Hessen bietet Therapieprogramm für Spielsucht bei Senioren an
Auch Senioren leiden an Spielsucht. (Bild: pixabay.com)
Das Thema Spielsucht ist unweigerlich mit Glücksspielen verbunden, wird jedoch von Politik, Anbietern und Unternehmern sowie der Gesellschaft sehr ernst genommen. In Deutschland ist pathologisches Glücksspiel vor allem unter jungen Männern verbreitet. Doch auch ältere Menschen können unter Spielsucht leiden. Um diesen bestmöglich zu helfen, hat die Median Klinik im hessischen Bad Hersfeld ein spezielles Therapieprogramm entwickelt. Das sogenannte +50 Konzept für Senioren und Seniorinnen ist auf die Bedürfnisse älterer, suchtkranker Menschen zugeschnitten und beinhaltet beispielsweise ein Lebensresümee, Beschäftigungstherapien mit Gartenarbeit oder Computern und die Integration von Angehörigen.
Bei einer Spielsucht im Alter sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen. Derzeit werden in Bad Hersfeld 20 Personen mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren behandelt.
Keine Umschulung im Alter mehr
Das +50 Konzept der Median Klinik in Bad Hersfeld richtet sich an Menschen zwischen 50 und 80 Jahren, die entweder Rentner oder Hausfrauen sind, sich im Vorruhestand befinden oder aber in einem Alter arbeitslos geworden sind, in dem eine Rückkehr auf den Arbeitsmarkt nicht mehr realistisch ist.
Der große Unterschied bei der Therapie von Senioren im Vergleich zu jüngeren Menschen ist die Tatsache, dass sie nicht mehr ins Erwerbsleben integriert werden müssen. Vielmehr müssen das bisherige Leben in der Gesamtschau betrachtet und Alternativen für das Suchtmittel geboten werden.
+50 Konzept ist speziell auf Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten
Anstatt den Fokus der Therapie auf das Erlernen eines Berufs auszurichten, der als Ersatz für das Glücksspiel dienen soll, beschäftigt sich das +50 Konzept vor allem mit Methoden und Aktivitäten, die älteren Menschen helfen, nicht in die Isolation zu geraten:
„Die altershomogene Gruppe fördert das Wir-Gefühl und stärkt die Kontakt- und Beziehungsfähigkeit. Ein weiterer Schwerpunkt der Behandlung ist die Erarbeitung einer Tagesstrukturierung, das Entdecken und die Weiterentwicklung von Fähigkeiten und die Vorbereitung auf ein erfülltes Leben mit sozialen Kontakten.“
Dabei arbeiten die Patienten stets in ihrer eigenen Gruppe, sodass Menschen im gleichen Alter und mit ähnlichen Erfahrungen gemeinsam behandelt werden können. Wie bei jeder Suchttherapie geht es auch im +50 Konzept darum, die eigene Situation zu akzeptieren und sich ihr zu stellen. Scham und Abkapselung sollen durch ein aktives Sozialleben und neue Kontakte ersetzt werden. Durch das Erlernen neuer Beschäftigungen und psychologische Hilfestellungen können Betroffene zudem eine neue Tagesstruktur abseits des Glücksspiels entwickeln.
Kreative Gestaltung, Hobbys und Bewegung
Der Katalog bei der Behandlung von Suchterkrankungen, Medikamenten- oder Alkoholsucht miteingeschlossen, umfasst unter anderem die folgenden Angebote:
Beschäftigungstherapie wie Gartenarbeit, leichte Renovierungsarbeiten, Gesellschaftsspiele oder Computerkurse
Kreativtherapie wie Seidenmalen, Töpfern, Malen oder Handarbeit
Bewegungs- und Entspannungstherapie wie Nordic Walking, altersgerechte Gymnastik, Ballspiele oder Kegeln
Familien- und Angehörigenseminare
Im Rahmen der Soziotherapie können Senioren auch Tierheime besuchen, in ein Mehrgenerationenhaus ziehen oder Ausflüge zu Museen und Bibliotheken unternehmen.
Senioren spielen besonders gerne Bingo
Bingo ist bei älteren Menschen beliebt (Bild: bild.de)
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung untersucht zusammen mit dem Deutschen Lotto- und Totoblock regelmäßig die Verbreitung von Spielsucht in der Bevölkerung. Das Marktforschungsinstitut Forsa befragt zu diesem Zweck jedes Mal über 10.000 Menschen im Alter von 16 bis 70 Jahren. Als besondere Risikogruppe stellten sich in den vergangenen Jahren nicht Senioren, sondern junge Männer heraus. Das Spiel der Wahl sind in ihrem Fall meist Sportwetten. Aber auch Menschen mit einem niedrigen Bildungsgrad sowie jene mit Migrationshintergrund kristallisierten sich als anfällig für eine Spielsucht heraus. Ältere Menschen stellen hinegen eine relativ kleine Gruppe dar, die sich in ihren Vorlieben von anderen, jüngeren Spielern unterscheidet.
Junge Menschen spielen bevorzugt an Spielautomaten oder besuchen Wettbüros. Spielautomaten bergen dabei nach wie vor das höchste Suchtrisiko, während Spiele wie Lotto kaum gefährlich sind. Die Gründe dafür liegen unter anderem in der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Online Slots, während Lotterieziehungen immer zu festen Zeiten stattfinden. Im Vergleich zu jüngeren Menschen unterscheiden sich die Vorlieben von Senioren in diesem Punkt jedoch. So spielen Senioren zwar auch Casinospiele wie Spielautomaten, doch traditionelle und klassische Spiele werden häufiger gewählt. So spielen ältere Menschen besonders gerne Lotto, Rubellose und Bingo.