Santa Anita Park, Kalifornien: Warum starben 21 Rennpferde?
Die berühmte Rennstrecke Santa Anita Park in Kalifornien musste am letzten Dienstag vorerst schließen. Seit Saisonbeginn im Dezember verletzten sich auf dem Gelände 21 Rennpferde so schwer, dass sie verstarben oder euthanisiert wurden. Die Rennbahnen werden aktuell intensiv untersucht, um die genauen Unfallumstände aufzuklären.
Die Untersuchungen laufen
Das Veranstalten von Pferderennen hat in den USA eine jahrhundertelange Tradition und der Bundestaat Kalifornien ist heute mit mehreren großen Rennstrecken einer der Hauptaustragungsorte. Einer davon ist der Santa Anita Park in der Stadt Arcadia in der Nähe von Los Angeles.
Doch die Rennstrecke machte in dieser Saison mehr negative Schlagzeilen als je zuvor, denn in weniger als drei Monaten starben auf dem Gelände 21 Vollblutpferde.
Nachdem sich bereits zahlreiche Tierschützer eingeschaltet hatten, beschlossen die Rennstreckenbesitzer, die Stronach Group, vorerst alle Trainings und Rennen abzusagen, um der ungewöhnlich hohen Zahl verunglückter Pferde auf den Grund zu gehen.
Dafür wurde Dennis Moore, der Verwalter und Inspektor der Rennstrecken Del Mar und Los Alamitos in Orange County, zu Hilfe gebeten. Mit einer Gerätschaft, die den Galopp von Pferden imitieren soll, habe dieser die Rennstrecke akribisch geprüft, um potentielle Mängel zu entdecken.
Zuvor sei der gesamte Boden auch mit einem sogenannten Georadar analysiert worden, der die Konsistenz und Einheitlichkeit der obersten Bodenschichten errechnen und bewerten kann. Allerdings habe es hier keine Auffälligkeiten gegeben, die die Unfälle erklären könnten.
Wann die Strecke wieder ihren normalen Alltag aufnehmen wird, ist ungewiss. Verschiedene US-Medien spekulierten, dass man eventuell ab Montag mehr wissen könnte.
Das Platzieren von Wetten auf Pferde- und Windhundrennen ist in den Vereinigten Staaten von Amerika grundsätzlich seit 1978 erlaubt. Der damals verfasste „Interstate Horse Racing Act“ gestattete den Rennstrecken, Veranstaltungen zu übertragen und Wetten anzunehmen. Mit dem technologischen Fortschritt wurde die Erlaubnis im Jahr 2000 auch auf Internetwetten ausgeweitet. Allerdings haben einige Staaten den Act nie angenommen, weshalb das Wetten heute nur in 38 Staaten legal ist.
Ist das schlechte Wetter schuld?
Ein möglicher Erklärungsversuch waren für viele der Beteiligten die kürzlich sehr schlechten Wetterverhältnisse in der Region. Der Süden Kaliforniens erlebte in diesem Jahr nämlich einen ungewöhnlich kalten und nassen Winter. Auf der Rennstrecke seien allein im Februar bei Temperaturen von weniger als 21° Celsius fast 30 cm Regen gefallen.
Der starke Regen könnte den Bodenbelag zu sehr durchdrungen und damit ungleichmäßig gemacht haben. Allerdings sei, damit genau das nicht passiert, die Strecke fast kontinuierlich abgedeckt worden.
Entsprechend ist nicht jeder der Meinung, dass das Wetter, wenn überhaupt, der alleinige Schuldige sein könnte. Pferdeveterinär Rick Arthur sagte gegenüber der Zeitung „Los Angeles Times“, dass er nicht annehme, dass man eine einzige Ursache finden werde.
Er erklärte auch, dass die betroffenen Pferde untereinander grundverschieden gewesen seien und von 19 verschiedenen Trainern stammten. Statt mit aller Kraft zu versuchen, die definitive Ursache zu benennen, solle man sich lieber darauf fokussieren, die Rennen grundsätzlich sicherer zu machen:
Wir können nur hoffen, dass Strategien entwickelt werden, die die Rennen sicherer machen. Es ist nicht nur die Rennstrecke, es sind nicht nur die Pferde. Es ist der gesamte Zeitplan, das Trainingsprogramm, das Rennprogramm, einfach alles.
Ein generelles Problem im Pferdesport?
Die aktuelle Zahl von 21 Todesfällen ist zweifellos skandalös und die Betreiber sollten alles daransetzen, weitere Unfälle möglichst zu verhindern. Nach dem jüngsten Tod des vierjährigen Fohlens „Lets Light the Way“ zeigte sich auch Tim Ritvo, der leitende Geschäftsführer der Stronach Group, zutiefst bestürzt.
Doch die Santa Anita Park Rennstrecke ist kein Einzelfall. Auf der benachbarten Rennstrecke Del Mar kam es im Jahr 2016 ebenfalls zu einer erschreckend hohen Zahl verstorbener Pferde. Damals starben über die Sommersaison hinweg 17 Rennpferde. Fünf weitere im Herbst.
Viele Todesfälle 2016 auf der Rennstrecke Del Mar (Bild: Wikimedia)
Anschließend wurde die Rennstrecke grundrenoviert, mit sichtbarem Erfolg. Im ganzen Jahr 2017 starben nur noch sieben Pferde, im Jahr 2018 vier. Jockeys, Trainer und Tierärzte sind sich aber nach wie vor einig: Jedes tote Pferd sei eines zu viel.
Das Problem ist dabei längst nicht auf die USA begrenzt. Gerade in Großbritannien, wo Pferderennen einen wichtigen Teil der Tradition und Kultur darstellen, kommt es häufig zu tödlichen Unfällen.
Allein innerhalb der letzten zwölf Monate konnten mehr als 200 Tode offiziell bestätigt werden. Die Dunkelziffer könnte Schätzungen zu Folge aber noch um 30 % höher sein. Eine Liste aller verstorbenen Pferde, inklusive Informationen [in englischer Sprache] zur genauen Ursache ist hier zu finden.
Vielleicht könnten gründliche Renovierungen auf vielen Rennstrecken weltweit die Zahlen nachhaltig senken. Dies wäre nicht nur den vielen Fans des Pferdesports, sondern vor allem auch den Rennpferden selbst zu wünschen.