Julian Nagelsmann und Serge Gnabry nehmen an „Common Goal“ Spendenprojekt teil
Vor etwas über einem Jahr gründete der Manchester United Profi-Fußballer Juan Mata (30), die Organisation „Common Goal“, im Rahmen welcher Fußballer 1 % ihres Gehaltes für wohltätige Zwecke spenden können. Seit wenigen Tagen sind auch Hoffenheim Trainer Nagelsmann (31) und der aufstrebende Nationalspieler Gnabry (23) dabei.
Wenn der Fußball etwas zurückgibt
Der Weltfußball hat an Ansehen verloren und immer mehr schockierende Enthüllungen im Rahmen von Football Leaks lassen dunkle Wolken über der Fußballwelt aufziehen. Doch es gibt nicht immer nur Negatives zu berichten, denn in der Tat lässt sich mit dem Fußball auch viel Gutes tun.
Ein Beispiel ist die Initiative „Common Goal“, welche von Machester United Spieler Juan Mata gegründet wurde. In enger Zusammenarbeit mit dem globalen Netzwerk „streetfootballworld“ steht Mata für ein spezifisches Projekt ein, im Rahmen dessen teilnehmende Spieler 1 % ihres Gehaltes an ebendieses Netzwerk spenden.
Streetfootballworld selbst existiert offiziell schon seit 2002 und wurde von dem Deutschen Jürgen Griesbeck gegründet, der damals für sein Doktorandenstudium nach Kolumbien reiste. Dort herrschte eine hohe Gewaltbereitschaft und Griesbeck fand einen möglichen Lösungsansatz im gemeinsamen Fußballspiel.
Das von ihm aufgestellte Projekt „Fútbol por la Paz“ (zu Deutsch: Fußball für den Frieden) verzeichnete vor Ort große Erfolge und Griesmann wollte sein Projekt mit anderen weltweit funktionierenden Projekten vereinen. So entstand die Streetfootballworld.
Juan Mata wurde im August 2017 im Rahmen der Organisation aktiv. Der Mittelfeldspieler war der erste, der von jenem Zeitpunkt an verbindlich 1 % seines Gehaltes an die Organisation geben wollte. Sowohl Mata als auch Griesmann waren von Beginn an überzeugt, dass weitere Fußballer dem Beispiel folgen würden.
Griesmann selbst beschrieb das Project Common Goal wie folgt:
Common Goal folgt der Ambition, die Macht des Fußballs zugunsten der Gesellschaft zu nutzen. Es ist richtig, dass im Fußball einiges schiefläuft, aber Common Goal hält sich nicht an diesen Missständen auf. Vielmehr konzentriert sich die Initiative auf das einzigartige Potential, welches im Fußball steckt. Wir sind der festen Meinung, dass es ungenutzte Möglichkeiten im Fußball gibt und dass es an der Zeit ist, diese zu nutzen.
Dem Beispiel Matas sind tatsächlich mittlerweile viele weitere Fußballspieler gefolgt. Innerhalb eines Jahres schaffte der erfolgreiche Mittelfeldspieler, mehr als 50 Spieler international davon zu überzeugen, bei der Initiative mitzumachen. Dazu zählen beispielsweise Mats Hummels oder Giorgio Chiellini.
Während 1 % zunächst nicht nach einem weltbewegenden Anteil aussieht, kommen tatsächlich jedoch große Spendensummen zusammen. Nimmt man beispielsweise 1 % von Juan Matas 8,5 Millionen Jahreseinkommen, erhält man immerhin 85.000 an Spendengeldern.
Nagelsmann und Gnabry unterstützen „Kickfair“
Doch nicht immer geht es nur darum, einen Teil des Einkommens zu spenden, denn auch der persönliche Kontakt zu jeden, die von den Spenden profitieren soll, ist einigen Teilnehmern sehr wichtig.
Julian Nagelsmann, der Trainer des TSG Hoffenheims, und der deutsche Nationalspieler Serge Gnabry engagieren sich aktiv für die Initiative „Kickfair“, welche Kinder und Jugendliche aus problematischen sozialen Verhältnissen über den Fußball zusammenbringen soll, um somit ein Abdriften auf die schiefe Bahn zu verhindern.
Auch Nationalspieler Serge Gnabry nimmt an dem Projekt teil (Bild: Wikipedia)
Darunter befinden sich sowohl ausländische Jugendliche, die in Deutschland mit der Integration zu kämpfen haben, als auch sozialbenachteiligte junge Deutsche. Die Jugendlichen werden aber nicht ausschließlich zum gemeinsamen Fußballspielen zusammengebracht, denn die tatsächlichen Projekte sind mannigfaltig.
So gibt es Aktionen mit Schwerpunkten auf Kommunikationskompetenz, Gewaltprävention, soziale Integration und Bildung und Lernen im Allgemeinen.
Nagelsmann und Gnabry trafen die Projektleiter sowie einige teilnehmende Jugendliche im baden-württembergischen Ostfildern. Vor Ort zu sein, war dem Hoffenheim Trainer besonders wichtig. Denn nur so könne man effizient Ratschläge geben, die wirklich bei den Jugendlichen durchdringen würden.
Für das ARD Mittagsmagazin ließen sich die beiden Fußballstars bei ihrer Projektarbeit filmen. Im Interview betonte Nagelsmann, welch großes Potential in derartigen Fußballprojekten stecken würde:
„Ein Sport, der jedes Wochenende 80.000 in alle möglichen Stadien bringt, der kann auch versuchen, Kinder vielleicht von der Straße auf den Platz zu bringen und ihnen mit dem Sport, dem Fußball, Werte mitzugeben, die sie im Leben brauchen.“
Der 31-jährige Bundesliga Trainer erklärte auch, wie wichtig die deutsche Sprache in den Projekten sei. Selbst in seinem eigenen Team sei die Sprache zum Teil „grenzwertig“. Hier müsse man daher so früh wie möglich ansetzen und den in Deutschland lebenden Jugendlichen auch zu einer besseren sprachlichen Ausbildung verhelfen.
Wohltätigkeit im deutschen Fußball
Common Goal ist in der Tat nur eine von vielen großen Fußball-Initiativen, die sich für wohltätige Zwecke einsetzen. Im Vordergrund steht immer ein großes Wort: Integration.
Dabei geht es oft um Ausländer oder Flüchtlinge, wie sie beispielsweise die DFL Aktion „Willkommen im Fußball“ unterstützt, oder eben um sozialschwache Kinder und Jugendliche wie im Projekt „Kickfair“.
Zu Ehren der Fußball Legende Sepp Herberger wurde eine DFB Stiftung nach ihm benannt (Bild: Wikipedia)
Auch der DFB unterstützt seit Jahren drei große Stiftungen, namentlich die DFB-Stiftung Egidius Braun, die DFB-Kulturstiftung und die DFB-Stiftung Sepp Herberger. Laut eigener Aussage fließen jährlich rund 5 Millionen Euro in diese Stiftungen. Auch das alle zwei Jahre organisierte Benefiz-Länderspiel des deutschen Nationalteams bringe gut 4,5 Millionen Euro in die Kassen der verschiedenen Stiftungen.
Nicht alle zeigen sich jedoch von den Projekten und finanziellen Hilfen der großen Fußballverbände beeindruckt. Kritische Stimmen, wie jene des Journalisten Ronny Blaschke, merken immer wieder an, dass im Verhältnis zu den Einnahmen der Fußballbranche viel zu wenig in Form von Spenden zurückgegeben wird.
Blaschkes Buch „Gesellschaftsspielchen – Fußball zwischen Hilfsbereitschaft und Heuchelei“ wurde letztes Jahr auf Platz 4 des Fußballbuches des Jahres gewählt. Wie der Titel schon andeutet, hinterfragt der Journalist in dem Buch die wahren Beweggründe der viel gelobten Wohltätigkeitsprojekte.
Ob die Spenden und Initiativen also halbherzig und heuchlerisch sind oder doch einen wichtigen Beitrag zu Integration und Jugendhilfe leisten können, ist daher natürlich eine Frage des Blickwinkels. Indes jedoch profitieren unzählige benachteiligte Jugendliche oder Flüchtlinge von den verschiedenen Aktionen und zumindest aus dem Grund handelt es sich um gute Fußballnachrichten.