Schweden öffnet den Glücksspielmarkt und vergibt 18 Lizenzen
Schweden hat erstmals Glücksspiel-Lizenzen an ausländische Anbieter vergeben. Wie die schwedische Glücksspiel-Behörde Lotteriinspektionen vermeldet hat, erhalten insgesamt 18 Bewerber eine der begehrten Lizenzen. Diese Unternehmen dürfen ab dem 01. Januar 2019 Online-Glücksspiel in Schweden anbieten.
Ab Januar dürfen damit in Schweden erstmals auch internationale Unternehmen mit ihrem Glücksspiel-Angebot offiziell aktiv werden. Zuvor war es nur staatlichen Lotteriegesellschaften erlaubt, diese Spiele im Internet zu vertreiben.
Glücksspiel-Lizenzen gingen an:
- AB Svenska Spel
- AB Trav och Galopp
- Auto Nordic
- Betsson Nordic
- Casumo Services
- ElectraWorks (bwin, partypoker)
- Hillside (Sports, bet365)
- Hillside (Gaming)
- Interwetten Gaming
- LeoVegas Gaming
- NGG Nordic
- SafeEnt
- Skill On Net
- Spooniker (Unibet)
- SuprPlay
- Svenska Spel
- Tombola
- Videoslots
Zu den Begünstigten zählt das Who is Who der europäischen Glücksspiel-Anbieter. Darunter kam auch das in Deutschland gegründete Unternehmen Interwetten zum Zuge, das nun ebenfalls in dem skandinavischen Land sein Angebot präsentieren kann.
Helene Cedertorn (Bild: svenskaspel.se)
Bei der Behörde waren ursprünglich 55 Anträge zur Lizenzerteilung eingegangen. Diese wurden von Lotteriinspektionen einer sorgfältigen, mehrwöchigen Prüfung unterzogen, ehe die Aufsichtsbehörde den 18 Anbietern nun grünes Licht gab.
Auch der schwedische Staat mischt in dem Geschäft weiterhin munter mit: Der landeseigene Anbieter Svenska Spel wird ab Januar den Schweden sein buntes Programm an Sportwetten, Online Casinos und Lotterien anbieten.
Bisher war Svenska Spel der Platzhirsch auf dem schwedischen Glücksspielmarkt. Doch trotz der sprunghaft ansteigenden Konkurrenz zeigt sich das Management optimistisch. Helene Cedertorn, Vorstandsmitglied von Svenska Spel, freut sich auf den Wettbewerb mit Firmen wie Unibet oder GVC:
Zuerst einmal sind wir natürlich sehr glücklich, eine Lizenz erhalten zu haben und dass wir uns mit unseren Wettbewerbern nun unter gleichen Bedingungen messen können. Außerdem erlaubt uns die Lizenz, unseren Kunden ab Januar zusätzliche Glücksspiele wie beispielsweise Casino-Spiele oder Pferdewetten anbieten zu können, was wir nicht durften. Am wichtigsten ist allerdings, dass es auch in Schweden künftig einen staatlich regulierten Glücksspielmarkt gibt; mit klaren Regeln und Richtlinien zum Schutz der Kunden vor Spielsucht.
Die Verantwortliche von anderen Anbietern äußersten sich ähnlich wie Helene Cedertorn. So hob auch Betsson CEO Pontus Lindwall die Chancen hervor, die sich durch die Regulierung ergäben. Am wichtigsten sei, dass alle lizensierten Anbieter unter gleichen rechtlichen Bedingungen anträten.
Mit den Lizenzen soll der Markt reguliert werden
Ein wichtiger Grund für die Neuordnung der Gambling-Branche in Schweden ist der Kampf der Regierung gegen illegale Online Casinos, die auch in Skandinavien immer mehr Kunden gewinnen.
So sind die Marktanteile des Staatsunternehmens Svenska Spel im Online Glücksspiel aufgrund der unerwünschten Konkurrenz in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.
Schwedens Glücksspielmarkt
Trotz der bisherigen Einschränkungen zählt Schweden in Nordeuropa zu den bedeutenden Glücksspielmärkten. So erwirtschafteten die lizensierten Anbieter 2018 in den ersten neun Monaten umgerechnet 1,64 Milliarden Euro. Mit über 650 Millionen strich Svenska Spel den Löwenanteil davon ein. Zweitgrößter Anbieter im Land ist ATG, das sich auf Sportwetten spezialisiert hat und in den ersten drei Quartalen 530 Millionen Euro einnahm. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die Umsätze moderat um 1,2 %. Branchenexperten erwarten, dass die Glücksspiel-Umsätze im Zuge der Neuordnung im nächsten Jahr wieder stärker steigen werden.
Eine Untersuchung von Lotteriinspektionen förderte jüngst zutage, dass Casino- und Sportwetten-Betreiber ohne Lizenz jährlich Umsätze im hohen dreistelligen Millionenbereich machen. Im Gegensatz zu den geringen Wachstumsraten der regulierten Anbieter steigern sie ihre Einnahmen zudem deutlich schneller.
So nahmen die Umsätze der nicht lizensierten Betreiber seit 2017 um 12,4 % zu und betragen inzwischen umgerechnet 450 Millionen Euro. Damit liegt ihr Anteil am gesamten schwedischen Glücksspielmarke inzwischen bei 27 %.
Schwedens Regierung hofft, mit Hilfe der neulizensierten Anbieter, den Einfluss der schwarzen Schafe zurückdrängen zu können. Zudem müssen die Unternehmen 18 % ihrer Einnahmen an den Staat abführen, wovon sich der Fiskus millionenschwere Steuereinnahmen verspricht.
Polen erhöht ebenfalls die Anzahl der Glücksspiel-Lizenzen
Auch Polen reguliert das Glücksspiel (Bild: YouTube)
Auch andere europäische Staaten sind derzeit bei der Vergabe von Glücksspiel-Lizenzen aktiv. So hat Polen gerade zwei weitere Lizenzen an Sportwetten-Anbieter vergeben. Wie das zuständige Finanzministerium bekanntgab, erhielten die beiden polnischen Online-Wettbüros Typiko (unternehmerisch nicht mit der deutschen Tipico verbandelt) und Traf-Zakłady Wzajemne die begehrten Dokumente, die sie zum Angebot von Sportwetten im Internet berechtigen.
Damit hat sich die Anzahl der Buchmacher seit der Legalisierung von Online-Sportwetten im Jahr 2016 auf insgesamt vierzehn erhöht. Zum Großteil handelt es sich um lokale Anbieter, da internationale Unternehmen derzeit einen Bogen um das Land machen.
Neben strengen rechtlichen Richtlinien ist die zwölfprozentige Glücksspiel-Steuer, die die Buchmacher auf alle gemachten Umsätze an den Staat entrichten müssen, ein Grund dafür. Zudem zählt Polen mit einem Umsatzvolumen von knapp 800 Millionen Euro zu den kleineren Märkten in Europa.
Eine unerwünschte Nebenwirkung der Abstinenz von wettbewerbsstarken internationalen Glücksspiel-Konzernen sind die zahlreichen nicht lizensierten Buchmacher, die in Polen online ihr Geschäft machen. Auch hier zeigt sich, dass die Probleme mit nicht-lizensierten Anbietern über nationale Landesgrenzen hinweg in vielen europäischen Staaten existieren.