Mafia wusch Millionensummen in österreichischen Online Wettbüros
Der österreichischen Justiz ist ein bedeutender Schlag gegen die süditalienische Mafia gelungen: Bei mehreren Razzien im gesamten Land stellten die Ermittler über 37 Millionen Euro sicher und nahmen zahlreiche Verdächtige fest.
Bei ihrer erfolgreichen Aktion beschlagnahmten die Ermittler des österreichischen Bundeskriminalamtes diverse Immobilien, die mit den illegalen Geldern gekauft worden waren. Ein Großteil des Vermögens war zudem in Stiftungen, legalen Unternehmen und Aktiendepots versteckt. Im Zuge der Ermittlungen wurde darüber hinaus eine Reihe von millionenschweren Bankkonten gesperrt.
Der BKA-Sprecher Vincenz Kreigs-Au, erklärte zu dem aufsehenerregenden Fall:
Die beschlagnahmte Summe von 37,3 Millionen Euro war verteilt auf vier Privatstiftungen, eine Firma und Wertpapierkonten. Die kriminellen Taten, durch die das Geld gemacht wurde, sind alle in Italien passiert. In Österreich sollte das Geld lediglich angelegt werden.
Schwerpunkt der Clan-Aktivitäten waren nach Auskunft der Behörden Tirol mit seiner Landeshauptstadt Innsbruck und Österreichs Hauptstadt Wien, wo jeweils mehrere Wohnungen durchsucht und beschlagnahmt wurden.
Gelder wurden in Online Casinos gewaschen
Sportwetten dienten der Geldwäsche (Bild: Pixabay)
Die Geldwäsche lief über zwei Online-Wettplattformen ab, die von Mittelsmännern der Mafia in Österreich betrieben wurden. Die Ermittler stellten fest, dass die Buchmacher die Onlineseiten in der Vergangenheit in massivem Stil zur Geldwäsche genutzt hatten.
Nach Auskunft der Behörden gehörten ein italienischer Ex-Boxer, dessen Lebensgefährtin T. und eine Reihe von Geschäftspartnern aus Italien zu den Akteuren des Geldwäsche-Rings. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht nun die Freundin des Ex-Boxers, die als Betreibern der erfolgreichen Online-Wettbüros fungiert.
Die Verdächtigen leben schon lange in Österreich und waren bisher polizeilich nicht aufgefallen. Bei den Ermittlungen wurde allerdings zutage gefördert, dass T. sehr wohl engere Verbindungen zur Camorra und Cosa Nostra pflegte. Deshalb droht ihr jetzt in Italien eine zusätzliche Anklage aufgrund des Straftatbestands „Verbindungen zur Mafia“.
Ermittlungen von italienischen und österreichischen Behörden
Es wurden mehrere Verdächtige festgenommen (Bild: Pixabay)
Dem Schlag war im November ein Rechtshilfegesuch der Staatsanwaltschaft aus dem süditalienischen Reggio Calabria vorausgegangen. Diese verdächtigte eine Reihe von Personen in Österreich der Geldwäsche, woraufhin das Bundeskriminalamt die Strafverfolgung übernahm und bei einer ersten Aktion 1,8 Millionen Euro sowie mehrere Wohnungen konfiszierte.
Doch damit endeten die Ermittlungen noch lange nicht, wie Andreas Holzer, Leiter der Abteilung Ermittlung allgemeine und organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt bekanntgab. Stattdessen wuchs bei den Behörden der Zeitdruck, um die Ermittlungen abzuschließen, bevor die Gangster reagieren konnten.
Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittlern und Mafia
Die Beamten des Bundeskriminalamts stellten in den folgenden Tagen weitere Geldverstecke fest. Doch auch die Mafiosi blieben nicht untätig, denn sie versuchten eiligst, die Gelder vor der Justiz zu retten und in andere Länder zu verschieben.
So wurde von einem verdächtigen Konto eine Überweisung von fünf Millionen Euro veranlasst, woraufhin die Justiz das Konto einfrieren ließ, bevor die Summe abgebucht werden konnte. Eine solche Sperrung ist jedoch rechtlich nur für höchstens 1,5 Tage möglich, weshalb sich das Bundeskriminalamt am 11.12. zum großen Schlag entschloss.
Mit Erfolg, denn die Beamten von Justiz und Polizei schnappten zu, bevor das Vermögen von den Mafiosi transferiert werden konnte. Entsprechend zufrieden zeigt sich Ermittlungsleiter Andreas Holzer:
Es ist die größte jemals in Österreich sichergestellte Summe an Mafiageldern.
Österreich ein bevorzugter Rückzugsort der Mafia
Mafiöse Gruppen sind seit Jahren bekannt dafür, Österreich als willkommenes Rückzugsgebiet für ihre Mitglieder und für verbotenen Geschäfte zu nutzen. Laxe Kontrollen sorgen dafür, dass immer wieder illegale Gelder in Milliardenhöhe in der Alpenrepublik gewaschen und in legale Geschäfte oder Immobilien angelegt werden.
Neben Einnahmen aus Drogenhandel, Erpressung, Prostitution oder Betrug zählen für die Mafia inzwischen auch Einkünfte aus illegalen Wettbüros und Online Casinos zu den sprudelnden Geldquellen, die es zu waschen gilt. Der aktuelle Fall zeigt, dass die Clans in dem Land auch weiterhin ihren Geschäften nachgehen.
Schlag gegen die Wettmafia
Bereits Mitte November konnten Ermittler in Österreich und Italien 68 Personen wegen des Verdachts auf Geldwäsche, Steuerhinterziehung und illegale Online-Wetten festnehmen. Dazu zählten neben prominenten Mafiaangehörigen aus Süditalien und ihren Strohmännern auch Unternehmer, die vordergründig legale Geschäfte betrieben. Bei dieser Aktion waren Immobilien und Bankkonten im Wert von über einer Milliarde Euro beschlagnahmt worden.
So waren in die jetzt aufgedeckte Geldwäsche die drei mächtigsten Mafia-Gruppierungen Italiens involviert: die sizilianische Cosa Nostra, Kalabriens ’Ndrangheta und die vor allem im Raum von Neapel aktive Camorra.
Diese Gruppierungen arbeiten jedoch nicht immer direkt zusammen. Im Gegenteil, häufig sind sie im Kampf um Marktanteile in illegalen Geschäften erbitterte Konkurrenten und schrecken bei den Auseinandersetzungen auch vor Morden nicht zurück.
Wenn es jedoch um Fragen der Geldwäsche geht, kooperieren die Clans öfter miteinander. So auch in dem vorliegenden Fall, bei dem die Gruppen ihre Einkünfte gemeinsam über die Wettbüros von T. reinwuschen.