Verdacht der Spielmanipulation bei Fußball Oberliga Nordost
Das Heimspiel des SV Malchow gegen den TSG Neustrelitz (1:4) steht unter Manipulationsverdacht. Dies bestätigte Oberliga-Spielleiter Ulf Kuchel, der bereits den DFB über die versuchte Spielmanipulation informierte.
Aufforderung zur Spielmanipulation per WhatsApp
Wie der Trainer des SV Malchow (MSV), Sven Lange, gegenüber dem NDR berichtete, soll einer der Fußballer des Vereins vor der Partie am vergangenen Freitag per WhatsApp zur Manipulation des Spiels aufgefordert worden sein. Er sollte dafür sorgen, dass der Malchower SV in der ersten Spielhälfte zwei Tore „kassiert“. Dafür seien ihm 1.000 Euro angeboten worden.
Statt auf den Manipulationsversuch einzugehen, habe der Spieler sofort seinen Trainer Sven Lange informiert. Dieser gab die Information an den Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) weiter, der sich wiederum mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Verbindung setzte.
Tatsächlich verlor der Malchower SV das Spiel mit 1:4. Bereits zur Halbzeit hatte der TSG Neustrelitz zwei Tore schießen können. Allerdings habe es sich laut Sven Lange um relativ saubere Tore gehandelt und seinen Spielern seien keine ungewöhnlichen Fehler unterlaufen.
Zudem sei das Spiel auch auf Video aufgenommen worden. Bei den Buchmachern lag die Siegquote des TSG Neustrelitz bei 1.65, die für den Malchower SV bei 3,85.
Wettbetrug in der Regional- und Oberliga
Wettbetrug in Form von Spielmanipulation ist vor allem in den oberen Ligen ein bekanntes Phänomen. Gleichwohl sind auch Spiele in den unteren Ligen für Wettbetrüger durchaus interessant, da die Quoten auch hier lukrativ sein können. So steht eine chinesische Agentur seit Dezember 2018 im Verdacht, das Regionalliga-Spiel zwischen dem SV Babelsberg und Germania Halberstadt (3:1) im November manipuliert zu haben.
Vorbildliches Verhalten des betroffenen Fußballers
Die Nachricht, mit der der Malchower Spieler zur Manipulation aufgefordert wurde, soll vom Berater des Fußballers gekommen sein. Hierbei soll es sich um einen Mann aus Tschechien handeln, der noch zwei weitere Spieler des Vereins berät. Laut Trainer Lange seien deren Handys untersucht worden, ohne dass dabei etwas Auffälliges entdeckt werden konnte.
Ulf Kuchel, der Spielleiter der Fußball Oberliga Nordost, bestätigte die Meldung des Vorfalls durch den Verein:
„Der Spieler hat den Verein über den Sachverhalt sofort in Kenntnis gesetzt. Der MSV hat sich daraufhin noch vor der Partie bei mir gemeldet. Alle Parteien haben sich in dieser Situation richtig verhalten.“
Leider sei es laut Kuchel keinesfalls selbstverständlich, dass sich von versuchter Spielmanipulation betroffene Spieler an ihren Verein wenden und auch Trainer Sven Lange war froh über die positive Sofortreaktion seines Spielers.
Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) muss der Fall nun geprüft und weiterbearbeitet werden. Dieser steht derzeit wegen eines Sponsorenvertrages mit dem Glücksspielanbieter Bwin in der Kritik.
Erweiterung der Partnerschaft des DFB mit Bwin
Der DFB steht derzeit wegen der Kooperation mit bwin in der Kritik. (Bild: Wikipedia)
Im Januar hatte DFB mitgeteilt, seine bereits bestehende Partnerschaft mit dem Sportwettenanbieter Bwin zu erweitern. Die auf eine Laufzeit bis Dezember 2022 festgelegte Kooperation umfasst Werberechte für den DFB und die Nationalmannschaft sowie Werberechte für den DFB-Pokal, die dritte Liga und die Frauen-Bundesliga.
Die Verträge mit bwin sowie mit anderen Glücksspielanbietern sind in der vergangenen Woche scharf von den deutschen Glücksspielaufsichten der Länder kritisiert worden. Das Innenministerium von Baden-Württemberg verfasste zu diesem Zweck zusammen mit weiteren Ländern einen Brief, der von Reportern des NDR und der Süddeutschen Zeitung eingesehen werden konnte.
Im Brief weisen die Aufsichtsbehörden darauf hin, dass Bwin neben Sportwetten auch unerlaubte Online-Casinospiele anbietet. Nicht nur Online Casinos selbst, sondern auch die Werbung für unerlaubte Glücksspiele seien in Deutschland untersagt. Werbe der DFB für Bwin selbst und nicht nur für dessen Sportwetten, handele es sich lauf Aufsichtsbehörde damit um Werbung für unerlaubtes Glücksspiel und der DFB laufe „Gefahr, dass die Werbung von Bwin insgesamt untersagt wird.“
Dr. Ingo Fiedler, Glücksspielexperte an der Universität Hamburg, sieht den DFB in der Verantwortung:
„Der DFB ist ein Verein. Er hat eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Das ist Sport- und Jugendförderung. Ob Werbung für Online-Glücksspiel Jugendförderung ist, wage ich zu hinterfragen.“
Eine Untersagung der Werbung für Bwin könnte der DFB umgehen, wenn er nicht die Dachmarken der Glücksspielunternehmen bewirbt, sondern seine Werbung deutlich auf erlaubte Teilangebote, also die Sportwetten, abzielt.
Sollte keine Einigung erzielt werden, hätte dies für den DFB weitreichende Konsequenzen. So könnte eine Fernseh-Ausstrahlung von Spielen untersagt werden, bei denen auf Trikots oder an Banden Werbung für Glücksspielanbieter gemacht wird. Ob ein Kompromiss erreicht wird, bleibt daher abzuwarten.