Paddy Power in der Kritik für PR-Aktion zu Wimbledon
Der Cerne Abbas Giant nach seinem Makeover von Paddy Power. (Bildquelle)
Der irische Buchmacher Paddy Power hat sich mit seinem letzten PR-Coup nicht nur Freunde gemacht. Normalerweise ist das Unternehmen für seine ausgefallenen und provokanten Aktionen bekannt, doch dieses Mal handelten sich die Marketingmanager von Paddy Power die Kritik des National Trusts ein. Auslöser für die Empörung der Gesellschaft für Natur- und Kulturschutz ist die „Entartung“ des Cerne Abbas Giants, einer gigantischen Kalkfigur, die bei Dorset in den Boden gegraben ist. Paddy Power hat die Keule in der Hand der Figur in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durch einen Tennisschläger samt Ball ersetzt sowie das eigene Logo eingefügt. So wolle man Wimbledon feiern und Andy Murray zum zweiten Kind gratulieren. Die Änderungen seien nicht von Dauer und stellten keine Gefahr für das Kulturdenkmal dar, erklärte Paddy Power. Als Wiedergutmachung hat der Buchmacher dem National Trust 5.000 Pfund gezahlt.
Tennisschläger für Kulturdenkmal
Paddy Power verfolgt mit seinen PR-Stunts eine klare Linie. Um auf seine Wettmärkte aufmerksam zu machen, lassen sich die kreativen Köpfe bei Paddy Power immer wieder kuriose Aktionen einfallen, die regelmäßig für Aufsehen sorgen. Erst kürzlich ließ der Buchmacher eine gigantische Statue von Theresa May an der Küste Dovers errichten, um so seine Wettmärkte zu den Brexit-Verhandlungen zu bewerben. Mit dem Tennis-Makeover des Cerne Abbas Giants soll jetzt der Beginn der Tennis-Saison eingeläutet werden sowie der britischen Nummer 1 der Weltrangliste, Andy Murray, ein gutes Gelingen bei Wimbledon gewünscht werden. In gewohnt ironischer Manier erklärte der Unternehmenssprecher zur jüngsten Aktion, die übrigens auch in einem Video vorgestellt wird:
„Es war offensichtlich, dass der Cerne Abbas Giant aufgeregt war, als er von Andy Murrays Baby-News erfuhr. Was gab es für uns also besseres, als den Tennisstart für ihn mit einem Schläger und einem Ball einzuläuten?“
Um den Riesen mit seinem Tennis-Equipment auszustatten, brauchte es ein sechsköpfiges Team sowie rund drei Stunden. Mit Nachsichtgeräten ausgestattet verarbeiteten die Männer 255 m² Plane und 250 Heringe. Die ursprünglichen Linien wurden dabei nicht verändert, sondern lediglich mit der Plane überdeckt. Die anstehenden Tennisaktionen bei Paddy Power und den anderen Buchmachern werden übrigens mit einem Wettaufkommen von 740 Millionen Euro veranschlagt, womit ein neuer Rekord erreicht werden würde.
Fruchtbarkeitssymbol auf dem Rasen Dorsets
Bei dem Cerne Abbas Giant handelt es sich um eine in den Boden gescharrte Kalkfigur, die einen Mann mit einer Keule und einem enormen Phallus darstellt. Die Größe der Zeichnung beträgt 55 Meter. Seine Herkunft ist unbekannt. Das gleiche gilt für sein Alter. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass der Riese aus dem 17. Jahrhundert stammt. Es gibt jedoch auch Theorien, nach denen die Figur von den Kelten oder aus der Römerzeit stammen soll. Der Volksglaube sieht in dem gigantischen Mann ein Fruchtbarkeitssymbol und Rituale besagen, dass Paaren ihr Kinderwunsch mit Hilfe des Riesens erfüllt wird. Vor allem der National Trust war über das unsensible Vorgehen seitens Paddy Power nicht erfreut und äußerte Sorgen zu potenziellen Nachahmern:
„Der Cerne Abbas Giant ist geschützt. Und wir sind sehr besorgt angesichts von PR-Aktionen, die dazu führen können, dass dieses fragile Kulturrelikt in Zukunft erneut beschädigt wird.“
Paddy Power versicherte der Kultur- und Naturschutzorganisation, dass sein Eingreifen keinerlei Einfluss auf die Figur habe und sich die neuen Linien schnell und einfach wieder entfernen ließen. Eine kleine Wiedergutmachung in Form von 5.000 Pfund erhielt der National Trust ebenfalls.