Donnerstag, 21. November 2024

Italiens neue Regierung führt Anti-Glücksspiel Maßnahmen ein

Italien Fahne|Spielautomaten

Italien Fahne

Italiens Regierung geht hart gegen das Glücksspiel vor (Bild: Pixabay)

Italiens neuformierte Regierungskoalition will verstärkt gegen das Glücksspiel vorgehen. Die von Ministerpräsident Luigi Di Maio angeführte Regierung möchte den Glücksspiel-Sektor eigenen Aussagen zufolge künftig sehr viel stärker kontrollieren. Den Anfang soll ein Verbot von Werbeanzeigen für Betreiber von Online Glücksspiel-Seiten machen.

Erste Anti-Glücksspiel Maßnahmen angekündigt

Bereits in ihrem Wahlprogramm hatte die neue Regierungspartei der 5 Sterne Bewegung angekündigt, das Glücksspiel verstärkt unter die Lupe zu nehmen. Diese Initiative wird von Regierungsstellen als Maßnahme gegen die Gefahr der Spielsucht begründet, die insbesondere vom Online Glücksspiel ausginge.

Doch die Aktionen sind gegen die gesamte Glücksspielbranche gerichtet. Eine der ersten Anordnungen war die Vorgabe, die Anzahl von Spielautomaten und Video Lotto-Terminals an öffentlich zugänglichen Orten im gesamten Land um ein Drittel zu reduzieren. Außerdem sollen Betreiber von Glücksspiel und Wetten künftig sehr viel stärker als bisher reguliert werden.

Die Spielautomaten dürfen demnach nur noch an bestimmten Plätzen aufgestellt werden, wovon Bars und Cafés ausgenommen sind. Zudem sollen künftig Mindestabstände zu Schulen und sonstigen Jugendeinrichtungen eingehalten werden, um die Betroffenen vor der Spielsucht-Gefahr zu schützen.

Dies ist eine Beschränkung, die bereits in Deutschland umgesetzt wird. Nach dem hiesigen Spielhallengesetz, welches im Juli 2017 in Kraft trat, müssen Spielhallen und Wettbüros untereinander einen Mindestabstand von 500 Metern wahren. Auch zu schulischen Einrichtungen muss die Entfernung mindestens 200 Meter betragen.

Zudem wird in Italien die Einführung eines Ausweises diskutiert, mit dem sich Spieler identifizieren müssen, bevor sie einen Spielautomaten starten. Damit soll erreicht werden, dass Kinder und Jugendliche zuverlässig vom Spiel ausgeschlossen werden. Zudem könnten auf diese Weise individuelle Ausgabelimits vergeben und zugleich verdächtiges Spielverhalten aufgedeckt werden.

Online Glücksspiel im Fokus

Mit einem Anzeigen-Bann möchte die Regierung erreichen, dass künftig jegliche Form von direkter oder indirekter Werbung, PR, Sponsoring oder Promotion-Aktion für Offline oder Online Spiele mit Echtgeld-Gewinnen verboten wird.

Neben seinem Amt als Regierungspräsident besitzt Di Maio als Minister für wirtschaftliche Entwicklung gleichzeitig die Amtshoheit über Telekommunikation. In dieser Funktion will er eigenen Angaben zufolge darauf drängen, ein derartiges Gesetz schnellstmöglich auf den Weg zu bringen.

Spielautomaten

Im Fokus: Spielautomaten (Bild: Pixabay)

Der Fokus auf den Onlinebereich wird dahingehend begründet, dass Online Spiele eine noch stärkere „negative Wirkung“ als physische Spielautomaten hätten. So könnten die Nutzer online jederzeit zocken, ohne ihre Wohnung dafür überhaupt verlassen zu müssen.

Doch auch physische Spielautomaten sind von der Abneigung Di Maios nicht ausgenommen. Der Ministerpräsident bezeichnete die Spielhallen als „Dark Rooms“, in denen die Spieler dazu verführt würden, möglichst viel Zeit in ihnen zu verbringen. Dies sei ein „destruktives“ Geschäftsmodell.

Di Maio machte bereits deutlich, dass er die Industrie in ihrer Gesamtheit treffen und das Glücksspiel limitieren will. Eine Einschränkung offizieller Betriebe würde Regierungsangaben zufolge lediglich dazu führen, dass das Glücksspiel in die Illegalität abwandern würde. Auch dies gelte es zu verhindern.

Online Glücksspiel in Italien sehr populär

In Italien erfreuen sich Glücksspiele in Casinos oder auf Onlineseiten sowie Sportwetten außerordentlich großer Beliebtheit. Bezogen auf die getätigten Einsätze je Einwohner rangiert das Land in Europa neben Irland und Finnland unter den Top-3 und liegt im internationalen Vergleich auf Platz fünf.

Die angekündigten Maßnahmen treffen den Glücksspiel-Sektor in einer äußerst erfolgreichen Zeit. So wuchsen die Umsätze bei Online Casinos und Online Sportwetten im Mai im Vergleich zum Vorjahr um knapp 10 Prozent, während die Gewinne gar um über 40 Prozent zunahmen. Die gesamte Branche erzielte in 2016 Umsätze in Höhe von 96 Milliarden Euro, was bezogen auf die Einwohnerzahl einem Vielfachen der Einsätze deutscher Spieler entspricht. So erzielte allein der Bereich für registrierte Online Sportwetten im Mai 2018 Einnahmen von 518 Millionen Euro.

Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, wurden in Italien erst im März dieses Jahres 120 neue Lizenzen für Betreiber von Online Glücksspiel und Casinos vergeben. Der Staat durfte dafür damals Einnahmen im mittleren zweistelligen Millionenbereich verbuchen.