Nummerngirls, Walk-on-Girls und Grid Girls: Das Ende einer Ära?
Schöne Mädchen sind seit Jahrzehnten ein gewohnter Anblick beim Motorsport, Boxsport und bei Darts Events. Doch Anfang 2018 beschloss die Professional Darts Corporation (PDC), der Welt-Dartverband, dass es die leichtbekleideten Damen bei Darts Veranstaltungen nicht mehr geben werde.
Auch Formel-1-Besitzer Liberty Media gab noch vor der Eröffnung der Saison die Abschaffung der Grid Girls bekannt. Wird auch der Boxsport bald ohne Nummerngirls auskommen müssen?
Die Hintergründe der Änderungen
Der Stein des Anstoßes war die #MeToo Bewegung, die im Jahre 2006 von der Aktivistin Tarana Burke ins Leben gerufen wurde. Mit dieser Aktion sollten ursprünglich afroamerikanische Frauen bestärkt werden, die Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht hatten.
Im Oktober 2017 rief die Schauspielerin Alyssa Milano nach dem Weinstein Skandal Frauen dazu auf, den Hashtag wieder zu verwenden. Der Filmproduzent Weinstein wurde von mehreren Frauen der sexuellen Nötigung und Vergewaltigung beschuldigt.
Frauen treten selbst zu Wettkämpfen an. (Bild: maxpixel.net)
Inzwischen hat sich #MeToo weltweit zu einer großen Diskussion über die Gleichberechtigung von Männern und Frauen entwickelt. Dies hat zur Folge, dass in vielen Bereichen Konsequenzen gezogen werden, unter anderem auch in der Sportwelt.
Zahlreiche Aktivistinnen, darunter auch die Organisation Women´s Sport Trust, die sich für die Gleichstellung von Männern und Frauen im Sport einsetzt, sind der Ansicht, dass Gleichberechtigung und leichtbekleidete Frauen bei Sportveranstaltungen nicht vereinbar seien.
Nicht zuletzt durch den Druck der Gesellschaft und der Medien sahen sich Veranstalter der Sport Events gezwungen, Walk-on-Girls und Grid Girls aus dem Programm zu streichen.
Walk-on-Girls werden die Darts-Profis nicht mehr begleiten
Bei der Darts WM haben Frauen bislang nur die Rolle der leicht bekleideten Walk-on-Girls übernommen, die die häufig etwas übergewichtigen männlichen Darts Profis beim Einlauf in den Wettkampfbereich begleiteten.
Die Darts WM 2019 fand ohne Walk-on-Girls statt. (Bild: wikimedia.org)
Das hat sich geändert, denn die Frauen stehen den Männern von jetzt an als Gegnerinnen gegenüber. Zur Darts WM 2019 gingen die beiden Sportlerinnen Lisa Ashton aus England und Anastassija Dobromyslova aus Russland an den Start.
Sie haben sich die Teilnahme durch Qualifikationsturniere erstritten.
Aber warum wurden die Walk-on-Girls abgeschafft? Es wird gemunkelt, dass sich Barry Hearn, der Chairman der Professional Darts Corporation (PDC), dem Druck der Medien beugen musste, in denen Sexismus in Sportveranstaltungen mitunter heftig kritisiert wird. Hearn sagte, dass sich die Zeiten geändert hätten.
Abschaffung der Walk-on-Girls stößt auch auf Kritik
Die britische Organisation Women´s Sport Trust [Seite auf Englisch], die sich für eine stärkere weibliche Präsenz bei den Berichterstattungen in den Medien einsetzt, lobte die Entscheidung der PDC.
Allerdings erntete die die PDC auch heftige Kritik. Kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung sammelten Darts Fans Unterschriften für eine Petition, adressiert an Hearn. Die Fans verlangten, dass die PDC doch die Tradition wahren solle.
Auch bekannte Sportler äußerten sich dazu. So sagte der Niederländer Raymond van Barnefeld, der frühere Darts Weltmeister:
„Ich werde die Girls wirklich vermissen. Für mich gehörten sie zum Darts dazu.“
Van Barneveld sagte weiterhin, dass zahlreiche Frauen ihren Job verloren hätten. Für viele Models war der Auftritt als Walk-on-Girl ein beträchtlicher Teil ihres Einkommens.
Grid Girls bei Formel 1 Rennen nicht mehr dabei
In der Formel 1 wird ebenfalls mit einer Tradition gebrochen, die mehrere Jahrzehnte alt ist. Grid Girls, die mit knappen Outfits an den Boxen standen und sich mit den Fahrern ablichten ließen, wird es künftig ebenfalls nicht mehr geben.
Anfang des Jahres 2018 sagte Sean Bratches, der Formel 1 Marketingchef:
„Obwohl die Praxis, Grid Girls zu beschäftigen, seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des Grands Prix ist, glauben wir, dass diese Sitte nicht mit unseren Markenwerten in Einklang steht und klar im Widerspruch zu modernen gesellschaftlichen Normen steht.“
Als Ersatz wurden bereits Grid Boys eingesetzt. Diese stießen aber nicht auf große Begeisterung in den Reihen der Fahrer.
Niki Lauda zur Abschaffung der Grid Girls
Niki Lauda, das Urgestein der Formel 1, äußerte ebenfalls seine Meinung. Er schickte seinem Statement voraus, dass er es gut finde, dass Frauen sich emanzipieren. Er sagte aber auch, dass der Verzicht auf die Grid Girls eine Entscheidung gegen die Frauen sei.
Entgegen der Behauptung von Sean Bratches, der Brauch sei nicht bedeutend für die Formel 1, sagte der dreimalige Weltmeister Lauda:
„Ich finde es sehr schade, dass mit dieser Tradition gebrochen wird. Damit tut man der Formel 1 und vor allem auch den Frauen keinen Gefallen.“
Auf das Argument, die Mädchen seien zu leicht bekleidet, antwortete Lauda, dass man den Mädchen doch einfach etwas mehr anziehen könne. Bei mehreren Rennen sei dies bereits geschehen.
Nach Laudas Meinung hätten die Männer wieder über die Köpfe der Frauen hinweg entschieden und fügte hinzu:
„Wenn man konsequent so weitermacht, gibt es in Amerika bald kein Cheerleading mehr.“
Werden die Nummerngirls den Boxring verlassen?
Verschwinden die Nummerngirls aus dem Boxsport? (Bild: pexels.com)
Nachdem die Girls beim Darts Sport und in der Formel 1 abgeschafft worden sind, wird darüber spekuliert, wie es beim Boxsport aussieht.
Dort gehört es zur Tradition, dass die Ring-Girls die nächste Runde auf der Nummerntafel anzeigen.
An dieser Tradition will Box-Promoter Kalle Sauerland auch weiterhin festhalten. Und nicht nur das, er setzt sogar noch einen drauf, indem er sagte, dass er als Reaktion auf die Abschaffung der Walk-on-Girls und Grid Girls nun noch mehr Mädchen in aufreizenden Outfits in den Ring schicken werde.
Dazu sagte er:
„Ich bin vierzig Jahre alt, ich kenne Boxen nur mit Ring-Girls. Wir haben in Skandinavien übrigens mal Ring-Boys eingesetzt. Das erste Mal gab’s ’ne super Reaktion, aber generell hat das für die Stimmung in der Halle nicht so viel getan. Da haben wir es wieder abgeschafft.“
Weiterhin sagte er, die Debatte über die Ring Girls sei lächerlich, gar traurig. Dabei sei es keineswegs seine Absicht, sich politisch inkorrekt zu verhalten. Er finde es als Veranstalter falsch, die Girls einfach zur Seite zu schieben. Für ihn gehörten die Nummerngirls zum Boxen wie die Grid Girls auch Teil der Formel 1 seien.