Droht das Ende der FIFA? Heftige Kritik an Gianni Infantino
Vor einigen Tagen drangen neue schockierende Nachrichten aus der Fußballwelt in die Medien. FIFA Chef Gianni Infantino soll mit Investoren einen 25 Milliarden Deal ausgehandelt haben, in welchem es um den Verkauf umfangreicher FIFA Rechte ginge. Insbesondere Sepp Blatter übte nun lautstarke Kritik.
Project Trophy – Seelenverkauf des Fußballs
Der Denkspruch „Mit Geld kann man nicht alles kaufen“ scheint im Weltfußball derzeit an seine Grenzen zu stoßen. Aus den aktuellsten Football Leaks Dokumenten ging hervor, dass der FIFA Vorsitzende Gianni Infantino den Ausverkauf des Weltfußballverbandes für insgesamt 25 Milliarden US-Dollar plane. Die Vorwürfe decken sich mit dem, was Infantino über die letzten Monate in der FIFA durchsetzen wollte.
Zunächst einmal war bereits seit März dieses Jahres die Rede von zwei neuen weltweiten Großturnieren, zum einen eine weltweite Nations League, ganz im Stil der aktuellen UEFA Nations League, und zum anderen eine Klub-WM, bei welcher 24 Top Teams gegeneinander antreten sollen.
Wird der Fußball für 25 Milliarden verkauft? (Bild: Pixabay)
Investoren würden der FIFA für die Veranstaltung dieser beiden Turniere für zwölf Jahre 25 Milliarden Dollar zahlen. Doch wer genau diese Investoren sind, wollte Infantino nicht mal dem FIFA Aufsichtsrat verraten.
Die vermeintliche Verschwiegenheitserklärung, auf die Infantino dabei verwies, warf im Vorstand große Fragen auf und sorgte für allgemeine Ablehnung, so dass die Pläne des Schweizers bisher nicht konkretisiert werden konnten.
Jetzt kam jedoch ans Licht, dass es bei dem Investment längst nicht nur um zwei neue Turniere ginge, sondern um nichts Geringeres als das Aufkaufen fast sämtlicher FIFA Rechte. In den geheimen Dokumenten wird der potentielle Deal als „Project Trophy“ gehandelt.
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, ginge es dabei um die Rechte an Filmen, Videos, Satelliten- und Netzübertragungen, Merchandising, Digital- und Archiv-Rechte, HD-Produktion, 3-D Produktion, Computerspiele, Virtuelles und zukünftige Technologien.
Auch die Planung aller zukünftigen Fußballweltmeisterschaften würde in die Hände der Investoren fallen. Die „Sportschau“ sprach daher nicht zu Unrecht von einer „leeren Hülle des Fußballs“, die zurückbliebe.
Auf den Spuren der mysteriösen Investoren
Infantino selbst äußerte sich noch immer nicht zur Identität der Investoren, doch Football Leaks Recherchen ergaben, dass es sich um zwei britische Unternehmen handle, die SB Investment Advisers Limited (SBIA) und die Centricus Partners LP.
Interessant sind dabei insbesondere die Wurzeln und aktiven Verbindungen dieser beiden Investmentfirmen. Laut der Süddeutschen handle es sich bei der SBIA um ein Tochterunternehmen der japanischen SoftBank Gruppe, welche enge Verbindungen nach Saudi-Arabien pflege. Centricus hingegen sei in die Privatfonds der SoftBank und einiger saudischer Anleger eingebunden.
Wird die FIFA bald vom saudischen Prinzen mitbestimmt? (Bild: Wikipedia)
Dass hier also durchaus geopolitische Beweggründe im Spiel sein könnten, liegt nur allzu nahe. Doch was hat Infantino von diesem Deal? Infantino habe Berichten zufolge zuletzt viel Zeit in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens verbracht.
Dort hätte in jüngster Vergangenheit der berüchtigte Sender „BeoutQ“ internationale Fußballspiele gestohlen und ohne Rechte ausgestrahlt. Erst im Juli hatten die UEFA und die britische Premier League gegen den Sender geklagt, doch Infantino sei trotz seiner Besuche im Land bisher nicht gegen die Piraterie vorgegangen.
Als Gianni Infantino vor zwei Jahren Sepp Blatter als FIFA Präsident ablöste, versprach er „Sauberkeit“ und „Transparenz“, doch davon ist derzeit nichts zu sehen. In der Tat würde Infantino sich mit dem Verkauf der FIFA weiterhin einen hohen Posten garantieren. Er würde nämlich der Chef des Aufsichtsrates werden.
Die „Zeit“ zitierte in dem Zusammenhang den Schweizer Anti-Korruptions-Experten Mark Pieth, der sich wie folgt zu Infantinos Plänen äußerte:
Jemand höhlt ein Unternehmen, das er zu führen hat, finanziell aus, um sich selber zum Chef des Unternehmens zu machen, wo die ganzen Finanzen hingehen. Da riskiere ich ein Strafverfahren wegen Untreue.
Ein Strafverfahren scheint derzeit zwar nicht zu drohen, doch die Durchsetzung des „Project Trophy“ erfährt gigantischen Gegenwind aus der gesamten Fußballwelt. Im Juni 2019 will sich Gianni Infantino zur Wiederwahl des FIFA Präsidenten bereitstellen. Nach der aktuellen Enthüllung ist es mehr als fraglich, ob die Mehrheit sich für eine erneute Amtszeit aussprechen wird.
Laute Kritik von Sepp Blatter
Der ehemalige FIFA Chef Sepp Blatter ist selbst kein unbeschriebenes Blatt und das unehrenhafte Ende seiner Amtszeit aufgrund „ungetreuer Geschäftsbesorgungen“ hinterließ einen hartnäckigen Schandfleck auf den Geschäftspraktiken der FIFA. Doch im Lichte der aktuellen Infantino-Enthüllung, konnte sich sogar Blatter öffentlich harte Worte der Kritik erlauben.
Der Schweizer Fußballfunktionär Sepp Blatter war von 1998 bis 2016 der Vorsitzende der FIFA. Im Dezember 2015 jedoch sperrte ihn die FIFA Ethikkommission für acht Jahre, da gegen ihn schwere Vorwürfe von Misswirtschaft, Korruption und Schmiergeldern vorlagen.
Der ehemalige UEFA Präsident Michel Platini war zu jener Zeit eng in den Korruptionsskandal verwickelt. Platini habe von Blatter eine Zahlung erhalten, damit dieser bei der Wahl zum Präsidenten für den Schweizer stimmte. Für Platini selbst sollte dadurch die Chance, nach einer Amtszeit Blatters Nachfolger zu werden, merklich steigen.
Als die Affäre aufgedeckt wurde, wurde auch Platini für acht Jahre gesperrt. Bei beiden ehemaligen Präsidenten wurde diese Sperre jedoch mittlerweile auf sechs Jahre heruntergesetzt.
Im Interview mit der Sport Bild warf Blatter Infantino vor „die eigenen Leute“ zu hintergehen und das Vertrauen der FIFA zu missbrauchen. Als Präsident müsse Infantino hingegen Vertrauen aufbauen. Eine „zweite Organisation […] die Wettbewerbe verkauft [sei] organisch und statuarisch gar nicht möglich.“
Mit emotionalem Nachdruck betone Blatter weiter, dass man den Fußball nicht verkaufen könne und, dass der Fußball der FIFA nicht gehöre.
Reinhard Grindel (57), der sich bisher insbesondere gegen die Football Leaks Enthüllung rund um die SuperLiga gewehrt hatte, äußerte sich ebenfalls zum Infantino-Skandal:
Es kann nicht sein, dass jeden Tag über neue Gerüchte und Spekulationen gesprochen wird. Ich plädiere dafür, dass Infantino jetzt alle Fakten und Informationen auf den Tisch legt. Es ist wichtig, dass der FIFA-Präsident für Integrität, Transparenz und Compliance steht.
Blatter habe indes große Erwartungen an den Vorsitzenden des DFB. Dieser müsse sich zusammen mit der UEFA „aufbäumen“ und weiter darauf drängen, dass Infantino die Karten offenlegt und keine Details verheimlicht.
Ob Infantino dieser Forderung nachgehen wird, ist mehr als fraglich, denn dieser hüllt sich derzeit nach wie vor in Schweigen. Vielleicht wäre es wünschenswert, dass auch dieses Mal die FIFA Ethikkommission einschreitet und den Präsidenten seines Amtes enthebt. Die Zukunft des Weltfußballs steht auf dem Spiel und man sollte daran festhalten, dass man mit Geld eben nicht alles kaufen kann.