Samstag, 23. November 2024

Lootbox-Phänomen: Drakemall lockt Minderjährige über YouTube

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Drakemall (Quelle: Kinguin)

Die estnische Plattform Drakemall macht mit Youtubern gemeinsame Sache, um ihre Produkte zu bewerben und Kunden auf ihr Portal zu locken. Die Methoden des Unternehmens sind allerdings fragwürdig.

Das Lootbox-Phänomen ist in der Gaming-Welt seit Jahren bekannt und umstritten. Beliebte Spiele wie FIFA oder Fortnite bieten die sogenannten Lootboxen für Kleinstbeträge an. Der Inhalt der Boxen unterscheidet sich allerdings stark in seiner Wertigkeit. Der Zufall bestimmt, welchen Inhalt die Box hat.

Lootbox-Prinzip bei Drakemall

Das estnische E-Commerce-Portal Drakemall hat dieses Prinzip nun auf sein Geschäftsmodell angewandt und verkauft Lootboxen mit unterschiedlichem Inhalt auf seiner Webseite. Eine Box kann ein IPhone X oder eine Playstation 4 enthalten, ebenso kann sie aber auch mit Billigware gefüllt sein. Der Preis bleibt der Gleiche.

Auf der Website sind die unterschiedlichen Boxen aufgelistet. Jede Box beinhaltet 16-20 unterschiedliche Items, die sich in ihrer Wertigkeit sehr stark unterscheiden. Beim Erwerb einer Box bekommt man nur ein einziges Item aus der Liste. Kauft man eine Box, entscheidet das System nach dem Glücksrad-Prinzip, welches Item in die Box kommt.

Hofft der Kunde beispielweise auf ein IPhone X, muss er die sogenannte „Smart Case“-Box für 99,99 US-Dollar erwerben. In dieser Box sind aber außer dem IPhone X für 1.400 Dollar auch andere, deutliche günstigere Produkte enthalten. Der Zufall entscheidet, ob der Kunde das IPhone bekommt, oder beispielsweise nur ein smartes Keybord für 30 Dollar.

Laut eigenen Angaben hat die Plattform mit diesem Geschäftmodell innerhalb von kurzer Zeit 400.000 neue Nutzer gewonnen, was vermutlich auch an der groß angelegten Werbeoffensive auf YouTube liegt.

YouTuber werben weltweit für Drakemall

Drakemall ist seit September 2017 auf dem Markt, erst seit Anfang dieses Jahres wird die Seite allerdings zunehmend populärer. Mit großer Wahrscheinlichkeit kommt der zunehmende Traffic auf der Seite auch mit Hilfe der Werbung prominenter Youtuber zustande.

In Deutschland haben bekannte Stars der Szene wie Heracay (500.000 Follower), Primix (200.000 Follower) und Dadosch (100.000 Follower) Drakemall auf ihren Kanälen beworben. Die vornehmlich minderjährigen Abonnenten werden dabei von ihren Idolen mit dem Spielprinzip der Seite vertraut gemacht und durch knackige Videoüberschriften angelockt.

Heracay und Freundin mit Iphone

Heracay gewinnt Iphone X (Quelle: Youtube)

In einigen Videos der Youtuber bekommen die Stars, angeblich rein zufällig, bei einer Einkaufsrunde für die Zuschauer hochwertige Produkte zugelost. Der beliebte Youtuber Heracay erhält auf seinem Drakemall-Video, das fast 200.000 Mal angeklickt wurde, nach dem Erwerb eines „Smart-Case“ ein IPhone X.

Alles nur Zufall?

Verdacht auf ein abgekartetes Spiel

Die Überschriften der Videos ähneln sich bei den meisten Videos der Youtuber, die für Drakemall werben („Wie ich ein IPhone X bei Drakemall gewonnen habe“). Das Prinzip, im Verlauf des Videos einige Nieten zu ziehen, aber auch eine Box mit dem großen Gewinn (Playstation 4, Rolex, IPhone X), wiederholt sich.

Kritische Stimmen aus der Szene werden lauter. Die Geschäftspraktiken von Drakemall werden zunehmend an den Pranger gestellt.

Kuchen TV hat beispielsweise bereits ein Aufklärungsvideo produziert, in dem auf das fragwürdige Vorgehen des Unternehmens eingegangen wird. Der Macher des Kanals nennt Drakemall eine Abzockerseite und kritisiert explizit Heracay für sein offensichtliches Product-Placement in dem oben erwähnten Video. Kuchen TV selbst wurde ebenfalls eine bezahlte Partnerschaft angeboten:

„Drakemall hat mich bereits zwei Mal kontaktiert. Da das Ganze aber mehr als unseriös ist, bin ich darauf nicht weiter eingegangen“

Partnerschaft nach Skript

Der Youtuber Lennart Erbgut geht in seinem Video sehr detailliert auf die Geschäftspraktiken von Drakemall ein und beschreibt, wie Drakemall versucht habe, ihn selbst von einer Partnerschaft zu überzeugen und welche Vorgaben er dabei bei einer möglichen Zusammenarbeit erfüllen müsse.

Die Youtuber werden genau instruiert, wie sie ihr Video aufzubauen haben und welche Inhalte darin vorkommen sollen. Auch die Überschrift des Videos muss bestimmten Vorgaben entsprechen.

In einem Skript wird der genaue Ablauf des Videos skizziert. Die Partner bekommen 100 Credits für mehrere Einkäufe und sollen im Laufe des Videos einige Nieten ziehen, bevor ihnen schließlich ein großer Gewinn zugelost wird. Im endgültigen Vertrag behält sich Drakemall allerdings das Recht vor, die Gewinne des Youtubers einzubehalten.

Auch der Youtuber Dadosch bestätigt, in einem seiner Videos für Drakemall geworben zu haben und gibt zu, eine Einflussnahme von Drakemall nicht ausschließen zu können.

Vermutlich werden die Konten der Youtuber so manipuliert, dass ihnen zu einem bestimmten Zeitpunkt ein großer Gewinn zugelost wird, den die Stars dann in ihren Videos anpreisen sollen.

Gefahr für Minderjährige

Die Verlockungen für die vornehmlich jungen Abonnenten der Youtuber sind offensichtlich. Für wenig Geld und mit ein bisschen Glück ein hochwertiges Technikprodukt zu ergattern, kann für Teenager äußerst attraktiv sein.

Durch dieses Geschäftsprinzip wird allerdings das in Deutschland geltende Glückspielverbot für Minderjährige unterwandert.