Freitag, 22. November 2024

Illegales Glücksspiel: Polizei in Österreich kämpft gegen Reizgas und Elektrofallen

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Die Finanzpolizei in Österreich kämpft gegen illegales Glücksspiel und manipulierte Spielautomaten. (Bild: kurier.at)

In Österreich greifen Betreiber von illegalen Glücksspiellokalen zu immer brutaleren Mitteln, um eine Kontrolle zu vermeiden. So werden Beamte immer öfter mit Reizgas oder Elektrofallen konfrontiert, wenn sie Geräte kontrollieren wollen.

Das Thema illegales Glücksspiel ist ein großes Problem in der Alpenrepublik. Allein im vergangenen Jahr beschlagnahmte die Polizei 2.820 illegale Spielgeräte. Kontrolliert worden waren dazu 1.491 Betriebe. Die Zahl von fast 3.000 konfiszierten Automaten stellt einen Anstieg von besorgniserregenden 131 % im Vergleich zum Vorjahr dar. Neben dem fehlenden Spielerschutz handelt es sich bei illegalen Spielzimmern auch um einen Fall von Steuerbetrug. Straftatbestände wie Menschenhandel, Waffengeschäfte und Beschaffungskriminalität sind darüber hinaus ernstzunehmende Randerscheinungen der illegalen Spiellokale.

Automaten werden ferngesteuert

In Österreich ist die sogenannte Finanzpolizei für die Durchsetzung des geltenden Glücksspielgesetzes zuständig. Dieses beinhaltet auch den Punkt Spielerschutz. In diesem Zusammenhang müssen Betreiber bestimmte Auflagen erfüllen und beispielsweise Grenzen hinsichtlich Einsatz- und Gewinngrenzen einhalten. In Wien wurden beispielsweise bereits Geräte sichergestellt, die innerhalb weniger Tage einen unerlaubt hohen Umsatz von 40.000 Euro verzeichnet hatten.

Ein weiterer Indikator für illegales Glücksspiel ist die Fernbedienung von Geräten. Auf diese Weise steuern die Betreiber die Automaten und das Spiel unterliegt nicht mehr dem Zufallsprinzip. Nachweisbar sind solche Mechanismen besonders gut bei noch eingeschalteten Geräten. Dies ist ein weiterer Grund, warum die Betreiber illegaler Spiellokale die Polizei solange wie möglich von den Automaten fernhalten wollen, sodass sie Spuren der Manipulation rechtzeitig entfernen können.

Barrikaden, Reizgas und Stromstöße

Beamte der Finanzpolizei brechen eine Tür auf

Beamte bei der Arbeit (Bild: kurier.at)

Die Methoden der Betreiber werden immer heimtückischer, wenn es darum geht, unerwünschte Kontrollen der Finanzpolizei abzuwenden. So werden etwa die Türen und Zugänge zu Hinterzimmern und illegalen Automatenspielen dermaßen verbarrikadiert, dass die Beamten nur mit extra Ausrüstung ins Innere vordringen können. Erst dieser Tage war in Wien die Hilfe eines Schlossers notwendig, um eine Spezialtür mit eingebauten Magnetplatten öffnen zu können.

Einmal im Inneren, erwarten die Gesetzeshüter außerdem weitere Hindernisse, darunter mit Stromleitungen präparierte Türen, die den Polizisten bei Berührung Stromstöße versetzen. Und auch die Spielautomaten selbst können bei einer Kontrolle gefährlich werden. So hat es bereits Fälle gegeben, in denen manipulierte Geräte Reizgas ausgeströmt haben. Jüngst wurde in Wien zudem eine Nebelrakete sichergestellt. Die Einsatzkräfte rücken daher nur noch mit Gasmasken an, um Verletzungen zu vermeiden.

Um präparierte Automaten zu öffnen, ist außerdem immer häufiger eine Flex nötig, da sich die Geräte anders nicht mehr untersuchen lassen. Einige Betreiber lassen ihre Geräte sogar in die Wand einbetonieren, um den Blick ins Innere und einen Abtransport zu verhindern. Auch filmen Betreiber die Beamten unerlaubt bei ihren Einsätzen, um sie später leichter identifizieren zu können.

Grenze zu organisierter Kriminalität verschwimmt

Beschlagnahmte Spielautomaten in Österreich

Beschlagnahmte Geräte (Bild: salzburg24.at)

Das Finanzministerium von Österreich, die übergeordnete Behörde der Finanzpolizei, erklärte bereits, im Kampf gegen illegales Glücksspiel enger mit der regulären Polizei zusammenarbeiten zu wollen. Grund dafür sei auch, dass die Grenze zur organisierten Kriminalität in diesem Bereich immer verschwommener werde. So soll es sich teils um mafia-ähnliche Strukturen handeln, bei denen Strohmänner für die Drahtzieher im Hintergrund arbeiten. Solche Banden können Millionengewinne am Staat vorbeischleusen. Sie stammen sowohl aus Österreich als auch vom Balkan oder aus Tschechien, Ungarn und der Slowakei. Trotz des massiven Widerstandes der Betreiber wolle man sich nicht von seiner Arbeit abhalten lassen, sondern entschlossen weiter gegen illegales Glücksspiel im Land vorgehen, so Finanzpolizeileiter Wilfried Lehner.

Die Arbeit der Finanzpolizei bleibt jedoch in vielen Fällen ein Tropfen auf dem heißen Stein. 2017 fanden die Beamten einen Lagerraum mit 600 illegalen Geräten. So werden konfiszierte Automaten bereits am nächsten Tag durch neue ersetzt und das Spiel geht problemlos weiter.