Loot Box Diskussion auch in Deutschland angekommen
Prof. Dr. Michael Piazolo (rechts) fordert im Namen der Freien Wähler eine Altersbeschränkung für Loot Box Spiele. (Bild: landtag.bayern.de)
Die Kontroverse um sogenannte Loot Boxes in Videospielen hat in den letzten Tagen nicht nur die Branchennews, sondern auch die breitere Öffentlichkeit beschäftigt. Nachdem Belgien die Boxen mittlerweile offiziell als Glücksspiel klassifiziert hat und europaweit verbieten lassen will, äußern sich auch andere Länder zum Thema, darunter auch Deutschland.
Bei Loot Boxes handelt es sich um virtuelle Überraschungseier, die in Spielen wie Overwatch und Star Wars Battlefront II entweder freigespielt oder aber gegen Geld über sogenannte Mikrotransaktionen gekauft werden können. Letztere Möglichkeit sowie die Tatsache, dass der Inhalt einer Loot Box ungewiss und dem Spieler vor Kauf nicht bekannt ist, hat den Verbraucher- und Jugendschutz sowie letztendlich die Politik auf den Plan gerufen.
Jetzt wurde bekannt, dass auch der Bayerische Landtag in seiner letzten Sitzung am 29. November mehrere Dringlichkeitsanträge verschiedener politischer Parteien, darunter CSU und SPD, zur Loot Box Problematik bearbeitet hat. Die Anfragen zielen alle auf die Vereinbarkeit von Loot Boxes mit dem Jugendschutz sowie auf die Frage, ob es sich bei dem Spielmechanismus um Glücksspiel handelt. Die Freien Wähler fordern in diesem Zusammenhang sogar eine Änderung des Jugendschutzgesetzes.
Spiele mit Loot Boxes in Bayern nur noch ab 18
Loot Box bei Overwatch (Bild: mic.com)
Die Freien Wähler drängen den Landtag in ihrem Antrag „Jugendschutz bei Computerspielen ausweiten“ auf eine Änderung des bayerischen Jugendschutzgesetzes. Eine solche sollte nach Ansicht der Partei eine Altersbeschränkung für Spiele mit Loot Box Mechanismen enthalten und als Freigabealter 18 Jahre bestimmen.
Die Freien Wähler fordern, dass Loot Boxes, die für den Spielverlauf sehr wichtige Gegenstände, Ausrüstungsgegenstände und Funktionen enthalten, nicht gegen Geld verkauft werden dürfen. Erspielbare Extras seien im Gegensatz dazu unbedenklich. Sobald aber minderjährige Spieler dahingehend beeinflusst würden, dass sie den Drang und das Gefühl verspürten, nur gegen den Einsatz von Geld über ihre Gegner triumphieren zu können, werde die Lage gefährlich, kritisierten die Freien Wähler. In dem Dringlichkeitsantrag heißt es dazu:
„Hier wird der soziale Druck unter Kindern und Jugendlichen zum Nachteil derer instrumentalisiert. In der Fachwelt wird dieses Spielprinzip deshalb auch unter dem Begriff „Pay 2 Win“ – Zahle um zu gewinnen –zusammengefasst.“
Suchtgefahr bei Minderjährigen bannen
Prof. Dr. Michael Piazolo, der medienpolitische Fraktionssprecher der Freien Wähler, gab über eine Pressemitteilung außerdem bekannt, dass seine Partei vor allem eine Glücksspielsucht im Kindesalter verhindern wollte:
„Denn gerade Kinder und Jugendliche werden dadurch einem starken emotionalen Druck ausgesetzt: Obwohl sie das jeweilige Spiel längst gekauft und voll bezahlt haben, sollen und müssen sie zusätzlich Geld investieren, um weitere Spielelemente per Zufall zu erwerben. Das widerspricht allen Vorstellungen zum Schutz der Jugend vor Glücksspiel und fördert vielmehr noch die Glücksspielsucht bereits in jungen Jahren.“
Der Antrag der Freien Wähler wurde im Endeffekt zwar abgelehnt, dafür jedoch zwei nachgereichte Anfragen von CSU und SPD zugelassen. In Bayern wird nun die sogenannte Kommission für den Jugendmedienschutz aktiv. Diese wird die Transparenz bei Computerspielen evaluieren und gesetzliche Handlungsspielräume ermitteln sowie Aufklärungsempfehlungen aussprechen, die dann von der Politik umgesetzt werden können.
SPD und CSU folgen Beispiel der Freien Wähler
Nachdem der Dringlichkeitsantrag der Freien Wähler abgelehnt wurde, zogen in Bayern auch CSU und SPD nach. Ihre Anfragen wurden im Gegensatz zum Initialantrag der Freien Wähler sogar positiv beschieden. So fordern die Sozialdemokraten vom Staat ein Aktivwerden zur Frage:
„Welche konkreten Suchtgefährdungen von Kindern und Jugendlichen [er] erkennt und welche gesetzgeberischen Handlungsmöglichkeiten und Handlungsaufträge [er] sieht: mit Blick auf das Jugendschutzgesetz, auf die Leitlinien für die Prüfung und Altersfreigabe durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) und die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) und mit Blick auf den Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV).“
Mit dieser Frage wird sich nun neben der Jugendmedienschutzkommission auch die bayerische Landesregierung unter Führung der CSU beschäftigen.
So funktionieren Loot Boxes
Ob es sich bei Loot Boxes um Glücksspiel handelt, diskutieren aktuell mehrere europäische Länder, darunter neben Belgien auch die Niederlande, Frankreich und Großbritannien. Die belgische Glücksspielaufsichtsbehörde stufte die Boxen bereits als Glücksspiel ein. Die Freien Wähler vergleichen das Prinzip der Loot Boxes in ihrer Anfrage ebenfalls mit einem solchen:
„Das Prinzip der Beuteboxen ähnelt dabei einem Glücksspiel, bei dem eine Kiste käuflich erworben wird, deren Inhalt zuvor nicht bekannt ist, sondern per „Zufall“ zusammengestellt wird. Besonders „wertvolle“ – Im Sinn des Spielverlaufs und der Spielinhalte – Elemente sind entsprechend seltener „erspielbar“. Im Falle des beispielhaft o.g. „Star Wars: Battlefront 2“ sind zudem Elemente über solche Beuteboxen erwerbbar, die ansonsten nur aufwändig innerhalb des Spiels erspielt werden müssten, die den Spielcharakter jedoch entscheidend aufwerten lassen, um erfolgreicher im Spielgeschehen abschneiden zu können.“
Loot Boxes können neben kosmetischen Upgrades auch Ausrüstungsgegenstände, besondere Fähigkeiten, Waffen oder neue Figuren beinhalten. Die Hersteller der Spiele, darunter Blizzard und Electronic Arts, haben vermehrt betont, dass es sich bei ihren Boxen um kein Glücksspiel handele.