Freitag, 22. November 2024

UK Gambling Commission beschließt verpflichtende ID-Checks für Online-Casinos

Chips und Bargeld|Mann mit Tablet|Kinder am Spielautomaten

Die UK Gambling Commission (UKGC) hat am Donnerstag angekündigt, Identitätsprüfungen vor Ersteinzahlungen bei Online-Casinos verpflichtend einführen zu wollen. Bislang führten Online-Glücksspielanbieter die Identitätsprüfungen nur auf freiwilliger Basis durch.

Die neuen Richtlinien betreffen den Prozess der Personenidentifikation. Identitätsnachweise von Kunden sollen nicht wie bisher erst beim Auszahlungsprozess angefordert werden, sondern neuerdings schon bei der Registrierung.

Die angekündigten Änderungen sollen dabei helfen, das Online-Glücksspiel unter Kindern und Jugendlichen einzudämmen, den Spieleschutz zu stärken und falsche Identitäten detektieren zu können.

Die neuen Regeln im Überblick

Mann mit Tablet

Wer beim Online-Glücksspiel in GB Gewinne feiern will, muss vorher seine Identität prüfen lassen. (Quelle: Pixabay)

Die neuen Regularien, die ab 07. Mai 2019 in Kraft treten sollen, umfassen eine Fülle von Forderungen. So muss der Lizenznehmer mindestens den Namen, die Adresse und das Alter eines Kunden verifizieren, bevor dieser das Angebot des Online-Casinos nutzen darf. Zusätzliche Informationen zur Identitätsverifikation müssen zeitnah erfragt werden.

Außerdem besteht die Pflicht, Kunden vor einer Ersteinzahlung über den Verifikationsprozess sowie notwendige Dokumente und den Weg der Dokumentenübermittlung aufzuklären.

Gleichzeitig werden die Anbieter verpflichtet, Kundeninformationen akkurat und sicher zu speichern.

Wie die UKGC mitteilte, inspirierten vor allem Kundenbeschwerden die Abwandlung der Lizenzbedingungen. Laut Angaben der Behörde tadelten 15 % aller Beschwerdeträger den Umstand, erst bei einer Auszahlung nach zusätzlichen Identitätsnachweisen gefragt worden zu sein.

Die Veränderungen könnten diesem Problem Abhilfe schaffen.

Kinder- und Jugendschutz

Oberstes Anliegen der UKGC ist der Kinder- und Jugendschutz. Durch die Neuregelungen sollen Kinder davon abgehalten werden, sich auf Online-Casino-Seiten mit falschen Personenangaben zu registrieren und zu spielen.

Ein nachvollziehbares Ziel: Immerhin spielen nach einem Bericht der UKGC 14 % der 11-16-jährigen Briten regelmäßig um Geld und geben dabei im Durschnitt 16 britische Pfund (ca. 19 Euro) wöchentlich aus.

Schon jetzt wiesen 55.000 junge Briten ein problematisches Spielverhalten auf. Die ID-Kontrollen sind ein Mittel, Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Online-Glücksspiels zu schützen.

Können Unternehmen von den Regeln profitieren?

Kinder am Spielautomaten

Damit Kinder nicht spielen, braucht es Kontrollen. (Quelle: Flickr)

Fraglich ist, welche Vor- und Nachteile Online-Casinobetreiber von den geänderten Vorschriften haben könnten.

Einerseits könnten sie dabei helfen, Kundeninformationen schneller zu prüfen und so potenziell kriminelles Verhalten schneller zu erkennen. Andererseits könnte sich der vorgeschobene Verifikationsprozess negativ auf den Umsatz der Unternehmen auswirken.

Viele Spieler zahlen Geld auf Casinoseiten ein, um sofort an den Spielen teilnehmen zu können. Eine erstmalige Verifikation, die eine unbestimmte Zeit in Anspruch nimmt, könnte das Spielen bei einem für sie neuen Casinoanbieter unattraktiv machen.

Zudem dürften die neuen Modalitäten an den betrieblichen Ressourcen der Online-Glücksspielbetreiber zehren, da mehr Mitarbeiter für die Identitätschecks notwendig werden könnten.

Während die geänderten Regularien für Online-Glücksspielbetreiber also große Herausforderungen bereithalten, lobt UKGC-Chef Neil McArthur das Vorgehen seiner Behörde:

„Diese Änderungen werden Kinder und Suchtgefährdete vor den Schäden des Glücksspiels schützen und das Risiko von glücksspielbezogenen Straftaten reduzieren. Sie werden das Glücksspiel auch fairer gestalten, indem sie den Verbrauchern dabei helfen, ihre Gewinne ohne unnötige Verzögerung auszuzahlen. Der britische Online-Glücksspielmarkt ist der größte regulierte Markt der Welt, und wir möchten sicherstellen, dass er der sicherste und fairste ist.“

Was haben Problemspieler von den Änderungen?

Problemspieler und pathologische Spieler könnten von den neuen Verifikationsregeln profitieren. So ist es durch die Neuerungen nicht länger möglich, ohne valide Identifikation Gelder zu einem Online-Casino zu transferieren.

Das Spielen unter falschem Namen – ein gängiges Vorgehen von Spielsüchtigen, die in Großbritannien Selbstausschlussprogramme wie „GAMSTOP“ nutzten – könnte damit Einhalt geboten werden.

In der Vergangenheit hatten suchtkranke Spieler nach einem Selbstausschluss immer wieder versucht, Online-Casinos über ihre wahren Identitäten zu täuschen.

Was ist GAMSTOP?

GAMSTOP (Link auf Englisch) ist eine britische Organisation, die pathologischen Spielern dabei hilft, sich bei Online-Glücksspielanbietern sperren zu lassen. Dazu gibt der Spieler seine Daten auf der Website von GAMESTOP ein, die diese an alle in Großbritannien lizenzierten Online-Casinos weiterleitet. Die Unternehmen sind nach der Meldung verpflichtet, den Spieler nicht länger an ihrem Angebot teilhaben zu lassen.

Nicht aus heiterem Himmel

Dass die UKGC veränderte Regeln zur Erstverifikation der Kunden von Glücksspielunternehmen einführt, kommt nicht aus heiterem Himmel.

Vielmehr strafte die UKGC bereits im letzten Jahr drei Online-Casinos ab, die fahrlässig Identitätsprüfungen von Kunden ausließen, mangelhaft durchführten oder relevante Informationen bezüglich des Spielerschutzes einfach missachteten.

In einem Fall nutze ein Kunde des Online-Casinos Videoslots einen gefälschten Führerschein zum Nachweis seiner Identität und zahlte mit gefälschten Bankkarten 17.504 britische Pfund (ca. 20.000 Euro) auf die Seite ein. Dies war in den Augen der UKGC ein klarer Verstoß gegen die Vorgaben des britischen Anti-Geldwäschegesetzes.

In einem weiteren Fall überwies ein Kunde des Unternehmens zwischen 2014 und 2017 insgesamt 211.000 britische Pfund (ca. 240.000 Euro) auf sein Casino-Konto und verlor 45.000 britische Pfund (ca. 48.000 Euro). Dies war möglich, obwohl der Glücksspielanbieter Kenntnis davon besaß, dass das Bankkonto des Spielers überzogen war.

Ob die neuen Regeln tatsächlich die Probleme eindämmen, die die UKGC im Zusammenhang mit der Personenidentifikation sieht, wird sich höchstwahrscheinlich erst nach einer nächstjährigen Kontrolle einzelner Lizenznehmer zeigen.