eine Verbindung zu einem Song der US-Punkband Black Flag aus dem Jahr 1981.
Das Cover der Single „Police Story“ zeigt die Zeichnung eines Polizisten, dem eine Waffe in den Mund gedrückt wird. Eine Sprechblase fordert übersetzt: „Lass mich kommen, Schwuchtel“. Der Stil des Bildes ähnelt dem des Graffitis in ’The Division 2’.
Möglich also, dass die homophobe Botschaft in erster Linie einen Angriff auf Polizisten darstellen sollte. Endgültig geklärt werden kann das Ansinnen des Urhebers aber auch durch diese Parallele nicht.
Ubisoft kommt nicht zur Ruhe
Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger Monate, dass Inhalte von Ubisoft zu Schlagzeilen führen.
Während die leichte Modifizierung des Games in diesem Fall den Zuspruch der Community findet, zeigte sich das Publikum im November vergangenen Jahres wenig begeistert von dem Plan der Entwickler, Änderungen im Spiel ’Tom Clancy`s Rainbow Six Siege’ vorzunehmen.
Der Konzern hatte angekündigt, eine Reihe von In-Game Visuals zu verändern, um sich den Ansprüchen der asiatischen Märkte, in denen Referenzen auf Gewalt, Sex und Glücksspiel verboten sind, anzupassen.
Nach massiven Protesten hatte Ubisoft den ursprünglichen Plan, künftig nur noch eine einzige entschärfte Version des Spiels anzubieten, wieder verworfen. Alle bereits vollzogenen Änderungen wurden außerhalb Asiens deshalb wieder rückgängig gemacht.
Es hätte schlimmer kommen können
Während Ubisofts schnelle Reaktion im Umgang mit der homophoben Inschrift verhältnismäßig wenig Schaden anrichtete, zeigt ein Beispiel aus dem vergangenen Februar, wie fragwürdige Details in einem Game zum echten Problem werden können:
Chinesen fühlten sich und Staatsoberhaupt Xi Jinping verhöhnt (Quelle:Narendra Modi, CC By-SA 3.0)
Red Candle Games, Macher des taiwanesischen Indie-Horror-Spektakels ’Devotion’, sahen sich einem massiven Sturm der Entrüstung chinesischer Gamer in ihrem Steam-Shop ausgesetzt.
In einer Szene des Spiels war ein Poster mit der Aufschrift „Xi Jinping Winnie the Pooh moron“ (dt. Xi Jinping, der Winnie Puuh Trottel) zu sehen gewesen.
Dies war eine Referenz auf ein Internet-Meme, das den Comic Bären Winnie Puuh von der chinesischen Zensurbehörde bedroht sah.
Die Folge: Zwei für ’Devotion’ verantwortliche Entwickler mussten ihren Hut nehmen und das Spiel wurde vom chinesischen Markt genommen.
Dass Ubisoft im aktuellen Fall keine ähnlichen Probleme zu erwarten hat, mag an der diffusen Botschaft des kritisierten Details liegen.
Möglicherweise hat die Lobby derer, die sich von dem Graffiti wirklich angegriffen fühlten, aber auch einfach keinen solchen Einfluss, wie die Machthaber eines Land mit knapp 1,4 Milliarden Einwohnern.