Whistleblower von Football Leaks verhaftet
Am Mittwochabend wurde der der Portugiese Rui Pinto in Budapest, Ungarn, festgenommen. Die Strafverfolgungsbehörden in Portugal hatten wegen des Vorwurfs der illegalen Beschaffung von Daten und deren Veröffentlichung auf der Enthüllungsplattform „Football Leaks“ sowie der versuchten Erpressung Haftbefehl gegen den 30-Jährigen erwirkt und fordert nun die sofortige Auslieferung.
Was ist Football Leaks?
Football Leaks ist eine im Jahre 2015 in Portugal gegründete Webseite, deren Ziel es ist, geheime Informationen aus dem Bereich des professionellen Fußballs zu veröffentlichen. Diese Webseite wird von den sogenannten „Whistleblowern“ betrieben, also von Personen, die geheime Informationen veröffentlichen.
Football Leaks veröffentlicht geheime Dokumente. (Bild: pixabay.com)
Die Geschichte von Football Leaks begann im Sommer 2015, als einige Spielerwechsel in Portugal durchgeführt wurden, die als fragwürdig galten.
Die Begründer von Football Leaks gingen davon aus, dass Daten zu diesen Transfers zensiert gewesen sein sollen. Dies war der Stein des Anstoßes für die Erstellung der Webseite.
Seitdem wurden in regelmäßigen Abständen Dokumente veröffentlicht, unter anderem Gehaltsabrechnungen und Transferbeträge. Die Betreiber begannen, mit den Medien zusammenzuarbeiten, um ihre Enthüllungen der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Ergebnisse der Recherchen von Football Leaks sollen unter anderem von den großen deutschen Nachrichtenmagazinen wie „Der Spiegel“ veröffentlicht worden sein. Die Redaktion des Magazins sagte dazu am Donnerstag, dass die Quellen zum Schutz der Informanten nicht preisgegeben würden.
Enthüllungen brachten Ermittlungsverfahren ins Rollen
Die von der Webseite Football Leaks [Seite auf Englisch] veröffentlichten Dokumente lösten mehrere Ermittlungsverfahren im Profi-Fußball aus. Dabei ging es unter anderem um Vergehen wie Steuerhinterziehung, Verstöße gegen Lizenzierungsverfahren oder geheime Pläne die europäische Super League betreffend.
Beim Projekt European Super League, das von den großen europäischen Vereinen ins Leben gerufen wurde, soll es sich um eine Liga handeln, für die sich kein anderer Verein, der nicht den beteiligten Clubs zugehörig ist, qualifizieren kann.
Beteiligte Vereine sollen unter anderem Manchester United, Manchester City, Real Madrid, FC Barcelona, FC Bayern München und Paris Saint-Germain sein. AS Rom, Borussia Dortmund und Inter Mailand sollen zu den Clubs gehören, die als „Gastvereine“ teilnehmen sollen.
Hierbei soll es weniger um sportliche Leistungen als um finanzielle Vorteile gehen, da den Vereinen die finanziellen Erlöse, die aus der UEFA Champions League generiert werden, nicht genügten. Die Super League soll für mehr Einnahmen sorgen.
Dokumente von Football Leaks sollen enthüllen, dass eine Super League unmittelbar bevorstehe. In der Saison 2021/22 soll sie erstmals durchgeführt und von privater Hand betrieben werden, ohne dass die UEFA involviert ist.
Selbst die Verfahren wegen Steuerhinterziehung gegen den Fußballstar Ronaldo sollen erst aufgenommen worden sein, nachdem Fußball Leaks entsprechende Belege publiziert hatte.
Allerdings scheinen die Recherchen des Whistleblowers für zahlreiche Akteure der Fußballwelt alles andere als bequem zu sein, denn Pinto sagte, dass er bereits bedroht worden sei, um ihn mundtot zu machen.
Eigenen früheren Aussagen zufolge wollte Pinto nicht mit Football Leaks in Verbindung stehen. Vielmehr handle es sich, wie er sagte, um eine Diffamierungskampagne.
Beim Profi-Fußball geht es um viel Geld. (Bild: pixabay.com)
Die portugiesischen Ermittler jedoch sollen von seiner Mitwirkung an der Webseite überzeugt gewesen sein, da sein Name bereits 2015 bei den Ermittlungen gegen Doyen Sports, einen Sportvermarkter, aufgetaucht sein soll.
Damals wurden Deals aufgedeckt, die unter der Hand vollzogen worden seien. Ohne das Wissen der betroffenen Fußballer sollen sich Investoren Transferrechte, auch bekannt unter der Bezeichnung Third Party Ownership (TPO), gesichert haben.
Unter anderem soll das auf Malta ansässige Unternehmen Doyen Sports involviert gewesen sein und mit diesen Geschäften Millionenbeträge erwirtschaftet haben. Die Dokumente, die diese Geschäfte betrafen, wurden von Football Leaks veröffentlicht. Daraufhin wurden die Ermittlungen aufgenommen.
Anwälte setzen sich ein
Bourdon, der Anwalt des mutmaßlichen Hackers und Informanten, setzt sich gemeinsam mit zwei Kollegen aus Portugal und Ungarn gegen die Auslieferung nach Portugal ein. Dort könnten ihm bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft drohen.
Bourdon vertrat übrigens in der Vergangenheit Hervé Falciani und Antoine Deltour, die bekannten Banken-Whistleblower, sowie Edward Snowden.
In einer Pressemitteilung bezeichnete er Pinto als „großen Whistleblower“ und als Mitglied von Football Leaks. Er bezeichnete seinen Mandanten als Fußballfan, der von den Vorgehensweisen im Profifußball angewidert gewesen sei.
Er habe sich daher dazu entschieden, die kriminellen Praktiken zu offenbaren. Da er bei der Aufdeckung zu diesen Praktiken beigetragen habe, müsse er besonderem rechtlichem Schutz unterliegen.
Die Anwälte vertreten weiterhin die Auffassung, dass die portugiesischen Behörden alle erhobenen Vorwürfe seitens der Partei der Kläger übernommen hätten. Aus diesem Grunde müsse eine Auslieferung verhindert werden.