Bochumer Universität eröffnet Institut für Glücksspiel und Gesellschaft
Pünktlich zur Ministerpräsidentenkonferenz, die sich am letzten Donnerstag intensiv mit dem Thema Glücksspiel auseinandergesetzt hat, eröffnete die Ruhr-Universität in Bochum (RUB) ein Forschungsinstitut für Glücksspiel und Gesellschaft.
Am 21. März erfolgte der offizielle Startschuss für die neue Einrichtung, die von dem Geschäftsführer Prof. Dr. Julian Krüper geleitet wird, der hauptberuflich am Bochumer Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Verfassungstheorie und Interdisziplinäre Rechtsforschung arbeitet.
Ein Gemeinschaftsprojekt von drei Universitäten
Die beim Start offiziell GLÜG getaufte Forschungsstelle ist aufgrund ihrer Nähe zu den rechtlichen Fragen des Glücksspiels an die Juristische Fakultät angegliedert und startet gleich zu Beginn mit mehreren wissenschaftlichen Mitarbeitern. Prof. Dr. Julian Krüper sagte zu der Zielsetzung des GLÜGs:
Wir haben uns bereits mit den vielen juristischen Fragen zur Glücksspielregulierung beschäftigt. Jetzt versuchen wir, die vielen verschiedenen Aspekte gemeinsam zu erforschen. Mit unserer Forschung wollen wir den öffentlichen und politischen Diskurs über Glücksspielfragen wissenschaftlich begleiten sowie Optionen für die Regulierung bewerten und auch neu entwickeln.
Um das Institut wissenschaftlich noch breiter aufzustellen, ist nicht nur die RUB an dem Vorhaben beteiligt. Gemeinsam mit den Bochumer Juristen forschen auch Vertreter der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät von der Universität Wuppertal an dem Projekt.
Auf diese Weise solle das interdisziplinär aufgestellte Institut „zu einem zentralen Ort des Austauschs von Glücksspielpraxis, Politik, Verwaltung, Rechtsprechung und Wissenschaft in Deutschland“ werden.
Auch Glücksspiel-Firmen unterstützen das GLÜG
Das neugegründete Institut ist eine unabhängige Forschungseinrichtung der drei beteiligten Universitäten. Allerdings wird es neben der allgemeinen staatlichen Hochschulförderung auch von der Privatwirtschaft finanziell unterstützt. Zu den Sponsoren gehört neben dem staatlichen Westlotto aus Nordrhein-Westfalen der Verband der deutschen Automatenindustrie.
Die drei beteiligten Fachbereiche sollen einen umfangreichen Forschungsansatz sicherstellen. Die Juristen befassen sich dabei mit rechtlichen und steuerlichen Aspekten. Auch Fragen zur Regulierung von Glücksspielangeboten im Internet oder zum künftigen Umgang mit Spielhallen werden untersucht.
Die beteiligten Wirtschaftswissenschaftler haben sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung der verschiedenen Glücksspielmärkte zu untersuchen; insbesondere im Hinblick auf die Onlineanbieter.
Professor Krüper sind etwaige Bedenken aufgrund der Teilfinanzierung durch die Automatenwirtschaft durchaus bewusst. Deshalb erklärt er dazu:
Dass private Unternehmen und der Staat sich zusammentun, ist ungewöhnlich. Aber es stellt die Sache auf breitere Füße. Wenn etwas durch Drittmittel finanziert wird, setzt man sich immer dem Verdacht aus, dass man sich gemein macht. Aber wir arbeiten da schon redlich wissenschaftlich.
Neben den rechtlichen und finanziellen Analysen kommt den Sozialwissenschaftlern von der Wuppertaler Universität entscheidende Bedeutung zu, wenn es um die Erforschung der gesellschaftlichen Auswirkungen des Glücksspiels geht.
Gerade Kritiker von Glücksspielen aller Art dürften ganz genau auf die Erkenntnisse dieser Forscher blicken, denn die Betrachtung der mit dem Spiel verbundenen Gefahren sowie die Auswirkungen von Spielsucht zählen zu den zentralen Themen, mit denen sich Sozialwissenschaftler beschäftigen.
Glücksspiel-Forschung in Deutschland unterrepräsentiert
Prof. Dr. Julian Krüper (Bild: RUB Kramer)
Auf diesem Gebiet herrscht hierzulande noch Nachholbedarf. Insbesondere in Großbritannien ist die Forschung zum Glücksspiel und seinen sozialen Folgen erheblich weiter. Ein wichtiger Grund dafür ist die herausragende Stellung der britischen Aufsichtsbehörde für Glücksspiel, der UK Gambling Commission (UKGC).
Neben einer scharfen Überwachung der Aktivitäten der Glücksspiel-Industrie sehen die Aufseher eine ihrer Hauptaufgaben in der Untersuchung der Auswirkungen des Spiels, um daraus bessere Präventionsmaßnahmen für die Betroffenen abzuleiten.
Aus diesem Grund initiieren die Kontrolleure regelmäßig eigene Untersuchungen [Seite auf Englisch], erstellen Umfragen oder ermuntern Forschungsinstitute zur Durchführung wissenschaftlicher Studien. Auf diese Weise veröffentlicht die UKGC laufend neue Analysen zum Spielverhalten der Briten und dessen gesundheitliche Folgen.
Zudem gibt es an den Universitäten Großbritanniens oder der USA schon lange eine große Zahl an Fakultäten, die sich intensiv mit dem Glücksspiel befassen. Auch dies führt dazu, dass Befürwortern und Gegnern ein sehr viel breiteres Spektrum an Daten und Informationen zur Verfügung steht.
Hierzulande werden derartige Forschungen bisher vergleichsweise selten und unkoordiniert durchgeführt. Dank des neuen Instituts an der RUB darf die breite Öffentlichkeit nun auch in Deutschland darauf hoffen, künftig mehr Informationen rund um das Glücksspiel zu erhalten.