Samstag, 23. November 2024

Fußball in Deutschland 2018: Rückblick auf ein ereignisreiches Jahr

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Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende und der Fußball rollt fürs Erste vom Feld. Von den Erfolgen der Bundesliga über das Jahreshighlight der Fußballweltmeisterschaft bis hin zur kuriosen neuen Nations League konnten deutsche Fußball Fans in diesem Jahr viele Stunden spannender Spiele genießen. Doch auch große Misserfolge, Diskussionen und Skandale prägten das Fußballjahr 2018. Wir blicken zurück auf die wichtigsten Geschehnisse des Jahres.

WM 2018 – Hochmut kommt vor der Blamage

Selten begann ein Fußballjahr mit so viel Zuversicht und Vorfreude, denn endlich war es wieder so weit: die Fußballweltmeisterschaft stand ins Haus und Weltmeister Deutschland war bereit. Waren die Qualifikationsspiele im Vorjahr doch ein Klacks, positionierte sich Deutschland auf dem ersten Platz in seiner Qualifikationsgruppe C.

Nachdem bereits im Dezember 2017 die Gruppengegner für die WM 2018 festgelegt waren, konnte man ganz beruhigt ins neue Jahr starten. Mexiko, Schweden und Südkorea? Kein Problem für unsere Jungs! Schließlich waren wir zu der Zeit auf Platz 1 der FIFA Weltrangliste, die anderen bloß auf den Plätzen 16, 25 und 62.

Worldcup Deutschland Fußball

WM-Aus in der Vorrunde für Deutschland (Bild: Flickr)

Am 17. Juni war es schließlich soweit. Das erste Gruppenspiel gegen Mexiko im Olympiastadion Luschniki in Moskau stand an und von der ersten Minute an war zu sehen, dass man die Mexikaner vielleicht doch unterschätzt, bzw. die eigenen Qualitäten überschätzt hatte. In Minute 35 fiel durch Hirving Lozano schließlich das 1:0 für Mexiko und dabei blieb es bis Spielende.

Mexiko gewann auch gegen Südkorea, ebenso wie Gruppenmitglied Schweden, sodass sich diese beiden schon zu Beginn der Gruppenphase die oberen Tabellenplätze sicherten.

Nach dem schon eher erfolgreichen Spiel gegen Schweden, welches 2:1 für Deutschland endete, waren es jedoch ausgerechnet die ebenfalls gruppenschwachen Südkoreaner, die uns endgültig ins Aus manövrierten. Mit einer peinlichen 0:2 Niederlage endete am 27. Juni der Traum vom erneuten Sommermärchen.

Während der Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland kam zum ersten Mal der Videobeweis zum Einsatz. Den Deutschen war die viel diskutierte VAR-Technologie bereits aus der Bundesligasaison 2017/18 bekannt, doch zeichneten sich in Russland deutliche Fortschritte ab. Laut der FIFA sei der Einsatz des VAR ein großer Erfolg gewesen, denn dieser habe für 99,3 % Korrektheit bei Schiedsrichter-Entscheidungen gesorgt.

Unmittelbar nach der Weltmeisterschaft war Deutschland dann auf Platz 15 der Weltrangliste abgerutscht. Den neuen ersten Platz hatte Frankreich eingenommen. Mittlerweile befinden wir uns übrigens auf Platz 16, genau wie auf der Rangliste der UEFA.

Sündenbock Özil

Nach einer kurzen Zeit gesenkter Blicke und unendlichen Schamgefühls konfrontierte sich ganz Deutschland schließlich mit der Frage nach dem Warum. Während Löw sich in tiefes Schweigen hüllte, meldeten sich hier und da sowohl einige Spieler als auch außenstehende Analytiker zu Wort.

Mesut Özil

Die Mannschaft wegen Özil zerrüttet? (Bild: Wikipedia)

Immer wieder kam man zu dem Schluss, dass die Mannschaft entzweit worden sei. Und immer wieder ging es dabei um Mesut Özil (30), der sich kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hatte ablichten lassen.

Das Foto allein war jedoch kaum Auslöser des medialen Wirbelsturms, denn um Ilkay Gündoğan, der auf demselben Foto neben Erdoğan stand, blieb es verhältnismäßig ruhig. Doch was folgte, waren Özils Vorwürfe, es gäbe Rassismus im deutschen Fußball, was die anderen Spieler sowie die Trainer und Vorsitzenden der Verbände sehr schnell klar dementierten.

Am Ende verließ Özil ohne persönliche Worte die Nationalmannschaft und reagierte, wie Bundestrainer Löw vermehrt sagte, auf keinerlei Anrufe oder Nachrichten. Nur wenige hatten Verständnis für den stillen Abgang und auf politischer Ebene ist der Vorfall noch heute Thema.

Viel Lärm um Löw

Auch Bundestrainer Joachim Löw (58) stand die Scham und Erschütterung nach dem peinlichen WM-Aus ins Gesicht geschrieben – da half auch kein Nivea mehr. Ganze drei Monate ließ sich Jogi Zeit, um sich öffentlich über den Misserfolg der Weltmeisterschaft zu äußern.

Bundestrainer Joachim Löw

Ein schweres Jahr für Bundestrainer Löw (Bild: Wikipedia)

Auf der großangelegten Pressekonferenz saßen er und Oliver Bierhoff (50) gemeinsam vor der Kamera, um das Geschehene Revue passieren zu lassen, aber auch vor allem, um ganz große Veränderungen anzukündigen.

Kurzzeitig befürchtete man, dass die komplette Mannschaft neu zusammengestellt werden würde, denn genau ein derartiger „Umbruch“ war immer wieder das Schlagwort der Diskussionen.

Der Druck auf den Bundestrainer wuchs und immer häufiger wurden Stimmen laut, ob es nicht Zeit für einen Rücktritt werde. Löw versprach letztlich einen Neubeginn, als Wiedergutmachung der großen Enttäuschung bei deutschen Fußballfans.

Unter „Umbruch“ war dann zu verstehen, dass immerhin sechs neue Spieler in den Kader kamen und mit Thilo Kehrer (21), Kai Havertz (19) und Nico Schulz (25) der Altersdurchschnitt ein wenig gesenkt wurde. Löw betonte dabei, dass man weiterhin auch auf die erfahrenen Spieler wie Müller, Kroos, Boateng oder Hummels setzen werde.

Zweiter Versuch – die Nations League

Als im September die brandneue UEFA Nations League begann, hatten noch nicht alle Fußballfans ganz den Sinn ebendieser verstanden und das Interesse hielt sich doch deutlich in Grenzen. Löw jedoch sah das Turnier als zweite Chance, die Fähigkeiten seiner Jungs unter Beweis zu stellen.

Errechnet anhand von Koeffizienten sicherte sich Deutschland innerhalb der Nations League einen Platz in Liga A, gemeinsam mit 11 weiteren UEFA Top Teams. Zusammen mit Frankreich und den Niederlanden kam Deutschland per Losverfahren in Gruppe 1.

Allianz Arena Deutschland Frankreich Nations League

Keine Chance gegen Frankreich und NIederlande (Bild: Flickr)

Während das Auftaktspiel gegen Frankreich noch mit 0:0 im Unentschieden endete, taten das erste Spiel gegen die Niederlande und das zweite Spiel gegen Les Bleus deutlich mehr weh. Zum Schluss half auch das 2:2 im letzten Spiel gegen die Niederlande nicht mehr und der Platz als Tabellenletzter war sicher.

Auch hier suchte man wieder nach Erklärungen und Entschuldigungen und erneut musste sich Löw den Angriffen der nationalen und internationalen Presse stellen. In der Tat habe man sich zu sehr auf die Nations League konzentriert, diese für zu wichtig gehalten, so Löw, nachdem das Ende besiegelt war. Dies sei ein Fehler gewesen und man wolle sich fortan mehr auf die EM-Qualifikation 2019 fokussieren.

Tröstende Erfolge gab es immerhin zeitgleich bei den Länderspielen gegen Peru und Russland, welche 2:1 bzw. 3:0 für Deutschland endeten. Insbesondere im Spiel gegen Russland hatte Löw nämlich endlich den versprochenen frischen Wind hereingebracht und vermehrt jüngere Spieler aufs Feld geschickt.

Die Bundesliga gibt Gas

Während deutsche Fußballfans in diesem Jahr im Hinblick auf den internationalen Fußball oft nur peinlich berührt den Kopf in den Sand stecken konnten, sorgte die Bundesliga insgesamt für deutlich mehr Jubel.

Mit dem 18. Spieltag der Saison 2017/18 begann am 12. Januar das deutsche Fußballjahr und bis Mai boten sich zahlreiche spannende Spiele. Unangefochten verteidigte auch in diesem Jahr der FC Bayern München seinen Titel und wurde zum fünften Mal in Folge deutscher Meister.

FC Schalke 04

Schalke als überraschender Zweiter der Saison 17/18 (Bild: Wikipedia)

Die größte Freude jedoch gab es unter Schalke-Fans, deren Team einen überraschenden Aufstieg auf den zweiten Tabellenplatz schaffte. Absteiger der Saison hingegen waren der Hamburger SV und der 1. FC Köln.

Noch vor der Nations League begann im Spätsommer dann die aktuelle Bundesligasaison 2018/19. Bisher wurden zwar erst knapp die Hälfte der Spieltage ausgetragen, doch gab es bereits erstaunliche Wendungen und vor allem viele Tore.

Bereits Ende November (nach dem 12. Spieltag) vermeldete die Bundesliga, dass die aktuelle Saison die torreichste aller aktuell laufenden europäischen Ligen sei. Tabellenanführer ist derzeit der BVB mit 44 Toren und 42 Punkten, gefolgt von Bayern mit 36 Punkten, Mönchengladbach mit 33 Punkten und dem RB Leipzieg mit 31 Punkten.

Titelverteidiger Bayern München jedoch scheint in dieser Saison deutlich mehr zu kämpfen zu haben und konnte sich nur mit Mühe kurz vor Weihnachten noch auf Platz 2 hinaufspielen. Kurz zuvor waren die sonst Unbesiegbaren sogar bis auf die sechste Position abgerutscht. Ob die Bayern es doch noch an die Spitze schaffen, bleibt abzuwarten.

Mit Hoffnung ins neue Jahr

Insgesamt kann es im neuen Jahr eigentlich nur noch aufwärts gehen. Zwar wird es keine Teilnahme Deutschlands an der restlichen Nations League geben und es stehen harte EM Qualifikationsspiele unter anderem gegen die Niederlande an, doch möchte man dem deutschen Fußball eine erneute Chance zur Wiedergutmachung geben.

Löws passende Botschaft, von welcher in den letzten Monaten mehrere wiederholte Abwandlungen zu hören war, ist simpel:

Wir müssen aus dem enttäuschenden Jahr die richtigen Lehren ziehen und die richtigen Maßnahmen ergreifen, für das nächste Jahr, für die Zukunft und das Turnier 2020.

Es bleibt ohne Zweifel auf allen Ebenen spannend und große Änderungen und Wandlungen sind weder auf Führungsebene noch auf Spieler- und Mannschaftsebene auszuschließen.

Welche Teams werden mit dem Aufstieg überraschen? Wer hingegen steigt ab? Welche Spieler sorgen für die größten Skandale? Und welche schockierenden Enthüllungen werden im neuen Jahr zu Tage kommen? Was auch passiert, wir bleiben am Ball und erwarten ein erfolgreiches Fußballjahr 2019.