Spanien treibt pokerspielenden Schachprofi in den Ruin
In Spanien muss ein Schachspieler eine halbe Million Steuern nachzahlen. (Bild: pinterest.coom)
Der spanische Schachspieler Francisco Vallejo Pons soll den Behörden in Spanien nachträglich über 500.000 Euro Steuern für Online Poker zahlen. Das Finanzamt beruft sich dabei auf ein altes Gesetz, das mittlerweile abgeschafft wurde. Es schreibt vor, dass Gewinne aus Online Glücksspielen einer 47%igen Steuer unterliegen. Entscheidend ist dabei, dass Verluste nicht einberechnet werden. Aus diesem Grund werden auch Spieler zur Kasse gebeten, die im Endeffekt keinen Gewinn erzielt haben.
Bereits seit zwei Jahren befindet sich Francisco Vallejo Pons im Streit mit den spanischen Behörden. Nun veröffentlichte er eine persönliche Stellungnahme auf seiner Facebook Seite und macht seinen Fall damit publik.
Kurzes Gastspiel im Online Poker
Francisco Vallejo Pons (Bild: wikipedia.org)
Francisco Vallejo Pons spielt seit seinem 5. Lebensjahr Schach. Er ist mehrfacher spanischer Meister sowie Spieler der Nationalmannschaft des Landes. Mit 16 Jahren holte er seinen ersten Titel, den er 2016 zum letzten Mal verteidigte.
Neben dem Schachspiel hatte er sich 2011 zeitweise an Online Poker versucht. Da es sich bei Poker im Gegensatz zu anderen Spielen um kein reines Glücks-, sondern auch um ein Geschicklichkeits- und Strategiespiel handelt, schlagen sich viele ehemalige Schachspieler erstaunlich gut in dieser Disziplin. Bei Francisco Vallejo Pons war dies jedoch nicht der Fall.
Steuerbehörde verlangt Nachzahlung trotz Verlusten
Auf Facebook erklärte der Schachprofi in einem ausführlichen Post seine Situation. Dort heißt es unter anderem:
„Wenn du das Pech hattest, 2011 zu spielen, dann kann dein Leben jetzt zerstört sein.“
Francisco Vallejo Pons hatte 2011 kurzzeitig Online Poker gespielt. Insgesamt fuhr er dabei einen kleinen Verlust ein, sodass er sich nach kurzer Zeit entschied, nicht weiterzuspielen.
Während seiner aktiven Spielzeit hatte er zwischenzeitlich jedoch Guthaben von über 1 Million Euro auf seinem Konto gesammelt. Das betreffende Gesetz setzt für diesen Betrag eine Steuer in Höhe von 47 % an. Dass der Schachspieler sich das Geld nie hat auszahlen lassen, sondern sogar wieder verloren hat, spielt dabei keine Rolle.
Spanien ignoriert Nettogewinne
Korrekterweise wenden die meisten Länder in diesem Fall das Prinzip der Nettogewinne an. Dabei werden Einsätze und Gewinne gegeneinander aufgerechnet. Spanien führte dieses Modell jedoch erst 2012 ein. Das neue Gesetz gilt jedoch nicht rückwirkend, sodass Francisco Vallejo Pons‘ Lage unverändert bleibt. Auf Facebook schreibt er:
„Ich habe ein bisschen Online Poker gespielt, aber nicht gezockt. Ich habe alles verloren, ungefähr ein paar tausend Euro, und dann habe ich aufgehört zu spielen. 2016 kam das Schreiben vom Finanzamt, in dem man eine sechsstellige Summe von mir forderte! Mehr als eine halbe Million Euro, weil ich Poker gespielt und verloren habe. Das klingt wie ein böser Witz, ist es aber nicht. In diesem Moment hat eine Lawine begonnen, die alles unter sich begräbt.“
Angstzustände und Hautausschlag
Das Problem mit der spanischen Steuerbehörde zwang ihn nach eigener Aussage sogar, seine Teilnahme am European Individual Chess Championship in Georgien abzubrechen. Dort hätte er sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren können.
Seit 2016 belaste ihn der Druck, den die Behörden auf ihn ausüben, so der Spanier. Daher könne er sich auf nichts Anderes mehr konzentrieren. Auf Facebook schreibt er:
„Seit 2016 habe ich mit Anwälten zu tun, muss zu Terminen mit dem spanischen Finanzamt und habe begonnen, Turniere abzusagen. Aufgrund der starken seelischen Belastung habe ich Hautausschlag bekommen und musste mein Engagement bei der Nationalmannschaft beenden. Ich kann dem Druck nicht länger standhalten und hatte in mehr als einem Spiel schon Tränen in den Augen.“
Die Behörden sollen bereits sein gesamtes Erspartes eingezogen haben. Dabei sollen sie sich der Lage vollkommen bewusst sein, so der 35-jährige Schachmeister. Seine Verluste miteinberechnen wollen sie dennoch nicht. Stattdessen gingen die Forderungen weiter. Daher könne er auch seine lebensbedrohlich kranke Mutter nicht mehr unterstützen und ihr die nötigen Behandlungen finanzieren.