Auslieferung verschoben: Fußballer Al-Araibi fürchtet um sein Leben
Der ehemalige bahrainische Nationalspieler Hakeem Al-Araibi (25) hat von einem Gericht in Thailand weitere 60 Tage Aufschub bekommen, um die Verteidigung gegen das Auslieferungsgesuch seines Heimatlandes vorzubereiten. Der Fußballer war 2014 wegen seiner angeblichen Verstrickung in gewaltsame Proteste im Zuge des Arabischen Frühlings nach Australien geflohen. Im vergangenen November wurde er auf seiner Hochzeitsreise auf Ersuchen Bahrains in Thailand festgenommen.
Hakeem Al-Araibi: Nächste Anhörung im April
Hakeem Al-Araibi wird weitere zwei Monate in Thailand im Gefängnis bleiben, am 22. April findet seine nächste Anhörung statt. Dies entschied das Gericht in Bangkok und folgte damit dem Antrag der Verteidigung. Diese hatte die maximale Länge von 60 Tagen gefordert, um sich auf die Verhandlung zur Auslieferung des 25-Jährgen nach Bahrain vorzubereiten.
Richter des arabischen Landes hatten Hakim Al-Araibi in Abwesenheit zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und in der Folge per „Red Notice“ über Interpol gesucht. Sollte es zur Auslieferung kommen, so Al-Araibi, habe er Anlass um sein Leben zu fürchten:
Sie werden mich festnehmen, foltern und vielleicht sogar töten.
Laut eigener Angabe war der Sportler bereits 2012 in einem Gefängnis Bahrains über mehrere Monate schwerer Folter ausgesetzt gewesen. Hintergrund ist seine angebliche Beteiligung an gewaltsamen Protesten im Zuge des „Arabischen Frühlings“.
Symbolpolitik mit Fußballer?
Proteste während des Arabischen Frühlings in Bahrain (Quelle:Bahrain in pictures, licensed under CC BY-SA 3.0)
Das Regime in Bahrain beschuldigt Al-Araibi, an einem Angriff auf eine Polizeiwache beteiligt gewesen zu sein. Medienberichten zufolge stand der Fußballer zum Tatzeitpunkt allerdings auf dem Platz, das Spiel soll live im Fernsehen übertragen worden sein.
Beobachter gehen davon aus, dass es sich bei der strafrechtlichen Verfolgung Al-Araibis um Symbolpolitik handelt und das Königshaus Rache für kritische Äußerungen des Sportlers nehmen möchte: Al-Araibi hatte sich im Rahmen des Arabischen Frühlings öffentlich gegen die Inhaftierung von Fußballerkollegen und Folter in Gefängnissen ausgesprochen.
Das politische System Bahrains wird von Experten als repressiv eingeschätzt, seit 2011 erschüttert eine Protestwelle das Reich von König Hamad bin Isa Al Chalifa. Nach Angaben der Opposition kamen allein in den Jahren 2011 bis 2014 mehr als 160 Demonstranten bei den gewaltsam niedergeschlagenen Protesten ums Leben. Rund 4000 Dissidenten sollen sich derzeit in bahrainischer Haft befinden.
Um Repressionen zu entgehen, war Hakeem Al-Araibi bei einem Auswärtsspiel der Nationalmannschaft 2014 geflüchtet. In Australien hatte er Asyl beantragt und erhalten. Heute steht der Verteidiger beim australischen Zweitligisten Pascoe Vale unter Vertrag.
Festnahme von Al-Araibi: Verkettung unglücklicher Umstände
Dass es überhaupt zur Verhaftung kommen konnte, ist einer Verkettung unglücklicher Umstände geschuldet: Bei der von Interpol ausgestellten „Red Notice“ handelt es sich nicht um einen internationalen Strafbefehl, sondern lediglich um das Ersuchen eines Landes, eine Person ausfindig zu machen und vorläufig festzunehmen. Der Umgang mit dem Ersuchen ist den Ländern freigestellt; die Festsetzung der gesuchten Person ist optional.
Allerdings darf eine „Red Notice“ nicht auf anerkannte Flüchtlinge angewendet werden, die 1951 verabschiedete Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) verbietet die Auslieferung von Geflüchteten in ihre Heimatländer.
Abgesehen davon, dass die Red Notice nicht hätte ausgestellt werden dürfen, hatte Al-Araibi besonderes Pech, sich für seine Flitterwochen ausgerechnet Thailand als Reiseziel ausgesucht zu haben. Ebenso wie Bahrain gehört das Königreich zu den 47 Staaten der Welt, die die GFK nicht unterzeichnet haben.
Weltweite Anteilnahme
Der australische Ex-Fußballprofi Craig Foster ist einer der engagiertesten Unterstützer vonn Al-Araibi (Quelle:Kate Lundy, licensed under CC BY 2.0)
Unter großem internationalem Interesse und maximalen Sicherheitsvorkehrungen erschien der am 27. November bei seiner Einreise im Thailand [Link auf Englisch] festgenommene Fußballer nun am heutigen Montag im Gericht.
Zu seiner Unterstützung hatten sich bei der ursprünglich als nicht-öffentlich angesetzten ersten Anhörung des Fußballers Vertreter aus 13 Nationen sowie der EU eingefunden. Anwesend war auch der ehemalige australische Nationalspieler Craig Foster (49), der einer der prominentesten Fürsprecher Al-Araibis ist.
Seit der Festnahme setzt sich Foster medienwirksam für den jungen Spieler ein, besucht ihn im Gefängnis und fordert seine Freilassung. Auch im Gerichtssaal nahm der Ex-Fußballer kein Blatt vor den Mund und drückte seine Unterstützung aus, als Al-Araibi dem Richter vorgeführt wurde:
Australien steht hinter dir, Kumpel. Halt durch. Ganz Australien steht hinter dir. Der Fußball steht hinter dir.
Tatsächlich schlägt der Fall Al-Araibi nicht nur in Australien hohe Wellen. So fordert unter anderem Amnesty International die thailändische Regierung auf, Al-Araibi umgehend freizusetzen und nach Australien ausreisen zu lassen. Hierfür müsse sich auch der internationale Fußball klar positionieren, erklärte ein Sprecher der Menschenrechtsorganisation.
Die Fifa und nationale Fußballverbände wären in der Pflicht, den thailändischen Behörden deutlich zu signalisieren, dass die Auslieferung Al-Araibis nach Bahrain Konsequenzen nach sich ziehen würde. Zudem sei der Fall eine Chance, zu beweisen, wie ernst die Fifa ihre eigenen menschenrechtlichen Verpflichtungen nehme.
Verbände und Politik appellieren an Verantwortliche in Thailand
Mittlerweile hat der Weltfußballverband reagiert und ebenso wie das Internationale Olympische Komitee öffentlich die Freilassung des Sportlers gefordert. Auch der Vizepräsident des asiatischen Fußballdachverbandes AFC, Praful Patel, erklärte, kurz nachdem Bahrain in der vergangenen Woche erneut die Auslieferung von Hakeem Al-Araibi gefordert hatte, die Freilassung müsse umgehend erfolgen.
Die thailändische Regierung hat sich bisher nicht offiziell zur Sache geäußert. Inwieweit die massive internationale Kritik aus Sport und Politik Eindruck auf die thailändische Justiz machen, ist ebenso wenig abzusehen wie die Antwort auf die Frage, ob das Land wirklich bereit wäre, sich gegen das wirtschaftlich starke Bahrain zu stellen.
Sollte es im April tatsächlich zur Auslieferung Al-Araibis kommen, wird sich auch der internationale Sport an den Konsequenzen messen lassen müssen, die er aus der mutmaßlichen Akzeptanz von Menschenrechtsverletzungen der beiden Länder zieht.