Indien: Gesetzesentwurf über Regulierung von Sportwetten eingereicht
Kurz vor Silvester präsentierte der Politiker Dr. Shashi Tharoor dem indischen Parlament Lok Sabha einen lang geplanten Gesetzesentwurf zur Regulierung des indischen Sportwettenmarktes. Die sogenannte Sports (Online Gaming and Prevention of Fraud) Bill 2018 soll gegen illegale Wetten und Wettbetrug vorgehen.
Härtere Strafen für illegale Wettaktivitäten
Wie in vielen anderen Ländern der Erde fehlt es auch in Indien an einer aktuellen und sinnvollen Regulierung des Glücksspiels. Dem Parlamentsmitglied Dr. Shashi Tharoor ist diese Gesetzeslücke schon seit langem ein Dorn im Auge und kurz vor Jahresende konnte der Politiker und Kongressvorstand aus Thiruvananthapuram dem Parlament einen entsprechenden Entwurf vorlegen.
Sportwetten bis dato nicht reguliert (Bild: Flickr)
Der Gesetzesentwurf bezieht sich auf die Regulierung offizieller Sportwetten und besteht grob aus zwei Teilen, welche beide darauf abzielen, die Integrität des Sportes zu bewahren, indem klare Regeln formuliert und Grenzen gesetzt werden.
Im ersten Teil des Entwurfes geht es daher insbesondere um Wettbetrug und Wettmanipulation. Wie in den offiziellen Regelwerken anderer Staaten werden diese so definiert, dass bestimmte Spielergebnisse im Austausch gegen monetäre Vergütungen herbeigeführt werden oder Insider-Informationen weitergegeben werden.
Eine siebenköpfige Behörde
Der zweite Teil präzisiert den Aufbau der geforderten Regulierungsbehörde, welche aus sieben Mitgliedern bestehen soll. Die sogenannte „Sports Gaming Commission“ soll zur Aufgabe haben, Online Sportwetten Anbietern Lizenzen auszustellen, nachdem diese sich beworben und die entsprechenden Auflagen erfüllt haben.
Die Behörde soll des Weiteren mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, um illegale Aktivitäten zu überwachen und im Fall von kriminellen Verstößen einzugreifen. Die Aufmerksamkeit der Behörden soll dabei insbesondere auffälligen Wettmustern gelten, bei denen große Beträge auf unwahrscheinliche Ergebnisse gesetzt werden.
Tharoor auch gegen Sperrung des Internets (Bild: internetshutdowns.in)
Wichtig war dem Politiker beim Erstellen der Gesetzesvorlage, dass dem Sportwetten-Glücksspiel in Übereinstimmung mit dem Spielerschutz klare Grenzen gesetzt werden. So sollen Minderjährige künftig überhaupt keinen Zugriff haben und Erwachsene keinerlei Kredite von Wettanbietern erhalten dürfen.
Neben der Sports Bill hatte Dr. Tharoor dem Parlament auch drei weitere Gesetzesentwürfe aus anderen Bereichen vorgelegt, einer davon beispielsweise zur Aufhebung der regelmäßig vorkommenden Vollsperrung von Telekommunikationsdiensten.
Insgesamt erklärte der Politiker dabei, dass er danach strebe, die Freiheiten der Bürger zu erweitern. Um dies zu erreichen, hoffe der Parlamentarier daher auf bessere Zusammenarbeit zwischen der Regierung, ihm selbst und den Behörden.
Veraltete Glücksspielgesetze
Die Gesetzeslage rund ums Glücksspiel in Indien ist alles andere als klar, denn jene Gesetze, die sich auf das Thema beziehen, sind längst nicht mehr auf moderne Standards und Technologien anwendbar.
Erstmals sorgte der Public Gambling Act von 1867 dafür, dass man sich in Indien im Glücksspiel stetig in einer Grauzone befand. Das Gesetz, welches damals unter der britischen Krone erlassen wurde, verbot die Existenz aller Glücksspiel-Standorte und deren Besuche.
Bei Verstoß war eine Strafe von 200 Rupien (umgerechnet 2,49 Euro) oder alternativ bis zu drei Monaten Haft vorgesehen. Das Gesetz wurde bis zur Jahrtausendwende weder aufgehoben noch aktualisiert.
Konkret ausgenommen waren jedoch alle „Spiele des Geschicks“. So besagte der Act:
Kein Aspekt dieses Gesetzes soll sich auf Spiele beziehen, in denen es um Geschick geht, weshalb auch das Wetten auf Geschicklichkeitsspiele, sofern keine anderen Gesetze dagegen formuliert sind, legal ist. Wettbewerbe, dessen Erfolg zu großen Teilen auf Geschick basiert, sind kein Glücksspiel und selbst wenn Glück ein beeinflussender Faktor sein kann, sollen die Spiele als reine Geschicklichkeitsspiele gelten.
Dennoch ist mit Ausnahme der nationalen Lotterie und Wetten auf Pferderennen heute jedwede Form vom Glücksspiel illegal. Dies ist seit dem Jahr 2000 der Fall, in welchem der Information Technology Act verabschiedet wurde. Dieser verbot die „Verbreitung von Informationen mit potentieller Korruptionsgefahr“. Dazu zählten auch Informationen über Online Glücksspiel.
Nicht direkt jedoch verbot dieser Act das eigentliche Wetten im Internet. Dies änderte sich im Jahr 2011 durch den Federal Information Technology Act, welcher vorsah, dass internationale Wettanbieter im Land geblockt würden. Die Verantwortung über Legalität und Illegalität lag somit jedoch bei den Anbietern selbst, nicht aber bei den Kunden aus Indien, die weiterhin gern bei Buchmachern wie Ladbrokes, William Hill und Co. ihre Online Wetten abschlossen.
Grundlegend gilt im gesamten Land, dass die einzelnen Staaten ihre eigenen spezifischen Gesetze über Glücksspiel erlassen dürfen. Bis auf Goa, Daman und Sikkim haben dies aber keine der 29 Staaten im Detail durchgeführt. Goa ist heute ein beliebtes Ziel für Casino-Touristen, gerade in den beliebten Küstenorten finden sich zahlreiche moderne Spielcasinos.
Probleme mit illegalem Glücksspiel
Aufgrund fehlender oder unzulänglich formulierter Glücksspielgesetze konnte der Anteil des illegalen Glückspiels in Indien über die Jahre sehr stark anwachsen. Laut einem Bericht des Internationalen Zentrums für Sportsicherheit (ICSS) [Seite auf Englisch] liegt der Wert des indischen Sportwettenmarktes bei umgerechnet mehr als 113 Milliarden Euro.
Da der Großteil dieser Gelder derzeit durch internationale oder illegale Aktivitäten erwirtschaftet wird, entgehen dem indischen Staat große Summen potentieller Steuergelder.
Pferderennen in Indien legal (Bild: Pexels)
Betrachtet man den steuerlichen Aspekt der legalen Pferderennen und Lotterie wird schnell klar, welches Einkommenspotential beim noch nicht regulierten Glücksspiel vorliegt. Denn zum einen müssen Spieler 30 % ihrer Gewinne versteuern, zum anderen müssen auch die Wettanbieter und Rennstrecken 30 % ihrer Einkünfte abgeben.
Doch nicht nur steuerlich führt die fehlende Regulierung zu Problemen, auch der damit einhergehende fehlende Spielerschutz zieht Folgen nach sich. So ist Spielsucht aufgrund nicht vorhandener Einschränkungen in vielen Teilen des Landes ein Problem, selbst unter Minderjährigen.
Großes Interesse am Online Glücksspiel
Was die indische Bevölkerung betrifft, wird eine Regulierung des Online Glücksspielmarktes sehr begrüßt, denn gerade in den letzten Jahren ist das Interesse an Online Casinospielen und Sportwetten stark angewachsen. Laut einer Umfrage würden gut 80 % aller Inder mindestens einmal im Jahr an einer Form des Online Glücksspiels teilnehmen.
Technologischer Fortschritt, gerade im Bereich der IT, ist besonders in den Großstädten des Landes ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und das Online Glücksspiel, ob vom Computer oder Mobilgerät daher ein boomender Markt. Doch erst durch eine vollständige Legalisierung und vor allem Regulierung, wird sich dieser Markt frei entfalten können.
Nun liegt es also an der Regierung, den Gesetzesentwurf anzunehmen und durchzusetzen. Und vielleicht ist Indien damit in Kürze sogar Deutschland einen großen Schritt voraus.