Freitag, 22. November 2024

Krankenkassen-Bericht: Deutlich mehr Gaming als vor Corona

Mann mit Controllern vor Bildschirm auf Couch Vor allem Männer zockten mehr als vor Corona (Quelle: unsplash.com/Humphrey Moleba)

Laut einer Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) hat sich die Corona-Zeit deutlich auf das Computerspielverhalten der Deutschen ausgewirkt. Wie die gesetzliche Krankenversicherung gestern bekanntgab, habe dies eine beim Forschungsinstitut forsa in Auftrag gegebene Umfrage ergeben. Besonders betroffen seien Männer.

Regelmäßiges Gaming weitverbreitet

Wie die KKH mitteilt, gebe es beim Gaming nach wie vor deutliche Unterschiede der Geschlechter. Mit 61 % zockten knapp zwei Drittel der deutschen Männer regelmäßig an Computer, Konsole oder mobilem Endgerät. Bei den Frauen seien es mit 44 % nicht einmal die Hälfte.

Laut KKH seien die Werte deutlich höher als vor dem Beginn der Pandemie. So habe jeder achte Mann angegeben, aktuell mehr Zeit mit dem Spielen zu verbringen als in Vor-Corona-Zeiten. Bei den Frauen sei es jede 13. gewesen.

Trotz der Zunahme des Computerspiels im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten weisen die Verantwortlichen auf eine gewisse Normalisierung des Spielverhaltens hin. So habe eine ähnliche Erhebung während des Lockdowns im Jahr 2020 ergeben, dass jeder fünfte Gamer deutlich mehr spiele als zuvor. Von den Gamerinnen habe damals jede achte erklärt, verstärkt Zeit in Computerspiele zu investieren.

Auch in der Intensität des Spiels unterschieden sich Männer und Frauen. Zwar hätten jeweils 18 % der Befragten angeben, täglich zu spielen, auf die Woche gerechnet zocke jedoch ein Drittel der Männer an mindestens zwei Tagen. Bei den Frauen sei es ein Viertel gewesen.

Deutliche Geschlechterunterschied beim Gaming

Noch deutlicher sei unterschiedliches Spielverhalten bei der Länge des Konsums zu erkennen. So zeige ein Blick auf die Spielzeit am Wochenende, dass über die Hälfte der männlichen Spielenden mindestens eine Stunde pro Tag ins Gaming investierten. Bei den Frauen bewege sich der Wert bei rund einem Drittel.

KKH Grafik Gaming Spielzeiten

Laut KKH gibt es deutliche Unterschiede bei den Spielzeiten von Männern und Frauen (Quelle: kkh.de)

Mit 16 % sei der Anteil der Männer, die samstags und sonntags mindestens zwei Stunden spielten, doppelt so hoch wie der der Frauen. Fünf und mehr Stunden spielten immerhin noch 9% der männlichen Befragten. Bei den weiblichen sei 1%.

Michael Falkenstein ist Experte für Suchtfragen bei der KKH. Er erklärt im Statement:

Spielen bis zum Umfallen – das ist offenbar immer noch die Ausnahme. Süchtig nach Computerspielen ist jemand, der seine Familie und Freunde, die Schule oder die Arbeit vernachlässigt, der sich wegen des ständigen Spielens schlecht ernährt, kaum noch schläft, Hobbys und sportliche Aktivitäten sausen lässt.

Im Regelfall dienten Computerspiele zumeist dem „Spaß, Zeitvertreib, Stressabbau und Abschalten vom Alltag“. Vorsicht sei jedoch geboten, wenn über das Spiel Misserfolge im Alltag kompensiert würden. So nutzten besonders Menschen mit geringem Selbstwertgefühl beispielsweise Online-Rollenspiele, „um sich von Frust und Unsicherheit zu befreien“.

Falls sich dies in exzessivem Spiel niederschlage und zur Sucht führe, so der Experte, sei es wichtig, die dahinterliegenden Faktoren zu ermitteln und gegebenenfalls Hilfe in Anspruch zu nehmen.