Großbritannien: 80 Prozent der Ausgaben für Glücksspielwerbung fließen ins Online-Marketing
Insgesamt 80 Prozent aller Ausgaben für Glücksspielwerbung fließen in Großbritannien aktuell in die Online-Werbung. Dies zeigt der von GambleAware in Auftrag gegebene Bericht von Regulus Partners.
Wie GambleAware in einer Pressemitteilung vom 24. November mitteilte, sind die Gesamtausgaben der Glücksspielunternehmen in Werbung seit 2014 um 56 Prozent gestiegen und liegen nun bei 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,7 Milliarden Euro). Für die Werbung im Internet geben die Glücksspielunternehmen dabei mittlerweile fünfmal mehr aus als für Werbung im Fernsehen.
Die neuen Zahlen zeigen, dass ins direkte Online-Marketing im Jahr 2017 insgesamt rund 747 Millionen Pfund Sterling (rund 842 Millionen Euro) und damit fast die Hälfte der Gesamtausgaben fließen. Affiliate-Ausgaben, also Ausgaben, bei denen Partner (Affiliates) auf ihren Webseiten die Produkte und Dienstleistungen der Glücksspielunternehmen bewerben, lagen bei rund 301 Millionen Pfund (etwa 340 Millionen Euro) und damit bei etwa 19 Prozent der Gesamtausgaben.
Ausgaben für Affiliate- und Social-Media-Marketing
Die Ausgaben für das Affiliate-Marketing weisen im Vergleich zu den anderen Ausgaben die geringste Wachstumsrate auf. Sie sind im Vergleich zu 2014 lediglich um zwei Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr hatten viele britische Glücksspielanbieter ihr Affiliate-Marketing eingeschränkt, nachdem die Aufsichtsbehörden regulatorische Maßnahmen gegen Partnerunternehmen eingeleitet hatten.
Sky Betting & Gaming hat sein Affiliate-Portal 2017 geschlossen. (Bild: Wikipedia)
So war geprüft worden, ob durch die Werbung auf den Partnerseiten Verstöße gegen das Verbraucherrecht und irreführende Werbung vorlagen. Das Glücksspielunternehmen Sky Betting & Gaming hatte daraufhin sein Affiliate-Portal komplett geschlossen.
Für Werbung in den sozialen Medien wurden etwa 149 Millionen Pfund (etwa 168 Millionen Euro) und damit rund 10 Prozent der Gesamtausgaben ausgegeben. Die Ausgaben für Fernsehwerbung lagen dagegen lediglich bei 15 Prozent der Gesamtausgaben. Hierfür gaben die Glücksspielunternehmen etwa 234 Millionen Pfund Sterling (ca. 264 Millionen Euro) aus.
Regulus weist darauf hin, dass detaillierte Marketing-Ausgaben als vertrauliche Inhalte gelten und es daher nicht möglich ist, endgültige Angaben zu erhalten. Gleichwohl stammen die Daten von Finanzberichten öffentlich gehandelter Betreiber und von verfügbaren Daten lizensierter Online-Unternehmen und weisen eine hohe Glaubwürdigkeit auf.
Debatte um Glücksspielwerbung im Fernsehen
Wie die Analysen von Regulus Partners zeigen, fließt die große Mehrheit der Ausgaben für Glücksspielwerbung ins Internet. Der Anteil der Werbung, die ins Fernsehen fließt, ist somit viel geringer, als es die gegenwärtige Debatte um Glücksspielwerbung im Fernsehen vermuten lässt.
Erst in der letzten Woche haben sich die Mitglieder der Remote Gambling Association (Seite auf Englisch) getroffen, um die Einführung strengerer Werberegeln im Fernsehen zu diskutieren. Zuvor hatte der britische TV-Sender Sky bereits angekündigt, die Glücksspielwerbung freiwillig zu reduzieren.
Die Remote Gambling Association
Die Remote Gambling Association ist der größte Fachverband der globalen Glücksspielindustrie. Er ist in Brüssel und London ansässig und zu seinen 35 Mitgliedern zählen die größten und angesehensten Online-Glücksspielunternehmen. Der Verband hat sich zur Aufgabe gemacht, weltweit ein reguliertes Umfeld für Online-Glücksspiele zu schaffen und in Europa einen fairen und offenen Zugang zum Markt für alle lizensierten Unternehmen zu garantieren. Die Remote Gambling Association entwickelt Verhaltenskodizes sowie hohe Standards für ihre Mitglieder und will die die soziale Verantwortung der Glücksspielbranche fördern.
Die Remote Gambling Association überprüft jährlich seine selbstauferlegten Werbe-Kodizes. In diesem Jahr folgt das Treffen auf breite Diskussionen, die in Großbritannien zum Thema Glücksspielwerbung bei Sportübertragungen im Fernsehen geführt wird. Die Gespräche der Remote Gambling Association haben die bisher striktesten Maßnahmen zur Einschränkung von Fernsehwerbung zum Gegenstand. So steht unter anderem zur Debatte, eine Begrenzung auf eine Werbeanzeige pro Werbepause einzuführen und vor neun Uhr abends vollständig auf Werbeanzeigen im TV zu verzichten. Heftig kritisiert werden zudem die Live-Wetten, bei denen man während eines Rennens oder während eines Sportspiels direkt Wetten abgeben kann.
Spielerschutz im Internet
Wie der Bericht von GambleAware zeigt, müsste der Fokus der Aufmerksamkeit jedoch nicht auf der Fernsehwerbung liegen, sondern es müsse auch der Spielerschutz im Internet verstärkt ins Auge gefasst werden.
Marc Etches, Geschäftsführer von GambleAware, sagte hierzu:
„Kinder wachsen in einer ganz anderen Welt auf als ihre Eltern. Die Gambling Commission berichtet, dass 59 Prozent der 11- bis 16-Jährigen bereits Glücksspielwerbung in den sozialen Medien gesehen haben, verglichen mit 66 Prozent, die Glücksspielwerbung im Fernsehen gesehen haben. Einer von acht 11- bis 16-Jährigen folgt Glücksspielunternehmen in den sozialen Medien und die Wahrscheinlichkeit, dass sie Geld fürs Glücksspiel ausgeben liegt dreimal höher.“
Marc Etches betont weiterhin, dass die Analysen zeigen, dass Glücksspielwerbung im Internet mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse und dass Unternehmen im Internet ebenso wie die sozialen Medien Verantwortung für den Schutz von Kindern übernehmen sollten.