Donnerstag, 21. November 2024

Suizid-Untersuchungen durch britische Glücksspiel-Aufsicht?

Gambling Commission Schriftzug Die Glücksspiel-Aufsicht UKGC soll sich schriftlich an Sportwetten-Betreiber gewandt haben (Quelle: gamblingcommission.gav.uk)

Medienangaben zufolge soll die britische Glücksspielaufsicht UKGC mehrere Fälle von Suizid untersuchen, die in Zusammenhang mit problematischem Glücksspiel stehen könnten.

Dies berichtet die Boulevardzeitung Daily Express unter Berufung auf ein angeblich geleaktes Schreiben. In diesem soll die Behörde mehrere Sportwetten-Betreiber um weitergehende Informationen gebeten haben.

Glücksspiel-Aufsicht bittet um Mithilfe

Der Daily Express bezieht sich in seiner aktuellen Berichterstattung [Seite auf Englisch] auf den britischen Branchen-Newsletter Earnings+More.

Dessen Verantwortlichen zufolge sei das fragliche Schreiben bereits in der vorletzten Woche mehreren Glücksspiel-Lizenznehmern zugegangen. In diesem bitte die UKGC namhafte Sportwetten-Betreiber um Informationen zu zehn namentlich aufgeführten Personen.

Hierbei handele es sich um Suizidenten, deren Selbsttötung medial in Verbindung mit dem problematischen Glücksspiel gebracht worden sei.

Die UKGC wünsche sich nun Aufklärung darüber, ob die Genannten ein Kundenkonto bei den angefragten Betreibern besessen hätten. Der Daily Express zitiert, dass die Aufsichtsbehörde die Buchmacher darauf hinweise, dass sie sie

… zum jetzigen Zeitpunkt lediglich bitte[n], Ihre Kundendatenbank zu überprüfen und uns mitzuteilen, ob Sie irgendwelche Aufzeichnungen über eine Kundenbeziehung zu einer dieser Personen haben.

Insofern die Anbieter die Betroffenen in ihren jeweiligen Datenbanken auffänden, wünsche sich die UKGC weitere Informationen zu Art und Dauer der Kundenbeziehung. Auch bitte sie um „Klärung, ob […] Bedenken über spielbezogene Schäden bekannt waren“ und darüber, ob die Betreiber bereits vor der Anfrage von der jeweiligen Selbsttötung der Betroffenen gewusst hätten.

Verantwortliche halten sich bedeckt

Laut Daily Express habe sich die UKGC auf Anfrage bislang nicht zu der mutmaßlichen Untersuchung geäußert. Dass eine solche möglicherweise eingeleitet worden sein könnte, scheint jedoch nicht unwahrscheinlich.

Die Verbindung von Suizid und Spielsucht beschäftigt Experten und Öffentlichkeit in Großbritannien bereits seit geraumer Zeit.

Bei einer der in der mutmaßlichen Anfrage der UKGC aufgeführten Personen soll es sich um den ehemaligen Fußball-Profi Joey Beauchamp (†50) handeln. Der Spieler, der einst bei West Ham und Oxford United Erfolge feierte, war im Februar tot aufgefunden worden. Rechtsmedizinische Untersuchungen bestätigten den Suizid-Verdacht.

Medienangaben zufolge [Seite auf Englisch] habe Beauchamp bereits seit geraumer Zeit mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt. Bereits 1998 hatte er Medienvertretern gegenüber ein problematisches Spielverhalten bei Sportwetten durchblicken lassen.

Auch der Branchenverband Betting and Gaming Council habe sich nicht im Detail zu einer möglichen Anfrage der UKGC äußern wollen. Einem Sprecher zufolge handele es sich bei jedem Suizid um „eine schreckliche Tragödie“. Die Glücksspiel-Betreiber seien jedoch weder in der Lage noch sei es richtig, einzelne Fälle zu kommentieren.