Rechtsstreit zwischen Gordon Vayo und PokerStars
Für Gordon Vayo geht es um 700.000 US-Dollar (Bild: 888poker)
Gebannt schaut die Pokerwelt zurzeit in Richtung Kalifornien. Dort geht es jedoch ausnahmsweise nicht um ein mit Millionen US-Dollar dotiertes Turnier, sondern um eine brisante rechtliche Auseinandersetzung. Anfang Mai reichte der 30-jährige Pokerprofi Gordon Vayo, alias holla@yoboy, Zivilklage gegen PokerStars ein.
Bei der Klage handelt es sich um die Forderung nach Auszahlung eines Gewinns, den Vayo beim SCOOP 2017 erspielt hatte. Damals räumte der Spieler satte 692.460,93 US-Dollar ab. Zusätzlich fordert der Poker-Pro Zinsen und eine Entschädigung für die unterlassene Auszahlung.
Die entscheidende Frage: Wo befand sich Vayo während des Turniers?
In seiner Klage gibt Vayo an, dass ihm PokerStars den Gewinn unrechtmäßig verweigere. Es geht dabei um die strittige Frage, von wo aus sich der Spieler während des Turniers eingeloggt hatte.
Rechtlich ist die Situation so, dass derartige Turniere für US-Bürger in den USA verboten sind. Vayo behauptet allerdings, dass er sich während der fraglichen Zeit in Kanada aufhielt und somit völlig legal gewann.
PokerStars widerspricht dieser Darstellung und fügt zum Beleg die Auswertung von VPN-Daten an. Anhand dieser sei ersichtlich, dass sich der Pokerprofi während des Turniers in den USA befand und von dort aus in das Spielgeschehen eingriff. Die Poker-Plattform gibt dazu bekannt:
„Wir können das aktuell schwebende Verfahren nicht kommentieren. Als Betreiber der weltweit am stärksten kontrollierten Webseite für Poker tragen wir Verantwortung zur Gewährleistung fairer und sicherer Bedingungen für unsere Spieler, weshalb wir unsere Nutzungsbedingungen vollständig durchsetzen. Wir werden zum Schutz unserer Kunden auch weiterhin umfassende Sicherheitsmaßnahmen durchführen.“
Gordon Vayo seit vielen Jahren erfolgreich
Der Streit markiert vorerst höchstwahrscheinlich das Ende einer einträglichen Partnerschaft. Seit 2006 spielt Vayo bei PokerStars. Und das mit einigem Erfolg, denn in dieser Zeit hat er dort bei Onlineturnieren immerhin 2,5 Millionen US-Dollar gewonnen.
Vayo mit Millionengewinn bei der WSOP
Auch bei Live-Events ist der Spieler mit einigem Erfolg aktiv, denn er strich dort bisher einen Gesamtgewinn von gut 6,2 Millionen US-Dollar ein. Dabei war sein mit Abstand größter Erfolg das Erreichen des zweiten Platzes bei dem „November Nine“ Main Event der WSOP 2016. Der Gewinn betrug damals stattliche 4,6 Millionen US-Dollar. Überhaupt war 2016 sein finanziell bisher einträglichstes Jahr. So gewann er neben den WSOP-Millionen beim „No-Limit Hold’em 2,5 Milion Dollar GTD“ weitere 587.120 US-Dollar.
Im Vergleich zu seinen bei Live-Events erspielten Gewinnen mag die strittige Summe, um die es nun geht, nicht gigantisch erscheinen. Doch 700.000 US-Dollar dürften auch für einen Pokerprofi wie Gordon Vayo ein Betrag sein, auf den er nicht so gern verzichten mag.
Ein Prozess ist fraglich (Bild: Pixabay)
Falls die Sache vor Gericht geht, wird in Kalifornien verhandelt. Das könnte sich als durchaus lukrativ für Vayo herausstellen, da er bei einer Entscheidung zu seinen Gunsten mit einer Entschädigung rechnen darf, welche das bis zu Dreifache der eingeklagten Summe betragen kann. Im besten Fall könnte Vayo also drei Millionen US-Dollar zugesprochen bekommen.
Doch auch PokerStars hat Grund, einem etwaigen Rechtsstreit mit Gordon Vayo optimistisch entgegenzublicken. Bei einem ähnlichen Fall entschied ein Gericht gegen den Pokerprofi Jake Schindler, der ebenfalls entgangenes Preisgeld einklagen wollte.
Dieser hatte behauptet, sich bei einem Onlineturnier außerhalb der USA aufgehalten zu haben. Doch mittels einer Geolocation-Software konnte ihm nachgewiesen werden, dass er während des Turnier innerhalb der USA online gespielt hatte. Auf dieses System greift PokerStars nun erneut zurück, um seine Position zu untermauern.