Comeback perfekt: Tiger Woods holt ersten PGA-Titel seit fünf Jahren
Der US-Golfer Tiger Woods (42) feierte am Sonntag vor einem begeisterten Publikum seinen ersten Turniersieg seit 2013. In Atlanta sicherte sich der Spitzensportler den mit neun Millionen US-Dollar dotierten Titel der Tour Championship vor seinem Konkurrenten Billy Horschel.
Tiger Woods ist zurück. Das bewies sein Auftritt in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, bei dem sich auf dem Platz unglaubliche Szenen abspielten. Vor tausenden jubelnden Zuschauern kämpfte sich Woods durch den Par-70-Kurs des East Lake Golf Club von Atlanta. Es war sein 80. Sieg auf der PGA-Tour und sein erster seit August 2013.
269 Schläge: Woods triumphiert über McIlroy
Woods war mit einer Drei-Schläge-Führung in die Finalrunde gegangen. Am Sonntag reichte die abschließende 71-Runde zum Sieg über die Verfolger um Golfstar Rory McIlroy. Tiger Woods schloss mit insgesamt 269 Schlägen ab und blieb somit elf Schläge unter dem Platzstandard. Mit dem Gewinn der mit umgerechnet ca. 7,65 Millionen Euro dotierten Tour setzte er sich gegen die 29 besten Golfer der USA durch.
Für Verfolger Justin Rose reichte an diesem Tag ein geteilter vierter Platz: Er sicherte sich Rang 1 in der FedEx- Cup- Gesamtwertung und kann sich nun über ein Preisgeld von 10 Millionen US-Dollar (rund 8,5 Millionen Euro) freuen.
Zuschauerliebling Woods: Publikum drängt auf den Platz
Auf dem Weg zum finalen Putt auf Par 5 gab es für die Zuschauer kein Halten mehr. Tausende drängten auf den Platz, „Tiger, Tiger“-Rufe erschollen. Während Konkurrent McIlroy kurzzeitig zum Sprint ansetzte, um den Massen begeisterter Fans zu entkommen, genoss der 42-jährige Woods das Spektakel sichtlich. Später gestand er, einen besonders emotionalen Moment erlebt zu haben:
Ich tat mich schwer, auf dem 18. Grün nicht zu weinen. Ich kann nicht glauben, dass ich es geschafft habe. Einfach nur im Wettbewerb zu stehen und in diesem Jahr wieder zu spielen, ist ein wahnsinniges Comeback.
Tatsächlich hat Tiger Woods in den letzten Wochen und Monaten mit überzeugenden Leistungen von sich reden gemacht. Der Gewinn der der Tour Championship bildet den momentanen Höhepunkt eines beeindruckenden Comebacks, das so auch für Experten kaum vorhersehbar war.
Fulminates Comeback nach langer Durststrecke
Noch im vergangenen Jahr, war nicht klar, ob Woods jemals wieder in der Lage sein würde, das Grün auf Wettkampfniveau zu betreten. Heftige Rückenschmerzen hatten dem 14-maligen Major-Gewinner schwere Probleme bereitet: Nachdem er zuvor bereits für anderthalb Jahre hatte pausieren müssen, musste Woods Anfang Februar 2017 bereits nach der ersten Runde des European-Tour-Event in Dubai abbrechen. Zu diesem Zeitpunkt belegte er Platz 674 der Weltrangliste.
Eldrick Tont Woods wurde am 30. Dezember 1975 in Cypress/Kalifornien geboren. Den Beinamen „Tiger“ erhielt er laut eigenen Angaben bereits vor seiner Geburt von einem Freund seines Vaters, der mit diesem im Vietnamkrieg gekämpft hatte. Woods hat afroamerikanische, indianische, chinesische, thailändische und niederländische Vorfahren und ist praktizierender Buddhist.
Bereits als Zweijähriger trat Woods als Golf-Wunderkind im US-Fernsehen auf und gewann mit acht Jahren sein erstes bedeutendes Turnier. Bis heute ist er der jüngste und einzige Mehrfachgewinner des U.S. Junior Amateur Titels und des U.S. Amateurtitels der Männer.
Mit 21 startete Woods seine Karriere als Profi und unterschrieb den mit 40 Millionen US-Dollar bis dato höchstdotierten Werbevertrag der Golfgeschichte.
Heute wird sein Jahresverdienst auf ca. 80 Millionen US-Dollar geschätzt. Damit gehört Tiger Woods zu den bestbezahlten Sportlern der Welt.
Gute anderthalb Jahre später, scheint das Ausnahmetalent die Durststrecke und Operationen körperlich und mental hinter sich gelassen zu haben. Bereits im August lieferte er sich bei der 100. PGA Championship mit einer spektakulären Aufholjagd ein Herzschlagduell mit US-Golfer Brooks Koepka. Letztendlich musste er sich dem 28-Jährigen mit zwei Schlägen Rückstand geschlagen geben und erreichte den zweiten Platz.
Nächste Station: Ryder Cup
Um ihn geht es in Paris: Der Ryder Cup (Ryder Cup at the 2008 PGA Golf Show by Dan Perry is licensed under cc by 2.0)
Dass mit Woods wieder zu rechnen ist, erkannte auch der Teamkapitän der US-Golfer, Jim Furyk. Anfang September erhielt Woods von ihm eine von vier Wildcards für den prestigeträchtigen Ryder Cup vom 28. bis 30. September in Paris.
Für Woods geht es damit zum achten Mal zu dem traditionsreichen Mannschaftsturnier, das alle zwei Jahre zwischen den besten Spielern Europas und der Vereinigten Staaten ausgetragen wird. Das zwölfköpfige US-Team reist als Titelverteidiger in die französische Hauptstadt und gilt als klarer Favorit. Aufgestellt sind neben Woods u.a. PGA- und US-Open-Sieger Brooks Koepka und Master-Champion Patrick Reed. Ob Woods dem Team Glück bringt, wird sich zeigen: Von seinen sieben bisherigen Teilnahmen am Ryder Cup war nur eine erfolgreich. Sechsmal musste er sich den Europäern geschlagen geben.
Nachwehen von „Tigergate“ scheinen vergessen
Dass es in den letzten Jahren nicht rund für Superstar Woods lief, lag nicht an seinen gesundheitlich bedingten Problemen. Im Jahr 2009 beschädigten Berichte über das Privatleben das bisherige Saubermann-Image des Golfstars massiv. Vorwürfe in Bezug auf zahllose außereheliche Affären zierten wochenlang die Schlagzeilen der internationalen Presse. In der Folge des in Anlehnung an die Watergate-Affäre „Tigergate“ genannten Skandals gab Woods im Dezember 2009 seinen Rückzug aus dem Golfsport auf unbestimmte Zeit bekannt. Etliche Sponsoren wie Gilette und PepsiCo setzten die Zusammenarbeit mit Woods aus oder verzichteten ganz auf ihn als Markenbotschafter.
Mit seiner fulminanten Rückkehr aufs internationale Parkett steht nun fest: Mit Tiger Woods ist wieder zu rechnen. Die Fans in Atlanta haben klargemacht, dass sie hinter ihrem Idol stehen und auch für Vertragspartner ist der Sportler, dessen Name noch immer und nun auch erneut für herausragenden Sport steht, sicher wieder eines der attraktivsten Gesichter, die der Golfsport zu bieten hat.